Kartierung der globalen Temperaturänderung, Spirale, Streifen von Ed Hawkins
Die Visualisierungstechnik der ‚kleinen Vielfachen‘ (‘small multiples’) wird oft verwendet, um einfache Botschaften zu vermitteln. Das Beispiel des britischen Klimaforschers Ed Hawkins, Professor für Klimawissenschaft im National Centre for Atmospheric Science (NCAS) an der University of Reading, IPCC AR5-Ko-Autor und IPPCC AR6-Lead-Autor, zeigt Karten der Temperaturänderung von 1850-2017 – der allgemeine Erwärmungstrend ist offensichtlich, auch wenn die Details unscharf sind. Schon früher hat Hawkins den Anstieg der Erdmitteltemperatur als Spiale visualiert – bekannt sind auch seine „Warming Stripes“.
Technische Einzelheiten: Der HadCRUT4.6-Datensatz wird bei Anomalien aus einem Basislinienzeitraum 1961-1990 verwendet. Ein Jahresdurchschnitt für eine bestimmte Gitterzelle und ein bestimmtes Jahr wird nur angezeigt, wenn für 6 oder mehr Monate Daten vorliegen, ansonsten ist er weiß eingefärbt. Die Farbskala reicht von etwa -2,5C bis +2,5C.
Erderwärmung als Spirale – „fesselndste Klimagrafik aller Zeiten“
Klimaforscher und Wissenschaftskommunikatoren haben in den vergangenen Jahren viele Grafiken zur Erderwärmung produziert. Hwakins hat 2016 den Anstieg der Erdmitteltemperatur auf eine neue Art visualiert – und machte so Ausmaß und Tempo des Klimawandels auf einen Blick verständlich. Er hat die Abweichungen der Temperatur vom langjährigen Durchschnitt in Kreisform dargestellt, hat dabei jeden Monatswert seit 1850 verzeichnet. Das Ergebnis ist ebenso verblüffend wie eindrücklich: ein Kreisel, der zwar merklich wackelt (was die natürliche Variation des Klimasystems zeigt), sich aber über viele Jahrzehnte in relativ engen Bahnen dreht. Doch ab etwa 1940 und nochmal ab 1970 werden die Ringe deutlich größer – und ab den neunziger Jahren wird der Kreisel zu einer regelrechten Spirale.
Grundlage der Grafik war der Datensatz HadCRUT4 zu den Lufttemperaturen direkt über Land und Ozeanen, den das Hadley-Center des Meteorologischen Dienstes Großbritanniens (MetOffice) und die Climatic Research Unit (CRU) der University of East Anglia produzieren. Visualisiert sind die Daten von Januar 1850 bis März 2016, dargestellt als Abweichung vom Mittel der Jahre 1850-1900.
Die Grafik macht jedem Laien klar, wie außergewöhnlich die Temperaturrekorde der letzten Monate und Jahre sind. Natürlich, in den Nachrichten werden immer wieder die wissenschaftlich korrekten Werte transportiert: So lag 2015 um 0,9 °C über dem langjährigen Mittel, damit wurde das vorherige Rekordjahr 2014 nochmals um 0,16 °C übertroffen. Im März 2016 dann betrug die „Anomalie“ bereits 1,07 °C. Aber wem sagen solche Zahlenwerte wirklich etwas? In Hawkins Temperturspirale hingegen ist auf einen Blick erkennbar, wie atemberaubend weit die Linie zuletzt ausschlägt. Und dass die Erde einem Anstieg um 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau (in der Grafik als roter Kreis eingezeichnet) bereits bedrohlich nahekommt.
Seit Hawkins die Grafik im Mai 2016 veröffentlichte, ist sie auf Twitter bereits vieltausendfach geteilt worden. Der Server seines Blogs „Climate Lab Book“ brach unter der Last der vielen Seitenaufrufe zeitweise zusammen. Der vielgelesene Design- und Technologie-Blog Gizmodo nennt Hawkins Grafik „eine der überzeugendsten Klimavisualiserungen, die wir je gesehen haben“, die Washington Post spricht gar von der „fesselndsten Klimagrafik aller Zeiten“. Und das Online-Magazin ClimateHome fragt, unter Bezug auf das Dateiformat der Grafik: „Kann ein GIF unser Denken über die Erderwärmung verändern?“
Die „Warming Stripes“
Der Klimawandel als komplexes globales Thema erfordert einfache Kommunikation über seine Auswirkungen auf lokaler Ebene. Diese Reihe von Visualisierungen verdeutlicht, wie wir im letzten Jahrhundert oder länger Zeuge von Temperaturveränderungen auf der ganzen Welt geworden sind. Die Farbe jedes Streifens repräsentiert die Temperatur eines einzelnen Jahres, geordnet nach den frühesten verfügbaren Daten an jedem Ort bis heute. Alle anderen überflüssigen Informationen werden entfernt, so dass die Temperaturveränderungen einfach und unbestreitbar sichtbar sind.
Weitere Beispiele: Die NASA hat eine ähnliche Visualisierung für schmelzendes arktisches Meereis erstellt.
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