Größte Batterie der Welt vorerst auf Eis

Strom aus Sole – nicht im Weltmaßstab

Die Oldenburger hatten den Mund etwas zu voll genommen. Das Prinzip war zwar bekannt, doch die Zutaten waren neu und die Größenordnung einzigartig: Zusammen mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena*) wollte Deutschlands fünftgrößter Energieversorger EWE die größte Batterie der Welt bauen. Daraus wird vorerst nichts. Einer Meldung von mdr-info zufolge wurde „das riesige Projekt zunächst einmal abgesagt“. EWE wollte ausgediente Salzkavernen dafür nutzen. Projektleiter di Nardo sagt, man sei überzeugt, dass die Technologie Potenzial hat. Nur der Kavernen-Akku als größte Batterie der Welt sei „doch eine Nummer zu groß gewesen“.

Weltweit berichteten damals die Medien über eine Pressemitteilung von EWE („Energie speichern – Power auf Vorrat“). Doch EWE hat das Vorhaben inzwischen unbemerkt von der Öffentlichkeit gestoppt. Projektentwickler Timo di Nardo nennt vor allem wirtschaftliche Gründe. Mit der Situation, wie es sich momentan in der Energiewirtschaft abzeichne, sei es sehr schwierig mit dem Thema Speicherung an sich Geld zu machen. „Und diese Technologie, die man hier etabliert, ist komplett neu, die gab es vorher nicht, die muss ja irgendwie bezahlt werden“. Dementsprechend sei es für solche Großprojekte momentan schwierig zu sagen, wie sich die Zukunft entwickele.

*) Im Center for Energy and Environmental Chemistry Jena (CEEC) wird an der Batterie der Zukunft gearbeitet. Die Forschungsthemen, die im Forschungsneubau CEEC Jena II bearbeitet werden sollen, betreffen innovative materialchemische und werkstofftechnische Konzepte für neue Batterien, gedruckte Solarzellen und integrierte Bauteile sowie intelligente Fassaden. Es geht beispielsweise um die Entwicklung von Batterien der nächsten Generation, „jenseits der aktuellen Lithium-Batterien“, welche sicher und nachhaltig nutzbar sein sollen „und ohne den Einsatz von kritischen Rohstoffen, wie Seltenen Erden, auskommen“, sagt Prof. Ulrich Schubert, der auch an der Entwicklung der größten Batterie der Welt beteiligt war. EWE setzte für die riesige Batterie in unterirdischen Salzkavernen auf die von Schubert und seinem Team in Jena entwickelten Redox-Flow-Batterie-Technologien. Siehe .uni-jena.de/PM170623_CEEC)

Flüssig-Batterien keine Nischentechnologie mehr

Die EWE-Absage ist natürlich ein Rückschlag – vor allem für deutsche Forscher, die seit Jahren an Redox-Flow-Batterien arbeiten, die überschüssigen Ökostrom in Flüssigkeiten speichern. Was fehlte, war eine prestigeträchtige Anwendung. Die hätte auf der Redox-Flow-Batterie basiert, mit zwei Behältern und unterschiedlichen Elektrolyten. Die Universität Jena hat in Salzlake gelöste recyclebare Kunststoffe als umweltschonende Alternativen zu den bislang eingesetzten giftigen Elektrolyten erforscht und dabei mit Behältern von der Größe einer Regentonne gearbeitet.

Die vielversprechenden Forschungsergebnisse brachten Experten bei EWE auf die Idee, die Sache etwas größer zu denken: Als Behälter sollen unterirdische Salzkavernen eingesetzt werden, die normalerweise zur Speicherung von Erdgas dienen und zuweilen so dimensioniert sind, dass der Kölner Dom darin Platz fände. EWE verfügt insgesamt über 38 solcher Kavernen.

Eine Stunde lang Berlin versorgen

Nach umfangreichen Vortests, so hatten die EWE-Experten gehofft, hätte 2023 erstmals eine solche Kavernenbatterie zur Verfügung stehen und den bisherigen Speichermarkt gründlich umkrempeln können. Die gespeicherte Energiemenge hätte ausgereicht, um eine Großstadt wie Berlin eine Stunde lang mit Strom zu versorgen. Der offizielle Projektname setze sich aus den englischen Begriffen brine (Sole) und power (Leistung) zusammen: brine4power oder kurz b4p.

Pressemeldung vom 22.11.2018: Wegweisender Test für weltgrößte Batterie erfolgreich EWE GASSPEICHER: Politik muss Rechtssicherheit für Stromspeicher schaffen

„Es ist sicher noch zu früh, um von einem Durchbruch zu sprechen. Wir haben aber bei der Entwicklung der solebasierten Batterie einen wichtigen Meilenstein erreicht, weil eine der zentralen Schlüsselkomponenten in aktuellen Tests alle Anforderungen erfüllt hat,“ so Peter Schmidt, Geschäftsführer der EWE GASSPEICHER GmbH vor gut einem Jahr vor Journalisten in Berlin. Damals plante die EWE GASSPEICHER GmbH – hundertprozentige Tochter des Oldenburger Energieunterneh mens EWE – mit dem Projekt brine4power die größte Batterie der Welt zu bauen. „Die zu entwickelnden Polymere mussten ganz bestimmte chemische Anforderungen erfüllen: Sie sollten unter anderem in voll mit Salz gesättigter Sole gut löslich sein, eine bestimmte Fließeigenschaft des Sole- Polymer-Gemisches gewährleisten und im gelösten Zustand chemisch und elektrochemisch stabil sein, um Elektronen langfristig binden und abgeben zu können. Diese speziellen Anforderungen haben die von der Friedrich-Schiller- Universität weiterentwickelten Polymere in den nun durchgeführten grundlegenden Vorversuchen mit Original-Sole von EWE erfüllt“, erklärte der Jenaer Chemiker Schubert.

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