2019 bundesweites Wachstum von 50 Prozent
Immer mehr Kommunen nutzen Wärmenetze, die mit Sonnenenergie gespeist werden – geringe Wärmekosten für die Nutzer und lokale Wertschöpfung. Wie Zahlen des vergangenen Jahres zeigen, wurden 2019 thermische Solarkollektorfelder mit einer Gesamtfläche von rund 35.000 Quadratmeter für Wärmenetze neu installiert. Die Leistung wuchs um rund 50 Prozent. Darauf weist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg („Baden-Württemberg steht auf Platz 1“) mit Verweis auf Zahlen des Mitglieds Steinbeis Forschungsinstitut Solites am 16.03.2020 hin.
Insgesamt stehen derzeit rund 70 Megawatt thermischer Solarleistung für die Fernwärme bereit. Baden-Württemberg ist bei dieser Technologie Vorreiter: Der Anteil des Südwestens an den bundesweit in Betrieb und Realisierung befindlichen solarthermischen Großanlagen beträgt 47 Prozent. Die Plattform EE fordert, die Technologie weiter zu fördern, unter anderem durch verschlankte Genehmigungsverfahren und eine bessere Verfügbarkeit von Energieflächen vor Ort. Denn für eine moderne Wärmeversorgung sei ein größerer Anteil solarer Wärmenetze nötig.
Für eine Einspeisung der Sonne in Wärmenetze sprechen viele Argumente: Die solarthermischen Großanlagen tragen zur CO2-Einsparung im Wärmesektor bei, können einfach betreiben werden, die Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch. Haushalte, die an ein Wärmenetz angeschlossen sind, brauchen sich nicht mehr um ihre Heizungsanlage kümmern. Energiepreisschwankungen sind ausgeschlossen, in vielen Fällen profitieren die Nutzer von geringen Wärmekosten. Zugleich erhöhen die Netze die lokale Wertschöpfung.
Südwesten ganz vorne
Allein in Baden-Württemberg sind in den letzten Jahren vier große Solarthermieanlagen mit knapp 5.400 Quadratmetern Kollektorfläche in Betrieb genommen worden. Weitere 20.000 Quadratmeter befinden sich in der konkreten Umsetzung. In Ludwigsburg steht die größte Solarthermieanlage Deutschlands mit 14.800 Quadratmetern Kollektorfläche unmittelbar vor der Fertigstellung. In Randegg am Bodensee konnte die bundesweit erste solare Nachrüstung eines Biomasse-Wärmenetzes erfolgreich umgesetzt werden, eine weitere Nachrüstung erfolgt dieses Jahr in Ettenheim. Diese Entwicklung betrifft sowohl den Bereich kleinerer Wärmenetze im ländlichen Bereich als auch die städtische Fernwärme.
Experten gehen von einem deutschlandweiten Marktpotenzial der solaren Wärmenetze von rund 20 Gigawatt aus – dreihundertmal so viel wie bislang installiert ist – und erwarten ein anhaltendes Marktwachstum in den kommenden Jahren.
Solare Nachrüstung für die großen Wärmenetze mit Kohleanteil möglich
Doch auch die Umrüstung größerer städtischer Wärmenetze angesichts des Kohleausstiegs wird künftig ein Thema sein: „Vor allem die Fernwärmenetze in Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg werden ihren Kohleanteil reduzieren müssen“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform Erneuerbare Energien. Solare Wärme sei hier eine gute Alternative. Das bestätigt auch Thomas Pauschinger, Mitglied der Solites-Geschäftsleitung: „Im Jahr 2019 waren es vor allem Stadtwerke in Ballungsräumen, die die Solarthermie für sich entdeckt haben. Dass in dem Segment der bestehenden Wärmenetze die Solarthermie für etablierte Versorger zur wirtschaftlich interessanten Alternative geworden ist, ist eine bemerkenswerte Entwicklung.“
Für eine weitere Steigerung der Installationsraten brauche es vor allem, so Pöter, klare, quantifizierbare Ausbauziele für Baden-Württemberg: Eine installierte thermische Leistung von einem Gigawatt sollte das Ziel sein. Das wären rund 1,4 Millionen Quadratmeter Kollektorfläche bis 2030. Bislang ist nur ein Bruchteil geschafft. Nötig sei auch eine bessere Flächenverfügbarkeit, etwa durch stark verschlankte und standardisierte Genehmigungsverfahren vor Ort sowie die Einführung und Ausweisung von Energieflächen in den Flächenplänen. Initiativen des Landes im Rahmen der Bundes-Gesetzgebung wären ebenfalls hilfreich, insbesondere bezüglich der baurechtlichen Privilegierung dieser Anlagen im Außenbereich nach § 35 BauGB sowie bezüglich verpflichtender erneuerbarer Anteile in der Fernwärme, wie sie das EU-Recht heute bereits fordert.
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