Shell koppelt Boni an CO2-Emissionen

Kritische Aktionäre noch zurückhaltend

Royal Dutch Shell will den CO2-Ausstoß seiner Energieprodukte verringern und knüpft Manager-Gehälter und Boni an bestimmte Nachhaltigkeits-Vorgaben. Wie der Ölmulti mitteilte, werde ab 2020 bis 2050 jährlich ein Zielwert für drei oder fünf Jahre festgesetzt. Über die Maßnahmen soll die Hauptversammlung 2020 entscheiden. Ein Nachhaltigkeitsbericht soll die Ergebnisse dokumentieren. Das anglo-niederländische Unternehmen hat den Schritt auf Druck der Investoren unter der Leitung des Vermögensverwalters Robeco und des Church of England Pensions Board getan. Die Unternehmen sagten, dass sie „der Klimawandel als eines der größten systemischen Risiken der heutigen Gesellschaft“ betrachteten.

Bildmontage © Solarify

Shell hatte schon 2017 bekannt gegeben, man wolle die CO2-Emissionen bis 2050 halbieren. Kritischen Aktionären, die sich unter dem Namen Follow This organisieren, war das nicht weitreichend genug. Die Aktionärsgruppe stützte sich dabei auf Berechnungen von Wissenschaftlern, nach denen der CO2-Ausstoß bis 2050 auf null reduziert werden müsse.

Dem Portal NiederlandeNet der Universität Münster zufolge bleibt unklar, „wie ernst Shell es mit dem neuen, weitaus grüneren Firmenimage meint. Bis heute kann der Konzern nicht vorlegen, mit welchen kurz- und mittelfristigen Zielen er den CO2-Ausstoß zu halbieren gedenkt.“ Deshalb mache eine weitere Aktionärsgruppe namens Climate Action 100+ nun Stimmung. Bei Climate Action 100+ seien vor allem Großaktionäre wie Vermögensverwalter, Rentenfonds oder Versicherungen organisiert, die es auf eine stolze Aktiensumme von 32 Billionen Euro brächten. Besonders engagiert bei Climate Action 100+ sei etwa der Rentenfonds ABP, der sich für eine Kopplung der Managerboni an den CO2-Ausstoß aussprach. Durch dieses neue Belohnungssystem wären rund 1.200 Mitarbeiter im Topmanagement betroffen. Konkret bedeutet die Neuregelung, dass die Managerboni schmelzen, sobald der CO2-Ausstoß des Unternehmens steigt. Reduziert Shell hingegen die Emissionen, verdienen die Manager mehr. Stimmt die Aktionärsversammlung zu, tritt die Boni-Kopplung 2020 in Kraft.

Beim Spitzenmanagement sei die Aktion auf offene Ohren gestoßen. Shell-CEO Ben van Beurden habe die Neuregelung „fortschrittlich“ genannt: „Wir haben eine Methode gefunden, um langfristige Klimaziele in kurzfristige zu übersetzen und dies in unser Belohnungssystem einzubauen“, so Van Beurden gegenüber der niederländischen Rundfunkanstalt NOS. Und: „Wir unternehmen wichtige Schritte, um unseren Net Carbon Footprint-Ansatz in die Tat umzusetzen, indem wir uns kurzfristige Ziele setzen“.

Nun hofft Climate Action 100+, dass auch andere Großkonzerne diesem Beispiel folgen. Auch der Rentenfonds ABP, der federführend an der Ausarbeitung beteiligt war, möchte seine eigenen Aktionäre zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2020 bewegen. Shell selbst hat überdies angekündigt, die Mitgliedschaften in Lobby-Organisationen zu evaluieren. Im ersten Quartal 2019 wird der Ölkonzern bekanntgeben, aus welchen Lobbys er austreten will.

Church of England: „Maßstab für den Rest des Öl- und Gassektors“

Laut Adam Matthews, Direktor für Ethik und Engagement der Pensionskasse der Church of England, setzt der Schritt von Shell „einen Maßstab für den Rest des Öl- und Gassektors“. Er sagte der BBC, dass es „den Nutzen des Engagements – die langfristigen Interessen institutioneller Investoren mit dem Wunsch von Shell, an der Spitze des Energiewandlungsprozesses zu stehen – in Einklang bringt“. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, fügte hinzu: „Während sich die Regierungen bei den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen in Polen treffen, freue ich mich über eine einzigartige Ankündigung zum Klimawandel zwischen Investoren und einem der größten Unternehmen der Welt – Royal Dutch Shell. „Ich freue mich, dass die Pensionskasse der Church of England mit anderen Investoren und dem Management von Shell zusammengearbeitet hat.“

[note Solarify fragt sich, was da am Ende für ein Geschäftsmodell herauskommen soll – CO2-freies Öl und Gas?]

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