Aktivisten protestieren mit Monster-SUV gegen klimaschädliche Hersteller
„Laut einer Greenpeace-Studie emittiert allein VW so viel CO2 wie ganz Australien. Ob es stimmt oder nicht – es befeuert Aktivisten, die am Sonntag die IAA lahmlegen wollen“, schreibt Jens Koenen am 10.09.2019 im Handelsblatt. Demnach verursachen die zwölf größten Autokonzerne während der Produktion und mit den Emissionen ihrer Autos einen CO2-Fußabdruck größer als die gesamte Europäische Union. Gegen weitere klimaschädliche Pkw protestierten 15 Greenpeace-Aktivisten am 10.09.2019 mit einem überdimensionierten Geländewagen vor einem Eingang beginnenden Automesse IAA in Frankfurt.
„Wenn das Klima unumkehrbar zu kippen droht, dürfen Autokonzerne nicht ungerührt weiter Millionen zusätzlicher Diesel und Benziner verkaufen“, sagt Benjamin Stephan, Verkehrsexperte von Greenpeace. „Dieses verantwortungslose Treiben der Konzerne muss aufhören. Wir brauchen eine schmerzhaft hohe Zulassungssteuer für Klimakiller, damit die Verkehrswende endlich vorankommt.“ „In der Werbung betonen sie, wie sehr sie sich um unser Wohlbefinden und unsere Sicherheit sorgen, speziell um das unserer Kinder. Ihre Geschäftsentscheidungen indessen erzählen eine komplett andere Geschichte“, heißt es in der Studie „Crashing the climate“.
Besonders klimaschädliche Autos mit einer deutlichen Steuer zu belegen, ist überfällig: Die Autoindustrie verursacht mit ihren 2018 weltweit verkauften Pkw mehr Treibhausgase (4,8 Gigatonnen/Gt), als alle 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zusammen in einem Jahr ausstoßen (4,1 Gt). Dies zeigt der heute veröffentlichte Greenpeace-Report „Mit Vollgas in die Klimakrise“. Volkswagen ist dabei der weltweit klimaschädlichste Autokonzern, gefolgt von Renault Nissan, Toyota, General Motors und Hyundai-Kia. Der Treibhausgasausstoß der allein im vergangenen Jahr produzierten VW-Autoflotte übersteigt über ihre Laufzeit betrachtet mit 582 Millionen Tonnen den Ausstoß Australiens. Der Bericht kalkuliert den CO2-Fußabdruck der zwölf weltweit größten Autokonzerne, einschließlich der Emissionen durch Produktion, Betrieb, Kraftstoffbereitstellung und Recycling ihrer im Jahr 2018 verkauften Autos.
Nur Ausstieg aus Benzin und Diesel bringt nötigen Fortschritt im Klimaschutz
Während Autohersteller sich auf der IAA einen grünen Anstrich geben wollen, unterstreicht der Greenpeace-Report die enorme Verantwortung der Industrie für die Klimakrise. Der stagnierende Flottenverbrauch der Auto-Industrie zeigt, dass vermeintlich effizientere Verbrennungsmotoren den CO2-Ausstoß der Branche nicht senkt. Der Report zeigt zudem, dass vor allem Hybrid-Modelle dringend nötige Fortschritte im Klimaschutz bremsen. Unabhängige Messungen etwa des ADAC zeigen, dass diese Autos auf der Straße gut doppelt so viel CO2 ausstoßen wie von den Herstellern angegeben. „Die Autokonzerne stellen viel zu langsam auf E-Autos um und setzen dabei auf die falschen Modelle“, so Stephan. „Mit ihren tonnenschweren Steroid-Modellen blockieren Hersteller wie VW, Daimler und BMW weiterhin dringend nötige Fortschritte im Klimaschutz. Klimaverträglichen Verkehr kann es nur ohne Diesel und Benzin und mit deutlich weniger und kleineren Autos geben.“
Das Handelsblatt stellt fest: „Es ist das erste Mal, dass Klimaschützer eine Autoshow derart massiv angreifen. Und es ist deshalb für den IAA-Veranstalter – den Automobilverband VDA – und die Autobranche eine ganz neue Situation. Dort wächst die Sorge, dass getrieben durch die Aktivisten und die aktuelle Klimadebatte, der Individualverkehr insgesamt infrage gestellt wird. Tatsächlich reichen die Forderungen der Klimaschützer von der autofreien Stadt bis hin zur Teilentmachtung der Autoindustrie.“ Auch wenn die heftigen verbalen Attacken nicht bei jedem verfingen, rolle auf die Autoindustrie eine ernste Gefahr zu.
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