Nur 2% Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß – Klimaschutz sinnlos?

Irreführendes „Argument“

Jüngst ist unter anderen wieder häufiger das (klimaskeptische) Argument aufgetaucht, weil Deutschland nur rund zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verursache, habe es wenig Sinn, wenn die Deutschen allein für den Klimaschutz aktiv würden. In Wirklichkeit gehört Deutschland zu den Top Ten der weltgrößten CO2-Verursacher – umso mehr beim Pro-Kopf-Ausstoß. (Siehe: klimafakten.de).

CO2-Ausstoß, Rauch und Wasserdampf im Nordwesten Berlins - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

CO2-Ausstoß, Rauch und Wasserdampf im Nordwesten Berlins – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Dass Deutschland nur mit etwa zwei Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß beiträgt (so kürzlich erneut in „16 Fragen“ vom Portal klimafragen.de betont, und von Stephan Rahmstorf im SPIEGEL widerlegt – siehe: solarify.eu/bei-diesen-fragen-ist-etwas-faul), ist auf mehrerlei Weise irreführend: Zum einen suggeriert die Zahl eine sehr geringe Verantwortung für den Klimawandel, was bei genauer Betrachtung nicht zutrifft. Deutschland könne gar nicht viel fürs Weltklima tun. Oder man solle es doch bitte mit Klimaschutz nicht übertreiben. Oder andere Länder sollten gefälligst mehr tun. Die Argumentation spielt die vielen Möglichkeiten herunter, mit denen die deutsche Politik etwas gegen den Klimawandel tun kann – im Inland, auf EU-Ebene und weltweit. Jedenfalls muss man dem „Zwei-Prozent-Argument“ mit logischen, statistischen, moralischen oder auch wirtschaftlichen Argumenten entgegnen.

Der Versuch bedeutet in Wirklichkeit, sich aus der Verantwortung zu stehlen, allerdings beruht er auf falschen und irreführenden Grundlagen (siehe hierzu die ausführliche Fassung des klimafaktenchecks) – hier drei Gegenargumente:

1. Logik: Verantwortung verschwindet nicht einfach dadurch, dass man sie in kleinste Teile zerlegt

Ganz egal, wie groß oder klein der Beitrag zum CO2-Ausstoß ist – schon rein logisch lässt sich damit nicht Untätigkeit begründen. Genauso könnte man argumentieren, Deutschland müsse nichts gegen Plastikmüll unternehmen, weil die Deutschen nur rund ein Prozent zur weltweiten Plastikvermüllung beitragen (gut drei Millionen Tonnen bei global weit mehr als 300 Millionen Tonnen im Jahr). Rahmstorf hat den logischen Fehlschluss auf seinem Blog mit einer rhetorischen Frage auf den Punkt gebracht: „Würde man die gesamte Weltbevölkerung in 50 Gruppen einteilen, von denen jede zwei Prozent der globalen Emissionen verursacht – folgt daraus dann, dass niemand etwas machen muss?“

2. Mathematik: „Deutscher Pro-Kopf-CO2-Ausstoß sehr hoch – deshalb muss er besonders stark sinken“

Schaut man statt auf den prozentualen Anteil von Staaten am weltweiten CO2-Ausstoß, sondern auf die Pro-Kopf-Emissionen seiner Bürger, dann wird die deutsche Pflicht zu ambitioniertem Klimaschutz schlagartig deutlich: Im weltweiten Durchschnitt stößt jeder Erdenbürger pro Jahr rund fünf Tonnen Kohlendioxid aus – in Deutschland jedoch sind es pro Kopf der Bevölkerung 9,7 Tonnen. Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland sind damit etwa 30 Mal höher als in Ländern wie Kenia oder Nepal. Deutschland hat deshalb nicht weniger, sondern deutlich mehr zum Klimaschutz beizutragen als die meisten anderen Staaten.

3. Politik: „Debatte ist müßig – mit COP21 hat Deutschland völkerrechtlich verbindlich Klimaschutz zugesagt“

Die Frage, ob einzelne Staaten viel für den Klimaschutz tun müssen oder wenig, ist seit dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 obsolet. Deutschland hat diese Einigung ebenso unterzeichnet und ratifiziert wie Österreich oder die Schweiz. Völkerrechtlich verbindlich ist darin festgeschrieben, dass „alle Vertragsparteien“ ihre eigenen Emissionen mit „ehrgeizigen“ Maßnahmen zu senken haben – und zwar grundsätzlich unabhängig davon, welchen Anteil an den Gesamtemissionen jede einzelne hat (siehe Artikel 3 des „Paris Agreement“, deutsche Übersetzung in der Bundestagsdrucksache 18/9650). Die Unterschrift unter das Pariser Abkommen und dessen (einstimmige!) Ratifizierung im Bundestag im September 2016 macht deshalb die ganze Debatte überflüssig.

->Quellen: