Den grünen Aufschwung liefern

Aufruf der Solarthermie-Industrie

Die kommenden 10 Jahre werden entscheidend sein, um den Wärmemarkt zu zu dekarbonisieren. Bis 2030 benötigt man solarunterstützte Heizsysteme für Privathaushalte, Gewerbe und Industrie, da alle danach installierten Systeme höchstwahrscheinlich auch 2050 noch in Betrieb sein werden und den Klimazielen im Weg stehen werden. Die europäische Solarwärmeindustrie rief jetzt politische Entscheidungsträger in den EU-Mitgliedsstaaten auf, rasch konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Der Aufruf wurde von 181 Unternehmen und Organisationen aus 20 Ländern unterzeichnet. Solarify dokumentiert.

Solarthermieanlage  – Foto © Solarify

„Unsere Gesellschaft steht vor beispiellosen Herausfor­derungen, die rasches und entschlossenes Handeln er­fordern. Während wir uns mit einer globalen Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit auseinandersetzen, müssen wir uns ihren wirtschaftlichen Folgen stellen, ohne dabei unsere Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu untergraben. Jeder ist von der Krise betroffen, und zwar in unterschiedlichem Ausmaß. Und jeder soll zu einer Lösung beitragen. Die Solarthermiebranche setzt sich stark dafür ein, positive Veränderungen in unserer Welt und in unseren Gesellschaf­ten herbeizuführen. Wir präsentieren Lösungen, die zur Dekarbonisierung des Wärme- und Kältesektors beitragen, auf den 51% des Endenergieverbrauchs und etwa 27% der Kohlenstoffemissionen der EU entfallen. Die Dekarbonisierung dieses Sektors ist entscheidend für die europäischen Ziele der Kohlenstoffneut­ralität. Und das angebrochene Jahrzehnt ist entscheidend, um den Übergang zu erreichen: Neue Heizsysteme für private, gewerbliche oder industrielle Anwen­dungen, die nach 2030 installiert werden, müssen kohlenstofffrei betrieben werden, da sie bis 2050 wahrscheinlich immer noch in Betrieb sein werden.  Die aktuelle COVID19-Pandemie hat gezeigt, wie entschlossen Regierungen und Bevölkerungen auf eine Krise reagie­ren können. Diese Entschlossenheit und dieser Mut sollten in der größten Krise, mit der wir alle jemals konfrontiert waren, angewandt werden: Dem Klimawandel.

Unser Versprechen

Die Solarwärme- und -kühlungsbranche betrachtet diese Herausforderung mit Zuversicht und sieht sie als eine Chance, die wirtschaftliche Erholung auf der Grundlage unserer vorrangigen Klimaziele voranzutreiben. Die Solarthermiebranche ist bestrebt, den Energiebedarf der EU zu senken und strebt gleichzeitig einen kosteneffizienten Weg zu sauberen, erschwinglichen und wettbewerbsfähigen Lösungen an:

  1. Förderung eines multitechnologischen Ansatzes zum Heizen und Kühlen mit hybriden Solarsystemen, bei dem die Solarthermie mit anderen nachhaltigen Technologien, einschließlich Wärmerückgewinnung, kombiniert wird und durch eine intelligente Integration auch mit dem Stromsektor erleichtert wird.
  2. Markteinführung neuer L ösungen für eine dezentrale, sichere, dekarbonisierte Wärmeversorgung, sowohl im kleinen (z.B. 1,5 kWth) als auch im großen Maßstab (über 1 MWth für Wohn-, Gewerbe-, Industrieund Fernwärmenetze).
  3. Erhöhung der positiven Exportbilanz unseres Sektors und Stärkung ihres Beitrages für die europäische Wirtschaft, indem der Binnenmarkt mit in Europa hergestellten Produkten mit Komponenten mit EUUrsprung beliefert wird.
  4. Intensivierung der Forschungsund Entwicklungsaktivitäten, um die derzeitigen Vorteile unserer Technologie und Lösungen, wie niedrige Energiekosten, geringe Umweltbelastung, hohe Energieversorgungssicherheit und schnelle Amortisation der Kohlenstoffemissionen weiter zu verbessern
  5. Unterstützung der Wärmespeicherung (Thermal Storage TES) als Schlüsselfaktor zur Verbesserung der Netzflexibilität und Technologieintegration, wodurch TES-Lösungen mit jedem neuen solarthermischen System angeboten werden können.

Darüber hinaus wird die europäische Solarthermiewirtschaft der Lieferung wettbewerbsfähiger solarer Heiz- und Kühllösungen für vorrangige Sektoren in Europa, die von der aktuellen Notlage hart getroffen wurden, wie z.B. Gesundheitswesen, Bildung und Tourismus, sowie der Wärmeversorgung des Industriesektors Vorrang einräumen.

Zusätzliche Maßnahmen sollen sich darauf konzentrieren, Unternehmen zu Investitionen in lokal erzeugte, effiziente und erneuerbare Lösungen zu bewegen. Diese sollen helfen, neue Investitionen zu mobilisieren und zum Aufbau eines neuen Green-Economy-Paradigmas beitragen, das auf die Nutzung der dekarbonisierten Energie ausgerichtet ist.

Sektororientierte Maßnahmen für Investitionen in erneuerbare Energien

In die allgemeinen oder sektorspezifischen Konjunkturpakete (z.B. für den Tourismus) ist eine zusätzliche Unterstützung aufzunehmen, die für Investitionen in erneuerbare Energien (oder die Versorgung mit erneuerbaren Energien) gilt und an Bedingungen geknüpft ist, insbesondere für solche, die lokal erzeugte erneuerbare Energien für Heizung und Kühlung fördern. Diese können sowohl auf gewerbliche als auch auf industrielle Sektoren angewandt werden.

Investitionen des öffentlichen Sektors

Verstärkte Bemühungen des öffentlichen Sektors, in die Renovierung öffentlicher Gebäude zu investieren, mit einer höheren Erzeugung erneuerbarer Energien (Heizung) im Haus, was auch die Reaktivierung des Bausektors fördert.

Förderung klimafreundlicher Investitionen in die Infrastruktur Allgemeine Investitionen in Infrastruktur sollten im Einklang mit unseren Klimazielen stehen und sich auf Lösungen konzentrieren, die die Einführung erneuerbarer Energielösungen ermöglichen. Daher sollten Investitionen in Fernwärmenetze, die erneuerbare Energien oder thermische Speicherlösungen in Bezirken oder Gebäuden nutzen, gefördert und lokal erzeugte erneuerbare Energien in Krankenhäusern und Kliniken weiter integriert werden.

Angebotsorientierte Maßnahmen  

Sektoren mit einer in Europa ansässigen Produktionskapazität (wie z.B. Solarwärme und -kühlung) sollten eindeutig Vorrang vor den Sektoren haben, die hauptsächlich auf Importe angewiesen sind. Dies ist eine wichtige Frage im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Schaffung von Mehrwert für die europäischen Regionen und Städte und ist auch von strategischer Bedeutung, um Europa im globalen Maßstab wettbewerbsfähiger zu machen. Daher werden Maßnahmen zur Unterstützung der Nachfrageseite in Sektoren, in denen der Anteil europäischer Produkte höher ist, indirekt auch eine Unterstützung für in der EU ansässige Unternehmen darstellen.

Unterstützung der Reaktivierung der Industrie

Lokal erzeugte EE sollten (neben anderen wesent­lichen Sektoren) ein vorrangiges Ziel für Eigenka­pital- und Fremdfinanzierungsinstrumente sein, die entweder auf erneuerbare Industrien oder auf erneuerbare Wärmeprojekte und solarthermische Anlagen im Versorgungsbereich ausgerichtet sind.

Forschung und Innovation stimulieren

F&E-Finanzierung mit gezielten Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen für EE-H sind erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Unternehmen zu erhalten und ihre Investi­tionen in F&E zu erleichtern. Dies ist eine noch größere Herausforderung für KMU in Krisenzeiten, wenn F&I stärker von der Verringerung des Umsat­zes eines Unternehmens betroffen sind.

Exportkanäle reaktivieren

Unterstützung von Unternehmen bei der Reakti­vierung bestehender oder der Suche nach neuen Exportkanälen durch Förderung der europäischen Industrie und Finanzierung von Handelsmissionen und finanzielle Unterstützung von Exportaktivi­täten (z.B. Finanzierung von bis zu 3-monatigen Neuaufträgen) oder Bereitstellung von Kreditversi­cherungen.  Projekte zur Verringerung der CO2-Emissionen, einschließlich solcher, die auf solarthermischen Lösungen basieren, sollten weiter unterstützt und die positiven Auswirkungen dieser Aktivitäten auf das Klima angemessen überwacht werden.

 

Hilfe bei der Schaffung neuer Kanäle zur Vermarktung

Covid19 und die Herausforderungen durch den Klimawandel haben bereits die übliche Arbeitswei­se von Unternehmen in ganz Europa (und darüber hinaus) verändert. Weitere Veränderungen werden erforderlich sein, und die Unternehmen und Sek­toren werden neue Lösungen entwickeln, darunter neue Kanäle zur Vermarktung, die die Digitalisie­rung der europäischen KMUs unterstützen.

Nutzung bestehender Lösungen Während Europa bis 2050 die Kohlenstoffneutralität anstrebt, müssen wir uns bewusst sein, dass wir es mit einem kritischen Kohlenstoffhaushalt zu tun haben, der uns zwingen muss, dringend Maßnahmen zu ergreifen und unsere Kohlenstoffemissionen noch in diesem Jahrzehnt drastisch zu reduzieren.

Dies ist möglich, wenn wir bereits existierende Lösungen nutzen, um die Erzeugung von Wärme und Kälte in privaten, gewerblichen oder industriellen Anwendungen zu dekarbonisieren. Wenn wir diesen Übergang in den kommenden Jahren effektiv vollziehen, wird dies auch die Bemühungen um die Entwicklung mittel- bis langfristiger Lösungen für die Dekarbonisierung schwieriger zu bekämpfender Sektoren wie der Schwerindustrie oder der Luftfahrt erleichtern.

Solarthermische Systeme erzeugen während ihres Betriebs weder Emissionen noch gefährliche Materialien, und ihre Komponenten sind fast vollständig recycelbar. Im Zusammenhang mit dem Green Deal ist klar, dass Lösungen wie Solarwärme benötigt werden.

In Europa sind mehr als 10 Millionen solarthermische Systeme in Betrieb, was über 36 GWth der lokalen Wärmeerzeugungskapazität entspricht.

In diesem Sektor gibt es mehr als 19.000 direkte Arbeitsplätze, meist in KMU, die einen Mehrwert auf lokaler Ebene bringen, verteilt über ganz Europa. Der Umsatz der europäischen Solarthermie- Industrie wird auf über 2 Milliarden Euro geschätzt. Jährlich trägt dieser Industriesektor zu einer CO2-Emissionsreduzierung von über 6,8 Mt bei und liefert gleichzeitig das Äquivalent von 25,6 TWhth thermischer Energie.

->Quellen: