BDEW veröffentlicht Strom- und Gaszahlen 2012
Hildegard Müller: 2013 wichtiges Jahr für Energiepolitik
- Stromverbrauch leicht zurück gegangen
- Stromerzeugung leicht gestiegen
- geschätzter Export-Überschuss: 23 Mrd. kWh
- Einsatz von Gas in Kraftwerken eingebrochen
Siehe auch Kolumne: „Solide Arbeit statt leerer Panikmache“
.Der Stromverbrauch in Deutschland ist 2012 leicht um 1,4 Prozent zurückgegangen, während der Gasverbrauch geringfügig um ein Prozent gestiegen ist. Die Brutto-Stromerzeugung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent. Diese Entwicklungen sind unter anderem auf die insgesamt kältere Witterung im Vergleich zum Vorjahr, den Schalttag im vergangenen Jahr sowie auf eine verhaltene konjunkturelle Entwicklung zurückzuführen. Das geht aus ersten Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für 2012 hervor.
Positiver Trend bei Erneuerbaren
Der positive Trend beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hat sich fortgesetzt: ihr Anteil an der Brutto-Stromerzeugung betrug nach BDEW-Angaben 2012 rund 21,9 Prozent (2011: 20,3). Bemerkenswert ist der neuerliche Anstieg bei der Photovoltaik, die von 3,2 Prozent auf 4,6 Prozent gestiegen ist. Der Anteil der Kernenergie ging auf 16 Prozent zurück (17,7). Steinkohlekraftwerke trugen im vergangenen Jahr voraussichtlich 19,1 Prozent (18,5) der Brutto-Stromerzeugung bei. Braunkohlekraftwerke bleiben die stärkste Erzeugungsart mit 25,6 Prozent (24,6). Auf einen Anteil von rund 6 Prozent (5,3) kommen Heizöl, Pumpspeicher und sonstige Anlagen.
Erdgas um 27 % eingebrochen
Der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung ist im vergangenen Jahr von 13,6 auf 11,3 Prozent signifikant gesunken, teilte der BDEW mit. Allein in den ersten zehn Monaten ist der Einsatz von Erdgas in Kraftwerken, in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung und in Heizwerken um 14 Prozent zurückgegangen. Bei der alleinigen Betrachtung der Stromerzeugung in Kraftwerken ist der Einsatz von Erdgas um fast 27 Prozent regelrecht eingebrochen. „Diese Entwicklung beim Einsatz von Gaskraftwerken verdeutlicht die kritische wirtschaftliche Situation, in der sich gegenwärtig Betreiber von Gaskraftwerken befinden. Darauf weisen wir seit längerem hin“, erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, in Berlin.
Aktuelle Gründe dafür seien sowohl die zunehmende Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien als auch die weiterhin bestehende Differenz zwischen Kohle- und Gaspreisen. Dies sorge neben weiteren Faktoren dafür, dass zunehmend Gaskraftwerke aus der Merit Order, also der Reihenfolge der Kraftwerkseinsätze nach Wirtschaftlichkeit, gedrängt werden. Diese Effekte seien auch der wesentliche Grund für den starken Anstieg der physikalischen Stromflüsse ins Ausland im Jahr 2012.
Export-Überschuss von ca. 23 Mrd. kWh
Nach vorläufigen BDEW-Zahlen für Januar bis Oktober 2012 weisen diese im Saldo einen Überschuss ins Ausland von rund 17 Mrd. kWh auf. Erste Schätzungen des Branchenverbands für das gesamte Jahr gehen von einem Überschuss in Höhe von 23 Mrd. kWh (gegenüber 6 in 2011) aus. Der weitaus größte Teil des Anstiegs ist auf den Austausch mit den Niederlanden zurückzuführen. Dort werden überwiegend Gaskraftwerke betrieben. Die europäische Merit Order hat dazu geführt, dass auch dort Gaskraftwerke aus dem Markt gedrückt wurden und im Gegenzug günstigerer Kohlestrom aus Deutschland bezogen wurde.
„Wir haben beim Stromaustausch ins Ausland einen historischen Höchstwert erreicht. Allerdings ist es ein Trugschluss zu glauben, dass wir deshalb unbekümmert in Sachen Versorgungssicherheit sein können. Das können wir nicht, da es immer auf den Ort und den Zeitpunkt des Stromangebots und der Stromnachfrage ankommt. Strom muss jederzeit an jedem Ort verfügbar sein. Durchschnittsbetrachtungen bringen uns also nicht weiter. Diesen Entwicklungen muss baldmöglichst Rechnung getragen werden. 2013 ist ein wichtiges Jahr für die Energiepolitik in Deutschland. Wir müssen dieses Jahr für wichtige Diskussionen und Vorarbeiten für die Zeit nach der Bundestagswahl nutzen“, erklärte Hildegard Müller.
Weiterentwicklung des EEG wichtig
So sei die Weiterentwicklung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in diesem Jahr wichtig: „Wir sollten alle Spielräume innerhalb des EEG nutzen, um die Ausbauziele nach den Kriterien Effizienz und Versorgungssicherheit auszurichten“, erklärte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Gleichzeitig gehe es darum, den konventionellen Erzeugungsmarkt weiterzuentwickeln. Spätestens 2015 müsse politisch eine grundsätzliche Entscheidung zum Marktdesign der Zukunft getroffen werden. „Der BDEW wird zur Frage des künftigen Marktdesigns und damit auch der Integration erneuerbarer und fossiler Energien einen Vorschlag machen. Dabei werden wir auch darüber nachdenken müssen, wie wir für die Zukunft einen Markt für gesicherte Leistung schaffen können“, so Müller.
Nationales Forum Energiewende vorgeschlagen
Darüber hinaus ist es von zentraler Bedeutung, die Koordination und Steuerung der Energiewende weiter zu verbessern. „Dazu bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung gerade im Bund-Länder-Dialog und eines fairen Interessenausgleichs für alle Beteiligten. Wir haben deshalb zusammen mit dem WWF einen Vorschlag gemacht, wie sichergestellt werden kann, dass dauerhaft alle Akteure am Gelingen der Energiewende mitwirken können. Die Einrichtung eines ‚Nationalen Forums Energiewende‘ kann auch kurzfristig für Impulse und Stabilisierung sorgen“, betonte Hildegard Müller.
Es sei ein unaufgeregter Interventionsmechanismus für die Umsetzung der Energiewende erforderlich. Dieser könnte mit dem Forum organisiert werden. Müller: „Das Nationale Forum Energiewende soll den ständigen Austausch zwischen der politischen Führung von Bund und Ländern gewährleisten und zugleich den Austausch mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen verstetigen. Dieses Forum braucht natürlich ein starkes nationales Mandat, zum Beispiel mit einem Beschluss des Deutschen Bundestags. Auch die Bürger könnten auf diese Weise besser in die Energiewende einbezogen werden und die damit verbundenen Maßnahmen verstehen.“
->Quelle: www.bdew.de