Polen beginnt umzusatteln – auf Offshore-Wind

Mehr als 2,5 GW geplant

Polen ist Kohlestromland – schon immer. Jetzt aber –  nicht nur angesichts der Kritik im Zusammenhang mit der Weltklimakonferenz COP24 in Katowice, sondern auch unter dem Druck gestiegener Preise für CO2-Zertifikate im Europäischen Emissionshandel  – schwenkt der Energieversorger Polska Grupa Energetyczna (PGE), der Strom bisher vor allem aus Kohle erzeugt hat, allmählich auf Offshore-Windenergie um: Das staatliche Unternehmen plant in der Ostsee zwei Windparks mit insgesamt 2,55 Gigawatt.

Auf der PGE-Internetseite lud das EVU am 06.12.2018 Partner ein, Windparks in der Ostsee zu bauen: „Als erste Stufe des Offshore-Programms der PGE-Gruppe sucht die PGE nach einem strategischen Partner für die Vorbereitung, den Bau und den Betrieb von Windparks in der Ostsee mit einer Gesamtleistung bis 2.545 MW“, heißt es dort. Die PGE beabsichtige, „schließlich bis zu 50% der Anteile an zwei Zweckgesellschaften zu verkaufen, die die Offshore-Projekte vorbereiten und diese mit dem Partner auf Joint Venture-Basis weiter betreiben“. Der erste Strom aus diesen Offshore-Vermögenswerten soll bereits 2025 produziert werden, „und die erste Investition wird im folgenden Jahr in die kommerzielle Betriebsphase gehen. Die erste Stufe des Offshore-Programms von PGE wird bis zu vier Millionen Haushalte mit Strom versorgen.

Am 05.12.2018 hatte die PGE Group laut Webseite bereits „mehr als ein Dutzend potenzieller Geschäftspartner mit Erfahrung in dieser Art von Investitionen zu Gesprächen“ eingeladen. Die geplante erste Stufe des Offshore-Programms des Konzerns umfasse den Bau von Offshore-Windparks

  • mit 1.500 MW Leistung in einem unter eine Konzession der Elektrownia Wiatrowa Baltica-2 fallenden Gebiet und
  • mit 1.045 MW in einem von Elektrownia Wiatrowa Baltica-3 kontrollierten Gebiet,

ca. 25-30 km von der Küstenstadt Leba (Foto re., 110 km nordwestlich von Danzig) entfernt.

Lokalen Medienberichten zufolge hat die PGE ein Dutzend Energieunternehmen zu Geboten aufgefordert, darunter Eon, Innogy, Vattenfall, Orsted und Iberdrola. Pläne für Offshore-Windparks vor der polnischen Küste hatten zuvor bereits der heimische Ölkonzern PKN Orlen und die norwegische Gesellschaft Statoil (heute Equinor) bekannt gegeben.

PGE verlangt, dass der Partner über entsprechende Erfahrung bei der Umsetzung dieser Art von Investitionen auf dem europäischen Markt verfügt, und in der Lage ist, die Projekte in ihren technischen Aspekten und im Auftragnehmer-Management zu unterstützen sowie Know-how in diesem Bereich mit PGE teilt.

Ab 2020 strategische PGE-Entwicklungsoption

Offshore-Windparks stellen nach 2020 eine der strategischen Entwicklungsoptionen der PGE-Gruppe dar. Das Unternehmen holt derzeit die erforderlichen Umweltgenehmigungen ein, untersucht die Windverhältnisse und führt Vorbereitungen für Stromeinspeisung und andere technische Arbeiten durch. Auch die Vorbereitungen für geologische Voruntersuchungen laufen.

„Windmessungen in der Ostsee im Bereich der geplanten Investition laufen seit Januar 2018. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen sehr gute Windverhältnisse für die untersuchten Gebiete. Die geschätzten Windgeschwindigkeiten an unseren Standorten könnten 9 m/s überschreiten“, sagt Henryk Baranowski, CEO der PGE Polska Grupa Energetyczna. Das Offshore-Projekt werde sich positiv auf die gesamte polnische Wirtschaft auswirken, neue Arbeitsplätze schaffen und die Entwicklungsindustrie (einschließlich Schiffbau und Stahlindustrie) fördern. Nach Berechnungen von McKinsey & Company würde die Nutzung des Offshore-Marktpotenzials in Polen (ca. 6.000 MW bis 2030) in den Jahren 2020-2030 umgerechnet ca. 60 Mrd. polnische Z?oty (= 14 Mrd. €) zum BIP beitragen.

Die PGE erwartet im nächsten Jahr eine positive Entscheidung über die Umweltbedingungen für den Windpark. Denn das Ausbauprogramm für Offshore-Windparks steht im Einklang mit dem polnischen Energieprogramm 2040, das kürzlich mit Konsultationen in Gang gesetzt wurde und Offshore als eines der wichtigsten Instrumente zur Erreichung der Ziele für Erneuerbare Energien bezeichnet.

Die PGE-Gruppe habe – so teilt sie mit – mit der Diversifizierung ihrer Stromerzeugungsquellen begonnen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Bereitstellung von jeweils 1.000 MW Offshore-Windkapazität werde die CO2-Emissionen in der polnischen Wirtschaft um 4 Mio. t/a reduzieren, also ca. 100 Mio. t während der gesamten 25-jährigen Lebensdauer des Windparks.

Die PGE-Gruppe engagiert sich neben der Strom- und Fernwäremerzeugung im Strom-Groß- und Einzelhandel , CO2-Zertifikaten und Gas und betreibt ein elektrisches Verteilnetz. 2009 kündigte die Unternehmensleitung an, zwei Kernkraftwerke in Polen zu bauen. Das Unternehmen war bis Ende 2011 am litauischen Kernkraftwerk Visaginas beteiligt. 2018 wurde bekannt, dass das Unternehmen sich dazu entschlossen habe, sich weitgehend aus den Atomkraftwerksplanungen zurückzuziehen. Stattdessen wolle sich die PGE stärker auf Offshore-Windparks in der Ostsee konzentrieren.  Derzeit ist die PGE laut eigenen Angaben größte Produzentin von Ökostrom in Polen und besitzt 14 Onshore-Windparks, 29 Wasserkraftwerke, 4 Pumpspeicherwerke und eine Photovoltaikanlage am Berg ?ar Die installierte Gesamtleistung dieser Anlagen liegt bei etwa 2.190 MW.

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