RWE will runden Tisch zum Windkraftausbau

Auch unpopuläre Vorschläge erwünscht – Anrainer beteiligen?

Der Ausbau der Windenergie in Deutschland ist praktisch zusammengebrochen – 2019 nur 276 neue Windenergieanlagen. Der Stromriese RWE schlägt deshalb einen runden Tisch vor, um den Bau von Windgeneratoren an Land wieder in Gang zu bringen. Die Forderung (unter anderem von der SPD), dass Anrainer finanziell beteiligt werden, ist nicht mehr ganz neu, aber auch nicht völlig unumstritten.

Bau eines Windgenerators in der Lausitz – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die CEO Renewables von RWE, Anja-Isabel Dotzenrath, sagte der Deutschen Presseagentur: „Der nächste große Knoten, den wir durchschlagen müssen, ist der fast zum Erliegen gekommene Ausbau bei Onshore-Windkraftanlagen“. Ihr schwebt ein ähnlicher Weg vor, wie beim Kohle- und Atomausstieg: Alle Beteiligten rund um einen Tisch sollen konkrete Lösungsvorschläge – „auch unpopuläre“ – machen. Vor allem aber „einfachere und schnellere Genehmigungsverfahren“. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) machte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für die Probleme beim Ausbau verantwortlich.

In der schwarz-roten Koalition wird nicht nur über den im ursprünglichen Entwurf des Kohleausstiegsgesetzes enthaltenen Mindestabstand von 1.000 Metern zur Wohnbebauung gestritten – schon bei mehr als fünf Häusern. Die RWE-Managerin sieht in einer solchen Abstandsregel kein großes Hindernis: „Wir sollten die Flaute beim Ausbau der Windenergie an Land nicht an der 1.000-Meter-Abstandsregel festmachen.“ Es handle sich bei der Debatte nur um ein Symptom der fehlenden Akzeptanz.

Der wegen seiner Tagebaue und Braunkohlekraftwerke stark kritisierte RWE-Konzern bessert derweil seinen ramponierten Ruf durch Ausbau der Ökostromerzeugung auf. Eben erst hat man in Texas 100 MW PV ans Netz angeschlossen. Der RWE-Windpark in Morcone bei Neapel ist am 28.01.2020vollständig in Betrieb genommen worden. 19 Turbinen erzeugen 57 MW. In Deutschland verfüge RWE über eine Kapazität bei erneuerbaren Energien von 2 Gigawatt, so Dotzenrath, das entspreche der Leistung von zwei der großen Braunkohleblöcke im Rheinischen Revier.

Schulze kritisiert Altmaier scharf: „Verunsicherung“

„Auch im Onshore-Bereich weiter in Deutschland zu investieren, sei aber derzeit schwierig. Obwohl RWE Pläne und Anträge für 600 Megawatt auf dem Tisch hat, sei man „genehmigungsrechtlich nicht weitergekommen.“ Ein Problem für die Energiewende. Die Umweltmininsterin griff unterdessen ihren Kabinettskollegen Altmaier wegen dessen Haltung in der Debatte um den Windkraft-Ausbau scharf an. Er sei schuld daran, dass der Windkraftausbau „so stark ins Stocken geraten ist“, sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung“. Altmaier müsse die Novelle für das Erneuerbare-Energien-Gesetz so schnell wie möglich auf den Tisch legen, „damit die Politik endlich für mehr Planungssicherheit sorgt“. Enge Abstandsregeln „würden die Windkraft abwürgen, das wäre Wahnsinn“. Allerdings ist Schulze von der Anrainer-Beteiligung nicht begeistert.

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