Hans-Otto Pörtner: Artenvielfalt schützen und gegen Ausbruch neuer Pandemien wappnen
Der deutsche Klimaforscher Hans-Otto Pörtner fordert den kompletten Rückzug des Menschen aus vielen Erdregionen ausgesprochen. „Die Gebiete müssen von der menschlichen Nutzung und Ausbeutung geschützt, gegebenenfalls befreit werden“, sagte der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe II des Weltklimarates dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Damit könnte die Menschheit gegen den Klimawandel angehen, die Biodiversität schützen und sich gleichzeitig vor neuen Pandemien schützen.
„Der Schutz vor Klimawandel und Pandemien gehört zusammen“, erläuterte der Biologe laut epd und plädierte für eine phasenweise Ausweitung und Vernetzung der Zonen, in denen die Natur sich selbst überlassen werden sollte. „Ergänzend zur drastischen Minderung der Emissionen sollten mindestens 30 Prozent der Landfläche und der Meere dem menschlichen Zugriff entzogen werden“, so Pörtner, der als Forscher am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven arbeitet und jeweils Koautor der jüngsten IPCC-Berichte ist.
In den speziellen Gebieten könnte der Mensch dann keine Ökosysteme mehr schädigen oder gar zerstören. So würde dadurch etwa das Abholzen und Abbrennen von Regenwäldern gestoppt. Gleichzeitig würde die Gefahr neuer Pandemien verringert. „Die Erderwärmung und Pandemien wie Covid-19 sind Ausdruck derselben menschlichen Eingriffe in die Natur“, stellt Pörtner fest.
Durch die fortwährende Ausdehnung der Zivilisation sowie die klimabedingte Wanderung und Durchmischung der Arten seien die Menschen immer stärker mit den Tierwelten konfrontiert. Damit kämen die Menschen aber auch stärker mit Erregern in Kontakt. Pörtner betonte, dass in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger schwere Krankheiten wie Sars, Ebola und jetzt Covid-19 vom Tier auf den Menschen übergesprungen seien.
Der Klimaforscher hält sein vorgeschlagenes 30-Prozent-Ziel auch in hoch entwickelten Regionen wie Europa für erreichbar: „Rund ein Drittel der Fläche Deutschlands sind von Wald bedeckt. Allerdings bedrohen die steigenden Temperaturen das Überleben heimischer Arten in unseren Wäldern“, machte er klar. „Die Buche etwa leidet unter dem Klimastress. Logische Folge der schon jetzt beobachtbaren Schäden ist das ambitionierte und vorrangige Einhalten der Pariser Klimaziele.“
Die Arbeitsgruppe II des Weltklimarates setzt sich unter der Leitung Pörtners mit den Risiken und Folgen des Klimawandels auseinander. Zudem zeigt sie Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel auf.
->Quelle: evangelisch.de/klimaforscher-verlangt-rueckzug-des-menschen-aus-vielen-erdregionen