Wälder leiden unter Trockenheit und Dürre

NABU warnt vor hohem Waldverlust

Die Situation in unseren Wäldern ist stark angespannt. Durch den frischen Blattaustrieb wirkt der Wald auf den ersten Blick zwar vital, doch die aktuellen Entwicklungen lassen befürchten, dass noch in diesem Jahr 500.000 Hektar Wald geschädigt werden. „Die negativen Folgen des Klimawandels werden am Wald besonders deutlich sichtbar“, erklärt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Zwei trockene Jahre und kaum Regen im Frühjahr 2020: Unsere Wälder müssen zurzeit mit großem Trockenstress umgehen. Mit besseren Bedingungen und mehr naturnahen Mischwäldern müssten wir ihnen die Chance zur Selbsthilfe geben, mahnt der NABU an.

 

Nach zwei außergewöhnlich trockenen Jahren sind die Grundwasservorräte noch nicht wieder aufgefüllt – Waldsterben im Ahrtal 2019 Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Zwei Dürrejahre nacheinander

 

Bereits die beiden vergangenen Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken und heiß. 2018 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 und am 25. Juli 2019 wurde in Lingen im Emsland ein neuer Temperaturrekord mit 42,6 Grad Celsius erreicht. Neben den hohen Temperaturen führe der fehlende Niederschlag zu erhöhtem Trockenstress für die Wälder – sichtbar durch die vermehrt absterbenden Fichtenwälder und die zunehmenden Waldbrände, so Krüger.

Stadtbäumen helfen

Auch Stadtbäume litten unter der aktuellen Trockenheit. Gerade im Frühling, wenn die Laubbäume ihre Blätter austreiben müssen, sei der Wasserbedarf sehr groß. Wer helfen möchte, könne sich um die Bäume vor dem Haus kümmern. Ein paar Gießkannen Wasser alle paar Tage würden schon eine Menge helfen, rät der NABU.

Dann der außerordentlich milde Winter 2019/2020. Durch die geringen Niederschläge seien die Wasservorräte des Bodens noch immer nicht aufgefüllt. Die Borkenkäfer hätten damit erneut ideale Voraussetzungen für eine Massenvermehrung. Sie träfen auf vorgeschädigte Fichten, die sich auf Grund des weiteren Wassermangels nicht mit Harz gegen die Käfer wehren könnten. Unter Umständen könnten bis zu drei Borkenkäfergenerationen entstehen. Dazu komme die hohe Waldbrandgefahr, warnen Förster und Fahleute.

Gefahr durch Borkenkäfer und Waldbrände

Das Bundeslandwirtschaftsministerium bezifferte die geschädigte Waldfläche für die Jahre 2018 bis 2020 auf 245.000 Hektar. Etwa 90 Prozent des betroffenen Holzes entfallen dabei auf Nadelholz, der Anteil von Nadelwäldern liegt derzeit noch bei über 50 Prozent.

Klimawandel muss verlangsamt werden

Wir seien von den absterbenden Wäldern direkt betroffen, so Krüger. Vor allem in den Mittelgebirgen werde sich das Landschaftsbild massiv ändern und die ökologische Leistungsfähigkeit der Wälder sinken. „Damit neue, angepasste Wälder aufwachsen können, müssen wir den Klimawandel verlangsamen und begrenzen und schon heute dem Wald die Chance zur Selbsthilfe geben. Das geht abr nur, wenn wir endlich die Wurzel des Problems anpacken, anstatt lediglich akute Brände zu löschen – sprichwörtlich und wortwörtlich“, plädiert Krüger.

Hoffnung machten allerdings die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayrischer Wald: Der in den 1980er Jahren anscheinend abgestorbene Wald habe sich in den 1980er Jahren innerhalb weniger Jahre wieder selbst regeneriert. Unter den abgestorbenen Bäumen habe sich nach und nach eine baumartenreiche Waldlandschaft entwickelt, die sich ganz ohne menschliches Zutun an die Umweltbedingungen angepasst habe.

Hilfe zur Selbsthilfe

Um dem Wald die Chance zur Selbsthilfe zu geben, sind für den NABU folgende Aspekte von zentraler Bedeutung:

  • In naturfernen Nadelbaumforsten muss der Umbau der Wälder hin zu baumartenreichen Laubmischwäldern forciert werden.
  • In durch Laubbäume geprägte Wälder sollte das Kronendach als „Sonnenschirm“ geschlossen gehalten werden.
  • Um mehr Wasser zu speichern, muss die Masse von lebenden und totem Holz vergrößert werden. Auch abgestorbene Bäume haben wichtige Funktionen, etwa als Lebensraum, Schattenspender, Wasser- und Nährstoffspeicher, und sollten zumindest teilweise im Wald belassen werden.
  • Der Umbau naturferner Wälder kann nur gelingen, wenn Baumsamen und junge Bäume nicht nahezu vollständig von Rehen und Hirschen aufgefressen werden. Die Jagd muss einen zentralen Beitrag zum Gelingen des Waldumbaus leisten.
  • Um aus der Anpassung der Wälder unter ungestörten Bedingungen auf den Klimawandel lernen zu können, sollten die Ziele der Bundesregierung, mindestens fünf Prozent der Waldfläche als Naturwälder und zwei Prozent der Landfläche als Wildnisgebiete der Natur zu überlassen, rasch umgesetzt werden. Die Entwicklung der natürlichen Prozesse muss durch ein wissenschaftliches Monitoring intensiv begleitet werden.

NABU-Forderungen im Zwölf-Punkte-Papier

Bereits im Herbst 2019 hat der NABU hat seine Position zum „Wald und Forstwirtschaft im Klimawandel“ in einem 12-Punkte Papier vorgestellt:

->Quelle und weitere Informationen: