Eine Milliarde Euro Investition
Eine Pilotanlage soll Nordrhein-Westfalen mit jährlich 8,6 Terawattstunden Wasserstoff aus dekarbonisiertem Erdgas versorgen, das entspricht der Energieversorgung (Strom und Gas) von 450.000 durchschnittlichen 4-Personen-Haushalten pro Jahr. Das Projekt haben der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe und der norwegische Öl- und Gaskonzern Eqinor am 8. Oktober 2019 vorgestellt.
Die geplante Anlage ist Teil des gemeinsamen Projektes „H2morrow“ und soll bis zu 1.000 MW produzieren können – zu einem Preis zwischen 50 und 80 Euro pro 1.000 kWh Wasserstoff. Die Kosten für Abscheidung, Transport und Speicherung von CO2 lägen zwischen 50 und 70 Euro pro Tonne. Insgesamt rechnen die Unternehmen mit Investitionen von rund einer Milliarde Euro.
Der Wasserstoff soll in einem einem 1-Gigawatt-Reformer aus Gas hergestellt werden. Das abgespaltene CO2 wird in Norwegen unterirdisch gelagert. Zum Transport des Wasserstoffs sollen vorhandene Gas-Pipelines genutzt werden.
Wasserstoff ermöglicht signifikante CO2-Reduktion in der Industrie
Insbesondere für die Industrie sei es eine enorme Herausforderung, die notwendigen CO2-Reduktionen zu erreichen und gleichzeitig wettbewerbs- und innovationsfähig zu bleiben, hieß es im Rahmen eines Pressegesprächs am 09.10.2019.
Ein Lösungsansatz dafür sei die Nutzung von Wasserstoff aus dekarbonisiertem Erdgas. Durch diesen Energieträger könnten signifikante CO2-Einsparpotenziale in einer relativ kurzen Zeitspanne realisiert werden. Außerdem sei Wasserstoff aus dekarbonisiertem Erdgas im Vergleich zur Herstellung aus erneuerbaren Energien derzeit noch deutlich kostengünstiger und jederzeit verfügbar.
Gasinfrastruktur ist der Schlüssel für einen breit aufgestellten Wasserstoffmarkt
„Für das Erreichen der Klimaschutzziele ist es absolut entscheidend, Pfade zur Dekarbonisierung aller Sektoren zu entwickeln. Hierbei bietet sich für den ersten Schritt der Industriesektor besonders an. Die Herausforderung wird sein, den Weg so zu bereiten, dass er für die Unternehmen realisierbar ist und die Versorgungssicherheit dabei jederzeit gewährleistet bleibt. Die vorhandene Gasinfrastruktur ist dafür der Schlüssel. Die technische Machbarkeit können wir mit unserer Studie belegen“, sagte Jörg Bergmann (Foto: 2.v.l.), Sprecher der Geschäftsführung der Open Grid Europe.
Um die stark wachsende Nachfrage zu bedienen, werden alle verfügbaren Quellen benötigt: Erneuerbarer Wasserstoff und Wasserstoff aus dekarbonisiertem Erdgas, inländische Produktion sowie Importe. Das Pilotprojekt soll der Anschub für einen großflächigen, diversifizierten Wasserstoffmarkt in allen Sektoren in Deutschland sein. Dank der schnell verfügbaren, versorgungssicheren Mengen trägt Wasserstoff aus dekarbonisiertem Erdgas entscheidend zum Erfolg von erneuerbaren Gasen bei.
„H2morrow“: Der Wegbereiter für einen effizienten Wasserstoffhochlauf
Das vorgestellte Pilotprojekt „H2morrow“ ist das Ergebnis der gemeinsamen Untersuchungen. „Bis 2030 sollen die Industrie und andere Endkunden in Nordrhein-Westfalen mit jährlich 8,6 TWh Wasserstoff aus dekarbonisiertem Erdgas versorgt werden können. Dies entspricht der Energieversorgung (Strom und Gas) von 450.000 durchschnittlichen 4-Personen-Haushalten pro Jahr.“, betonte Steinar Eikaas (Foto , re.), Vice President Low Carbon Solutions, Equinor ASA.
Das wegweisende Projekt setzt neue Maßstäbe für den deutschen Markt: Durch die Reformierung von Erdgas aus Norwegen kann grundlastfähiger Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Kosten produziert werden. Gleichzeitig kann eine regulierte Wasserstoffinfrastruktur verfügbar gemacht werden, indem bestehende Gasleitungen perspektivisch auf reinen Wasserstoff umgestellt werden.
„H2morrow“ zahlt auf das Erreichen der deutschen Klimaziele ein. Das im Reformierungsprozess anfallende CO2 wird abgeschieden und sicher unter dem Meeresboden in der norwegischen Nordsee gespeichert. Dadurch verringert sich der CO2-Fußabdruck um 95 Prozent. Pro Jahr kann so der Ausstoß von 1,9 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Das entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von 680.000 Mittelklassewagen.
Nächste Projektphase gestartet
„Nicht nur Deutschland – auch die neue EU-Kommission hat sich große Ziele im Hinblick auf schnelle Emissionseinsparungen gesetzt. Mit ‚H2morrow‘ können wir schnell große Mengen kohlenstoffarmen Wasserstoff kosteneffizient bereitstellen. Damit ist das Projekt ein wichtiges Signal für einen leistungsstarken Wasserstoffmarkt. Es ist Teil unserer Strategie zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die kohlenstoffarme Zukunft“, sagte Stephen Bull (Foto 2.v.re.), Senior Vice President Wind and Low Carbon Development, Equinor ASA.
In der nächsten Projektphase der Kooperation, die nunmehr startet, soll die technische Planung vertieft, weitere Partner gewonnen und konkrete Standortfragen für die Dampfreformierung beantwortet werden.
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