Europäisches Konsortium entwickelt Verteilkreuz-Konzept, um Offshore-Windenergie mit Wasserstoffspeicher zu erleichtern
Die internationalen Konsortialpartner des North Sea Wind Power Hub (NSWPH) haben am die Ergebnisse der Bewertungsphase eines Projekts vorgestellt, das Wasserstoff in künstlichen Inseln in der Nordsee speichern will – schreibt Nicole Weinhold in einem ausführlichen Berichtin Erneuerbare Energien. Dafür haben sie die Bedingungen für den Bau eines oder mehrerer Windenergie-Verteilkreuze in der Nordsee analysiert, Studien durchgeführt, Szenarien untersucht, Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern, führenden Offshore-Windparkentwicklern und Nichtregierungsorganisationen geführt.
Das Projekt soll den großangelegten Ausbau und die Integration von Offshore-Windenergie in küstenfernen Regionen voranzutreiben. Das soll unter geringstmöglichen Kosten für die Gesellschaft realisiert werden und gleichzeitig eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten. Die Basis dafür ist ein international koordinierter Ausbau von Windenergie-Verteilkreuzprojekten. Dabei sollen außerdem die Anbindung der Windenergie, die Kopplung der Energiemärkte durch Interkonnektoren sowie eine intelligente Integration in das Energienetz an Land, einschließlich Power-to-Gas kombiniert werden.
Auszug aus den wichtigsten Untersuchungsergebnissen:
- Das Windenergie-Verteilkreuzkonzept ist technisch umsetzbar.
- Ein schrittweiser Ausbau von Verteilkreuzen von 10 bis 15 Gigawatt ist der nächste logische Schritt in Richtung eines großen Ausbaus der Offshore-Windenergie.
- Das erste Windenergie-Verteilkreuzprojekt wird voraussichtlich rein elektrisch mit dem landseitigen Netz verbunden und zusätzlich landseitig um eine Strom-in-Gas-Umwandlung (Power-to-Gas) ergänzt werden, um die Flexibilität des Energiesystems zu gewährleisten. Das Projekt könnte in den 2030er Jahre in Betrieb gehen.
- Es erscheint möglich, ein erstes Windenergie-Verteilkreuzprojekt innerhalb des aktuellen rechtlichen Rahmens und Marktdesigns, d. h. der aktuellen Gesetzgebung auf nationaler Ebene und EU-Ebene aufzubauen. Jedoch sind erhebliche Anpassungen der nationalen Verfahrensweisen, Ansätze, Planungs- und anderer Richtlinien erforderlich, um international integrierte Infrastrukturprojekte zu ermöglichen wie das modulare Verteilkreuz-Konzept als Teil einer langfristigen Energiewende für Europa.
- Allen internationalen Studien und Szenarien zufolge reicht die aktuelle Ausbaurate in Europa von Offshore-Wind nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Ein beschleunigter und großangelegter Ausbau ist notwendig.
- Da die Nordsee ein großes Potenzial für Offshore-Windenergie birgt, kann die Umsetzung von 180 Gigawatt Offshore-Wind bis 2045 durch den Ansatz des Konsortiums erreicht werden.
- Ein international koordinierter Ansatz könnte Anschluss und Integration groß angelegter Offshore-Windenergie effektiver und mit erheblich geringeren Kosten umsetzen als bei einer fortgesetzt individuellen nationalen Planung.
- Eine langfristige Marktsicherheit für alle Interessensträger (Stakeholder) ist notwendig, um in die erforderlichen Lieferketten zu investieren und diese aufzubauen.
- Dringende Vereinbarungen zur Entwicklung nachhaltiger Energie aus Offshore-Windenergie für den Zeitraum nach 2030 sind nötig.
- Das Konsortium hat Gespräche und Diskussionen mit Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NRO), politischen Entscheidungsträgern und der Industrie aufgenommen: Enge Zusammenarbeit und Unterstützung sind ebenso wichtig, wie Konsultationsprozesse und internationale Vereinbarungen.
- Appell an politische Entscheidungsträger, Raum- und Entwicklungsplaner zur Findung ausgewogener Entscheidungen, bei denen Umweltbeeinträchtigungen des Offshore-Windenergieausbaus gegen dessen technisch-ökonomische Auswirkungen und die Dringlichkeit der Erreichung der langfristigen Klimaziele abgewogen werden.
- Die Nutzung der Strom-in-Gas-Umwandlung und -Übertragung in Kombination mit der Kopplung mit anderen Sektoren wird vorteilhaft für das Gesamtenergiesystem sein.
Einladung an die Politik
Das Konsortium und die Industrie laden die Regierungen Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande ein, die Einrichtung einer regierungsübergreifenden Konsultationsebene zu erwägen, um Lösungen für die in unserem Bericht angesprochenen Anliegen zu finden, damit das Potenzial der Offshore-Windenergie in der Nordsee zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens genutzt werden könne. Die verfügbare Offshore-Fläche im südlichen Teil der Nordsee ist begrenzt (14.000 Quadratkilometer) und relativ verstreut, wenn man von Wassertiefen bis 55 Meter und einem vollständigen Ausschluss der derzeitigen Nutzungsgebiete (Schifffahrt, Militär, in Betrieb befindliche und geplante Windparks bis 2030 usw.) ausgehe. Eine Mehrfach-Nutzung der Offshore-Fläche und die Berücksichtigung langfristiger Perspektiven (z. B. die Nutzung nach der Stilllegung von Öl- und Gasplattformen) müssten ernsthaft in Betracht gezogen werden, um das Kostensenkungspotenzial eines international koordinierten Ansatzes zu erschließen.
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