Ölmulti meldet Riesenverlust und verspricht Erhöhung der Investitionen in Erneuerbare Energien – gleichzeitig Riesenverschmutzung der Nordsee
Durch Schaden klug – oder durch Einsicht? Der europäische Ölgigant hat Pläne für eine Zukunft mit mehr Stromerzeugung veröffentlicht. Der Vorstandsvorsitzende von BP, Bernard Looney, sagte, er wolle mit seinem Unternehmen in einem Jahrzehnt rund fünf Milliarden Dollar pro Jahr in Erneuerbare Energien investieren – schrieb Stanley Reed am 04.08.2020 in der New York Times. Gleichzeitig halbierte BP zum ersten Mal seit der Deepwater-Horizon-Katastrophe vor einem Jahrzehnt seine Dividende; der Grund: ein Quartalsverlust von 16,8 Milliarden Dollar (€ 14,2 Mrd.).
Der ehrgeizige Plan, den Ölgiganten innerhalb von 10 Jahren zu einem diversifizierten Lieferanten sauberer Energie zu machen, ließ den Aktienkurs am 04.08.2020 um mehr als 7 Prozent. Looney will in zehn Jahren fünf Milliarden Dollar in erneuerbare Energien wie Wind, Sonne und Wasserstoff, ein sauber verbrennendes Gas, investieren – das Zehnfache des gegenwärtigen Betrags. Er will die Öl- und Gasproduktion in diesem Zeitraum um etwa 40 Prozent reduzieren und die Raffinerie-Aktivitäten um ein Drittel zurückschrauben. British Petroleum solle nicht weiter in fremden Ländern nach Öl suchen.
BP hatte im zweiten Quartal insgesamt 17,4 Milliarden Dollar an Abschreibungen vornehmen müssen, ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen schon einmal Fehler gemacht habe. Die aktuellen Abschreibungen seien ein Eingeständnis, dass seine Öl- und Gasfelder nicht mehr so viel wert seien wie früher, so die NYT.
Looney, 29 Jahre im Unternehmen, wurde am 01.07.2020 zum Vorstandschef ernannt und legte gleich als Ziel fest, bis 2050 „Netto-Null“-Emissionen zu erreichen. Er sagte, die Coronavirus-Pandemie und die düsteren Ergebnisse, die sie hervorgebracht habe, „macht uns nur noch entschlossener, uns zu ändern, nicht weniger“.
Hauptschwerpunkt der „neuen“ BP wird die Stromerzeugung sein, wenngleich die Investitionen aus dem Öl- und Gasgeschäft finanziert werden sollen. Bis 2030 will BP etwa 50 Gigawatt an erneuerbarer Erzeugungskapazität haben, was in etwa fünfzehn großen modernen Kernkraftwerken entspricht. BP versucht, sich in die Stromerzeugung einzukaufen, in denen Looney und die meisten seiner Kollegen viel weniger Erfahrung haben als in der Öl- und Gasbranche. Allerdings sind sich Experten einig, dass der ehrgeizige Plan die Konkurrenten unter Druck setzen wird.
Allerdings weniger mit dem am 15.08.2020 von Greenpeace veröffentlichten Sachverhalt:
Eine starke Ölverschmutzung bei der Ölplattform „Andrew“ in der Nordsee haben Aktivistinnen und Aktivisten des Greenpeace-Schiffes Esperanza dokumentiert. Die „Andrew“-Plattform liegt in britischen Gewässern und wird vom Konzern BP betrieben. Der Ölteppich wurde bei der Position 58°01.265‘N, 001°25.318‘E, ca. 1,6 Seemeilen südlich von der Plattform, festgestellt. Luftaufnahmen einer Drohne belegen eindeutig, dass die Verschmutzung von der Plattform stammt. Greenpeace nahm Öl- und Wasserproben und meldete den britischen Behörden die Verschmutzung. „Auf dem Wasser treibt ein großer Ölteppich mit dicken braunen und schwarzen Ölklumpen, Schlieren und Blasen – er zieht sich kilometerweit von der Plattform in die Nordsee bis zu unserem Schiff. Die Besatzung der Plattform lehnte es ab, mit uns zu sprechen, das ist doch Wahnsinn! Dieser Umweltzerstörung in der Nordsee muss ein für alle Mal der Riegel vorgeschoben werde“, sagt Greenpeace-Meeresexpertin Sandra Schöttner.
Die Nordsee ist eine riesige Industrielandschaft mit über 400 Öl- und Gasplattformen, deren Normalbetrieb bereits Klima und Meer dramatisch belasten, wie ein aktueller Greenpeace-Bericht zeigt. 2017 verschmutzten die Plattformen das Meer mit 9200 Tonnen Öl und 182.000 Tonnen Chemikalien allein im regulären Betrieb das entspricht einem jährlichen Tankerunglück sowie einem täglichen Chemieunfall. Außerdem belasten die Plattformen mit 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid, 72.000 Tonnen Methan, 110.000 Tonnen Stickoxiden, 78.000 Tonnen flüchtige organische Substanzen sowie 3.771 Tonnen Schwefeldioxid pro Jahr unser Klima.
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