World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur in Berlin vorgestellt
Der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, stellte am 02.11.2020 den bereits am 13.10.2020 veröffentlichten (siehe: solarify.eu/pv-wird-groesster-stromerzeuger-weltweit) World Energy Outlook (WEO) 2020 der IEA im Rahmen einer in Kooperation mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Weltenergierat Deutschland dem deutschen Publikum vor.
Welche Auswirkungen hat die Covid-19-Pandemie auf den Energiesektor? Was erwartet uns in den kommenden zehn Jahren? Und wie kann der Übergang zu sauberen Energie beschleunigt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der diesjährige WEO 2020.
Faith Birol sagte in seiner Eröffnungsansprache, der World Energy Outlook 2020 zeige, wie die Antwort auf die Covid-19 Krise auch die künftige Energieversorgung neu gestalten könne. Der WEO vergleiche verschiedene Szenarien, die zeigten, wie sich der Energiesektor entwickle. Dieser etablierte Ansatz sei in den heutigen Zeiten der Pandemie wertvoller denn je. „Der diesjährige WEO betont zu Recht, dass wir jetzt klug konzipierte energiepolitische Maßnahmen brauchen, um die Welt auf den Weg zu einem widerstandsfähigen Energiesystem zu bringen, das die Klimaziele erreichen kann. In Deutschland setzen wir die Energiewende entschlossen fort. Für diese Transformation ist europäische und internationale Vernetzung unverzichtbar.“
Der World Energy Outlook 2020 enthält die jüngsten Analysen der Internationalen Energieagentur zu den Auswirkungen der Pandemie: Die weltweite Energienachfrage wird in 2020 um 5 Prozent sinken, die energiebedingten CO2-Emissionen um 7 Prozent und die Energieinvestitionen um 18 Prozent. Ob diese Umwälzungen am Ende die Bemühungen um eine Beschleunigung des Übergangs zu sauberen Energien und die Erreichung der internationalen Energie- und Klimaziele unterstützen oder eher behindern, wird nach Ansicht der IEA davon abhängen, wie die Regierungen auf die heutigen Herausforderungen reagieren. In seinen Szenarioanalysen konzentriert sich der neue Bericht auf die Schlüsselperiode der nächsten zehn Jahre und untersucht verschiedene Wege aus der Krise. Auf jeden Fall – so Birol – erfordere das Netto-Null-Emissionsziel 2050 noch nie dagewesene Anstrengungen innerhalb der kommenden zehn Jahre.
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, kommenierte in der gleichen Veranstaltung den Outlook: „Wir teilen die Sicht der IEA – der wirtschaftliche Aufschwung aus der Corona-Krise muss nachhaltig erfolgen und mit der weiteren Reduzierung von Treibhausgasemissionen einher gehen. Die Energiewirtschaft kann hier dringend benötigte Konjunkturimpulse setzen und mit ihren Investitionen in saubere Energielösungen einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Erholung leisten. Die Realisierung der Erneuerbaren-Ausbauziele 2030 und der damit verbundene Umbau der Energiesysteme, aber auch der Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft werden allein in Deutschland Investitionen von rund 320 Milliarden Euro auslösen. Hiervon profitieren gleich eine ganze Reihe von Branchen – von der Bauwirtschaft über den Maschinenbau bis zum Dienstleistungssektor. Die Investitionen der Energiewirtschaft können die Wertschöpfung in Deutschland um 0,6 Prozent steigern, wie eine Analyse im Auftrag des BDEW gezeigt hat.
Der World Energy Outlook macht deutlich: Die Photovoltaik ist weltweit auf dem Vormarsch, ihr Anteil wird sich bis 2030 verdreifachen. Dies gelingt insbesondere durch die hohe Wirtschaftlichkeit der Solarenergienutzung in sonnenreichen Regionen. Auch in Deutschland ist die Photovoltaik eine wichtige Säule der Energiewende. Gleichzeitig, auch das ist eine weltweite Herausforderung, geht mit dem wachsendem Anteil Erneuerbarer Energien auch der Bedarf für Netzausbau und die Digitalisierung der Netze einher. Die Investitionsfähigkeit sollte in Anbetracht der Bedeutung der Netze für die Senkung der Treibhausgasemissionen nicht beeinträchtigt werden.“
„Ich sehe die Solarenergie als den neuen König der weltweiten Energiemärkte”, betonte Fatih Birol, Direktor der IEA bei der Erstvorstellung am 13.10.2020 in Paris: „Basierend auf den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen ist die Technologie auf dem Weg, neue Rekorde bei der jährlichen Entwicklung nach 2022 aufzustellen.”
Andreae weiter: „Der World Energy Outlook zeigt auch: Um die Klimaziele zu erreichen, sind weltweit entschlossenere Maßnahmen erforderlich. Die Tatsache, dass Japan als viertgrößte Wirtschaftsmacht Ende Oktober erklärt hat, ebenfalls bis 2050 Klimaneutralität anzustreben, gibt Hoffnung. Aber am Ende des Tages braucht es zusätzliche Anstrengungen weiterer großer Wirtschaftsmächte. Das gilt neben der EU insbesondere auch für die USA und Indien.“
Der jährlich erscheinende World Energy Outlook der IEA gilt als wichtigste Publikation zur zukünftigen Entwicklung der globalen Energieversorgung. Die im WEO entwickelten Szenarien werden weltweit als Standard für Energieprognosen verwendet. Birol präsentiert dem deutschen Publikum den aktuellen World Energy Outlook im Rahmen einer Veranstaltung im jährlichen Wechsel zwischen BDI und BMWi.
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