Beurteilungen für zwei Ministerien senken Daumen
„Ungenügend“ (in Schulnoten „sechs – Versetzung gefährdet“) wäre die Benotung des mit großem Buhei im September vergangenen Jahres von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten (und gleich heftig kritisierten – siehe: solarify.eu/vernichtend) Klimapakets. Denn auch nach den „Klimaschutzmaßnahmen“ würden immer noch 46 Millionen Tonnen CO2 mehr ausgestoßen als nötig, angestrebt und verkündet. Das prophezeien gleich zwei regierungsamtliche Gutachten – eines für das Umwelt- (schon am 05.03.2020 besprochen – siehe: solarify.eu/klimapaket-der-bundesregierung-verfehlt-ziele-frage-wie-weit) und eines fürs Wirtschaftsministerium.
Dieses interpretierte- ebenso wie neun Tage zuvor schon das BMU – in einer Medienmitteilung die Gutachten-Ergebnisse auf seine Weise:
„BMWi-Gutachten von Prognos: Klimaschutzprogramm bringt Deutschland in Reichweite seines Klimaziels für 2030 – Mit dem Klimaschutzprogramm 2030 wird Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 52 Prozent gegenüber 1990 mindern. Dies ist das Ergebnis einer Abschätzung zur Gesamtminderungswirkung des Programms, die die Prognos AG als Gutachter im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durchgeführt hat. Ohne Klimaschutzprogramm würde Deutschland demnach seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 nur um 41 Prozent senken können. Die bisher beschlossenen Maßnahmen reichen somit bereits sehr nahe an das deutsche Klimaziel von mindestens 55 Prozent Minderung bis 2030 heran.“
Bundesminister Altmaier: „Das Gutachten von Prognos zeigt, das Klimaprogramm ist kein ‚Päckchen‘, sondern es ist ein substanzielles Paket. Mit den Maßnahmen des Klimaprogramms können wir die Emissionsminderung, die wir uns für den Zeitraum von 1990 und bis 2030 vorgenommen haben, zu 95 Prozent erreichen. Mit der abgeschätzten Emissionsminderung von minus 52 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 liegen wir im internationalen Vergleich in der Spitzengruppe. Einen maßgeblichen Beitrag liefert hierfür der Energiesektor.“
Die Bundesregierung hatte beim Beschluss des Klimaschutzprogramms zugesagt, die Klimaschutzwirkung der Maßnahmen abschätzen zu lassen. Hierzu wurden zwei Gutachten vergeben: eines durch das Bundesumweltministerium und eines durch das Bundeswirtschaftsministerium.
Kernergebnisse des Prognos-Gutachtens
Das Prognos-Gutachten zeige, dass die Energiewirtschaft wesentliche Beiträge zur Emissionsminderung leiste. Im Ergebnis erwarte Prognos, dass die Emissionen der Energiewirtschaft bis 2030 auf 183 Millionen t sinken – im Vergleich zu 1990 ein Rückgang um 61 Prozent, gegenüber 2010 eine Halbierung. Der von 1990 bis 2030 angestrebte Rückgang der Emissionen werde damit zu gut 97 Prozent erreicht. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung werde das Ziel (Anteil von 65 Prozent am Bruttostromverbrauch) nach den Abschätzungen von Prognos „nur knapp verfehlt (63 Prozent)“.
- Auch der Industriesektor sei auf Zielkurs: „Im Prognos-Gutachten werden hier für 2030 Emissionen i.H.v. 143 Mio. t erwartet und damit das Ziel (140 Mio. t) nur knapp verfehlt. Bezogen auf 1990 wird die bis 2030 angestrebte Emissionsminderung zu 98 Prozent erreicht.
- Im Gebäudesektor sinken die Emissionen nach dem Gutachten von Prognos auf 78 Millionen t, hier ist die verbleibende Lücke zum Ziel (70 Mio. t) etwas größer. Im Vergleich zum Basisjahr 1990 ist dies ein Rückgang um 63 Prozent bzw. ein Zielerreichungsgrad von 94 Prozent.
- Im Verkehrssektor sinken die Emissionen auf 125 Millionen t. Gegenüber 2018 ist dies ein Rückgang um 37 Millionen t bzw. knapp ein Viertel.
Hinweise zur Methodik des prognos Gutachtens
Die BMWi-Medienmitteilung abschließend: „Die zukünftige Emissionsentwicklung und die Wirkung der Klimaschutzmaßnahmen sind nur sehr schwer präzise vorherzusagen. Die Szenarioanalyse von Prognos basiert auf plausiblen Annahmen und berücksichtigt bisherige Entwicklungen; sie kann als eine bestmögliche Annäherung an die zukünftige Entwicklung verstanden werden.“
->Quellen und weitere Informationen: