FES-Studie untersucht Bedeutung der Energiewende für künftige Beschäftigung in Deutschland
„Die Ergebnisse zeigen, dass eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 95 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 mit positiven wirtschaftlichen Effekten verbunden ist.“ Das ist das recht nüchterne Resümee einer Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Verglichen hatten die Forscher ihre Annahmen mit einem „Weiter-so“-Szenario. Clemens Weiß hat die FES-Studie für energiezukunft gelesen.
Mehr Arbeitsplätze als in der Autoindustrie
Klimaschutztechnologien und -dienstleistungen haben demnach seit der Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 zu „Beschäftigung in erheblichem Maße“ geführt. Besonders in der Erneuerbaren-Energien-Wirtschaft und in den Bereichen Energieeffizienz und klimafreundliche Mobilität erwarten die Autoren ein weiteres Wachstum.
Bis 2050, so die Prognose, werden in diesen Bereichen 4,9 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten – mehr als derzeit in der Autoindustrie und abhängigen Branchen, hebt die Studie hervor.
Studie Jobwende- Grafik © Friedrich-Ebert-Stiftung; eigene Berechnung auf Basis der Bundesanstalt für Arbeit und Statistisches Bundesamt 2019
Neue Energiewirtschaft und Baugewerbe boomen
Gerade dort werden in Zukunft weniger Menschen gebraucht, etwa weil Elektromotoren einfacher zu konstruieren und zu warten sind als Benziner und Dieselmotoren. Auch in der konventionellen Energiewirtschaft, im Kohle- und Atombereich, werden kaum noch Arbeiter gebraucht.
Besonders stark dürfte das Baugewerbe durch die dringend notwendigen Investitionen in energetische Gebäudesanierung und Infrastruktur profitieren. Die Branchen Elektrizitäts-, Kälte-, Wärme- und Gasversorgung benötigen in Zukunft ebenfalls mehr Arbeitskräfte. Insgesamt würden laut Studie neue Jobs über alle Qualifikationsniveaus hinweg entstehen.
Über 330.000 erneuerbare Arbeitsplätze
Bereits heute sind über 330.000 Menschen allein in dem Bereich der Erneuerbaren Energien beschäftigt, während an der Braunkohlewirtschaft nur noch 20.000 Arbeitsplätze hängen. Entlassungen wird es trotz Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung wohl kaum geben. Das hatte im vergangenen Jahre eine Studie für das Umweltbundesamt herausgefunden.
Bis 2030 werden ohnehin zwei Drittel der Braunkohlearbeiter in den Ruhestand gehen, das sind sogar noch etwas mehr Beschäftigte als für den Klimaschutz Arbeitsplätze abgebaut werden müssen.
600 Kohlejobs weg – und keiner wird entlassen
Das zeigte sich auch in der vergangenen Woche: Im Lausitzer Braunkohlekraftwerk Jänschwalde – eines der schmutzigsten Kraftwerke Europas – wurde ein Block abgeschaltet, was den Wegfall von 600 Arbeitsplätzen bedeutet. Entlassen wird dennoch keiner, die Mitarbeiter gehen in den Vorruhestand oder in andere Bereiche des Unternehmens.
Anders in Lauchhammer, ebenfalls Lausitz. Dort musste der Windanlagen-Hersteller Vestas aufgrund der Windkraftflaute 500 Arbeiter entlassen. Geht das so weiter, wird es trotz generell guter Aussichten für den Arbeitsmarkt nichts mit der Energiewende. cw
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