„Atomenergie immer bedrohlicher, auch Deutschland gefährdet“

Fell: Wir brauchen endlich einen weltweiten Atomausstieg

Es sei mittlerweile fast zwei Wochen her, dass der ehemalige Chef der US-Atomaufsichtsbehörde NRC (2009-2012), Gregory Jaczko unter dem Titel „I oversaw the U.S. nuclear power industry – now I think it should be banned“ einen Artikel – oder vielmehr einen Brandbrief – in Sachen Atomindustrie in der Washington Post veröffentlicht (siehe: solarify.eu/ich-glaube-jetzt-sie-gehoert-verboten). In seinem Artikel  – so der Energie-Experte Hans-Josef Fell auf seiner Internetseite – beschreibe Jaczko eindrucksvoll seinen Werdegang vom einflussreichen Fürsprecher der Nuklearenergie bis zum absoluten Atomgegner.

Global Energy System – Titel © EWG; LUT;

Als Wissenschaftler sei er fasziniert von der Technologie gewesen, und als er 1999 anfing, Politiker izu beraten, schienen die Vorteile der angeblich klimaneutralen Atomenergie klar die Nachteile der fossilen Energieträger zu überwiegen. 2005 wurde Jaczko Mitglied der NRC, 2009 schließlich von Obama zum Chef der Atomaufsichtsbehörde ernannt und musste nach Fukushima nur zwei Jahre später die verunsicherte US-amerikanische Bevölkerung davon überzeugen, dass Atomenergie sicher sei, vor allem in den USA. Mittlerweile ist er überzeugt, dass die Kosten der Atomenergie „in Leben und Dollar“ einfach viel zu hoch sind, um diese Form der Energiegewinnung noch weiter zu unterstützen oder überhaupt in Erwägung zu ziehen. Jaczko betont das außerordentliche und lebensgefährliche Risiko der Atomenergie und weist eindrücklich auf die zusätzliche Gefahr der atomaren Bewaffnung hin.

Dass die atomare Gefahr auch auf unserer Seite des Atlantiks nach wie vor akut ist, zeigt eine neue Studie Universität Genf und des Genfer „Institut Biosphère“, die im Auftrag der Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs“ (IPPNW) erstellt wurde. Die Wissenschaftler simulierten einen großen Atomunfall in einem von vier Schweizer Atomkraftwerken. Die Ergebnisse sind erschreckend, allein 30%-40% der deutschen Bevölkerung wären in einem solchen Fall radioaktiver Kontamination ausgesetzt.

Diese Studie hat besondere Brisanz, da die besagten Atomkraftwerke zu den ältesten der Welt gehören, mit dem Atomreaktor in Beznau beherbergt die Schweiz sogar den Dienstältesten, am Netz seit 1969. Besagtes Atomkraftwerk befindet sich auf einer erdbebengefährdeten Region, was beim Bau nicht berücksichtigt wurde und dennoch lockerte die Schweizer Atombehörde ENSI im Februar diesen Jahres die Sicherheitsbestimmungen, um den Weiterbetrieb der Atomreaktoren zu ermöglichen.

Diese Studie präsentiert nun wissenschaftlich unangreifbar und erschreckend anschaulich, dass die Gefahr eines „Schweizer Tschernobyls“ stetig wächst. Und eins dürfte klar sein, atomare Unfälle machen nicht an Landesgrenzen halt und so brauchen wir einen europa- und weltweiten Ausstieg aus dieser unverantwortlichen Hochrisikotechnologie. Die Gefahren der Atomkraft dürfen nicht mehr länger ignoriert werden, vor allem, weil die Atomenergie bereits heute keine wirtschaftliche tragbare Alternative zu den Erneuerbaren Energien bietet.

Die Energy Watch Group hat in Ihrer zu Studie „Globales Energiesystem mit 100% Erneuerbaren Energien“ zusammen mit der finnischen LUT University nachgewiesen, dass die Zukunft der Energieversorgung ausschließlich erneuerbar sein kann und dabei kostengünstiger und effizienter, als es die Atomkraft jemals sein kann. Oder, um es abschließend mit den Worten von Gregory Jaczko zu sagen: „Wir haben die Wahl zwischen der Rettung des Planeten und der Rettung einer sterbenden Nuklearindustrie. Ich entscheide mich für unseren Planeten.“

->Quellen: