Desertec im Zweifel

Wüstenstromprojekt relativiert Ziele – Netz und Mix sind wichtig

Der Zeitplan für die Teil-Versorgung Europas mit Strom aus der Sahara gerät ins Wanken. Paul van Son, Chefmanager der Desertec Industrie-Intiative (Dii), zweifelte öffentlich an dem selbstgesteckten Ziel, 2050 bis zu 20 Prozent des europäischen Strombedarfs mit Wüstenstrom zu decken. Im Sommer 2012 war das im Rahmen einer Road Map Desert Power 2050 verkündet worden. Van Son machte bei einer Desertec-Konferenz in Dubai gegenüber dem Wall Street-Journal und Dow Jones Schwierigkeiten beim Ausbau der Netze und die politischen Verhältnisse in Nordafrika für seine Skepsis verantwortlich, die Ziele zu erreichen. Dennoch verteidigte er die Desertec-Idee als sinnvoll und realistisch.

Es sei trotz des wachsenden Interesses im Nahen Osten und Nordafrika unklar, wie schnell und wie sicher die Länder Investitionen in Solar- und Windenergieprojekte anschieben könnten, sagte der Manager. Wenn die rechtlichen, finanziellen und technischen Voraussetzungen geschaffen würden, um Europa mit dem Nahen Osten und Nordafrika zu verbinden, sei die Deckung von 20 Prozent des europäischen Strombedarfs allerdings möglich. „Wir sind uns aber sicher, das Ziel von 20 Prozent nicht zu erreichen, weil beispielsweise der Bau der Stromnetze mehr Zeit benötigt. Und es muss in den Ländern noch viel getan werden, um eine industrielle Kultur, Akzeptanz bei der Bevölkerung und die erforderliche Regulierung zu schaffen“, sagte van Son. (nach Dow Jones Newswire Web)

„20% Export aus MENA immer noch anstrebenswerte Perspektive“

In einem Schreiben an klimaretter.info versuchte van Son, die problematische Aussage zu relaitivieren. Die gute Nachricht sei, „dass Wüstenstrom nach einem Anlauf schon richtig in Gang kommt“. Länder wie Marokko, Algerien, Saudi Arabien und die Emirate investietren momentan „voll in Wind-, PV- und solarthermische Anlagen und bauen ihre Netze aus.“ Auch mit der Absicht zu exportieren. Die Dii habe dabei die Rolle, diese Entwicklung zu begleiten, eine gesunde Marktumgebung zu bewirken und die Konditionen für Investoren zu schaffen, damit erneuerbare Energieprojekte wirklich vorankommen. „Die Anzahl der Gesellschafter die uns unterstützen, ist dabei eigentlich irrelevant. Es gibt viele sehr motivierte und zukunftsorientierte Gesellschafter und Partner, die effektiv mit uns und den betreffenden Regierungen zusammenarbeiten.“  20% Export aus MENA sei immer noch eine „anstrebenswerte Perspektive, aber niemand kann natürlich genaue Aussagen machen, wie die Welt in 40 Jahren aussieht“.
->Quelle(n): online.wsj.com; maerkischeallgemeine.de; wallstreetjournal.de; klimaretter.info