Zwischenergebnisse des „Dialogprozess Gas 2030“: BMWi spricht Gas auch langfristig eine zentrale Rolle im deutschen Energiesystem zu.
Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) begrüßt den Austausch zwischen der Bundesregierung, der Wirtschaft und weiteren Stakeholdern zur Diskussion um die zukünftige Rolle gasförmiger Energieträger im Rahmen der Energiewende sowie zur Ableitung konkreter politischer Handlungsempfehlungen. Der Dialogprozess Gas 2030 des BMWi setze dazu einen passenden Rahmen. Jetzt liegen Zwischenergebnisse vor.
Die Erarbeitung einer Gas-Strategie sei notwendig, um sowohl für politische Entscheidungsträger als auch für betroffene Unternehmen bzw. Investoren langfristige Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Allerdings weist der BEE auch auf die Notwendigkeit einer ausgeglichenen Teilnehmerschaft für diesen bzw. für zukünftige Dialoge zwischen der Politik und Stakeholdern hin.
„Gasförmige CO2-freie oder -neutrale Energieträger sind fester Bestandteil der Energiewende,“ so einer der zentralen Sätze im Ergebnispapier des „Dialogprozess Gas 2030“ des BMWi. Denn mit Erneuerbarem Strom allein sei die Energiewende nicht zu schaffen, heißt es in dem Papier. Auch einem baldigen Erdgasausstieg wird eine Absage erteilt. Im Gegenteil: Bis 2030 nehme die Nachfrage nach Erdgas eher noch zu, danach werde Erdgas zunehmend durch CO2-freie oder CO2-neutrale Energieträger, vor allem Wasserstoff, ersetzt werden – dieser weiter von globalen Märkten.
Im Wärmemarkt erwarten die Autoren des Ergebnispapiers nicht, dass grünes Gas andere Energieträger vollständig verdrängt. Angesichts der niedrigen Sanierungsraten sei ein klimaneutraler Gebäudebestand eher Vision.
Forderung des BEE
„Um bis spätestens 2050 den Treibhausgasausstoß vollständig zu reduzieren, muss unsere Energieversorgung schnell und zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energien umgestellt werden. Die Gasinfrastruktur kann in einzelnen Bereichen einen bedeutsamen Beitrag zu einer klimafreundlichen Energieversorgung leisten, wenn sie perspektivisch zu 100 Prozent mit Erneuerbaren Gasen bespeist wird“, kommentiert Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE), laut einer Medienmitteilung die vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegten Zwischenergebnisse des „Dialogprozess Gas 2030“. Dafür müssen sich diese allerdings auch an die Rahmenbedingungen der Energiewende anpassen.
In seiner Stellungnahme zu den Zwischenergebnissen schlägt der BEE eine Unterscheidung der Gase nach ihrem Nutzen für den Klimaschutz vor. Die Potenziale von Biogasanlagen sollten demnach stärker genutzt werden, da sie Erneuerbaren Strom regelbar zur Verfügung stellen und somit die volatile Einspeisung von Photovoltaik und Wind perfekt ergänzen. Als Kohlenstoffquelle bei der nachgelagerten Methanisierung von grünem Wasserstoff hin zu synthetischem Methan spielt Biogas ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Bundesregierung ist daher aufgerufen, einen passenden Rechtsrahmen für die Branche zu schaffen.
Der Einsatz von Wasserstoff ist nur dann klimapolitisch sinnvoll, wenn dieser mittels Elektrolyse ausschließlich durch den Einsatz von Strom aus Erneuerbaren Energien gewonnen wurde, nicht auf Basis von fossilem Erdgas. „Der Einsatz von Erdgas darf den notwendigen Umstieg auf direkt genutzte Erneuerbare Energien oder Erneuerbare Gase nicht blockieren oder verzögern“, fordert Peter. Strombasierte Gase seien auch kein klimapolitisches Allheilmittel, so die BEE-Präsidentin weiter. Klimapolitisch sinnvoll ist deren Einsatz dort, wo keine vollständige Elektrifizierung zu erwarten oder der Einsatz Erneuerbarer Energien noch eingeschränkt ist. Hierzu zählen vor allem der Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr sowie die Bereitstellung von industrieller Prozesswärme auf einem hohen Temperaturniveau.
Deutlich hinterfragt werden müsse die vom Bundeswirtschaftsministerium pauschal skizzierte Rolle der Gasversorgungsstruktur in der dezentralen Wärmeversorgung. „Wer seinen alten fossil befeuerten Brennkessel lediglich durch einen neuen ersetzt, erweist dem Klimaschutz keinen Dienst. Denn die von den Herstellern versprochenen Effizienzgewinne und CO2-Einspeisungen sind bei weitem überzogen, wie ein Gutachten im Auftrag des BEE zeigt. Um die Klimaziele 2030 und 2050 im Gebäudesektor zu erreichen, benötigen wir massive Investitionen in Erneuerbare Wärmetechnologien, die beispielsweise in Form von Wärmepumpen, Biomasse-Anlagen sowie Solar- und Geothermie-Anlagen bereits heute in technologisch ausgereifter Form am Markt verfügbar sind. Zudem braucht es einen neuen Anlauf im Bereich der Bestandsgebäude, um die Sanierungsquote deutlich zu erhöhen“, mahnt Peter. „Ohne Wärmewende kann die Energiewende nicht gelingen.“
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