Wien ergreift Maßnahmen gegen urbane Hitzeinseln – „die beste Klimaanlage kommt aus der Natur“
Im dicht bebauten Gebiet ist es bei einer Hitzewelle nochmals deutlich heißer und drückender. Asphalt, Beton und Dächer sorgen dafür, dass die Temperaturen im direkten Umfeld noch weiter steigen. Es entstehen städtische Hitzeinseln (Urban Heat Islands). Das Phänomen nimmt durch den globalen Klimawandel noch weiter zu, sofern nicht städtebauliche Gegenmaßnahmen getroffen werden, um diese Entwicklung zumindest abzumindern. Grundlage ist der „Urban Heat Islands Strategieplan Wien“.
Umweltststadträtin Ulli Sima: „Wien ist eine der ersten Städte Europas, die dieses Thema nicht nur gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft und einigen anderen europäischen Städten erforscht, sondern auch gezielte Gegenmaßnahmen entwickelt hat und nun Schritt für Schritt umsetzt.“
Mehr Grünräume für die wachsende Stadt
Städtische grüne Infrastruktur verringern den Effekt des lokalen Aufheizens deutlich: Dazu zählen Parks, landwirtschaftliche Flächen, offene Wasserflächen, Alleen und begrünte Gebäude. Die Möglichkeiten zur Reduktion der Hitzeinseln reichen von der laufenden Erhöhung des Grünanteils in Straßen und Freiräumen über die Begrünung und natürliche Kühlung von Gebäuden, der Erhöhung des Anteils offener Gewässer in der Stadt bis hin zur Beschattung von Freiräumen und Wegen.
Um die Hitze in der Stadt deutlich abzumindern, setzt Wien unter anderem auf Fassadenbegrünungen. Die Pflanzen an den Hauswänden „schwitzen“ bei Sonneneinstrahlung. Dabei verdunstet das in der Pflanze gespeicherte Wasser und wird an die Umgebung abgegeben. So wird die unmittelbare Umgebung abgekühlt.
Im Winter besitzen dauergrüne Rankpflanzen einen Isolationseffekt und helfen, Heizkosten zu sparen. Eine durchdacht angelegte Pflanzenhülle ist zudem ein natürlicher Schutzschild gegen Schlagregen und UV-Strahlung und kann damit die Lebensdauer einer Fassade erhöhen.
Bei Fassaden-, Dach- und Innenhofbegrünungen oder einem Regenwassermanagement mit offenen Wasserflächen können die Bewohner der Stadt selbst mithelfen, das lokale Klima in der Stadt deutlich zu verbessern.
Ursachen der Hitzeinseln
Wie Untersuchungen zeigten, sind es mehrere Faktoren, die urbane Hitzeinseln verstärken: Gebäude und versiegelte Oberflächen speichern die Energie stärker als natürliche Oberflächen. Denn bei bewachsenen Flächen kühlen Verdunstungsprozesse die Umgebung.
Dazu kommt noch die Abwärme aus Betrieben, Klimaanlagen und Kraftfahrzeugen. Nicht zuletzt sind die bebauten Flächen eine Barriere für den Luftaustausch und blockieren das „kühle Lüfterl“ aus den umliegenden Wäldern und Landflächen. Eine weitere Folge ist, dass dicht bebaute Flächen in der Nacht nicht so gut abkühlen.
Im Schnitt führt das zu einem Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land von bis zu zwölf Grad. Wie die Aufzeichnungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigen, kann in Wien die Temperaturdifferenz zwischen der Inneren Stadt und den Randbezirken vier bis fünf Grad betragen.
Gleichzeitig zeigen sich die Folgen des Klimawandels auch in Wien: Gab es zwischen 1961 und 1990 noch im Durchschnitt 9,6 Hitzetage pro Jahr, so stieg dieser Wert bis 2010 bereits auf durchschnittlich 15,2 Hitzetage. Von einem Hitzetag wird gesprochen, wenn die Tagestemperatur die 30 Grad-Marke überschreitet.
->Quelle und weitere Informationen: