Bericht von Bernreuter Research: 2022/23 droht Risiko eines Überangebots
Nach drei Jahren nahezu stagnierender Nachfrage tritt die Polysiliziumindustrie in eine neue Phase dynamischen Wachstums ein. „Da Photovoltaik-Kraftwerke zur billigsten Energiequelle geworden sind, werden die weltweiten PV-Installationen in den kommenden Jahren schneller zunehmen, als viele heute denken. Das wird die Nachfrage nach Polysilizium antreiben“, sagt Johannes Bernreuter, Leiter von Bernreuter Research und Autor des neuen Polysilizium-Marktausblicks 2024, dem neuen Report des Polysiliziummarkt-Experten.
Während im Jahr 2021 Versorgungsengpässe nahezu sicher seien, sieht Bernreuter im Jahr 2022 das Risiko eines aufkommenden Überangebots, das sich im Jahr 2023 noch verstärken werde. „Damit der Markt im Gleichgewicht bleibt, müssten die globalen PV-Installationen sowohl 2022 als auch 2023 jährlich um 30 % wachsen, um im Jahr 2023 270 GW zu erreichen. Das ist nicht unmöglich, würde aber eine enorme Beschleunigung des PV-Marktes erfordern“, sagt der Analyst, der für 2020 ein Installationsvolumen von 127 GW erwartet.
Chinas Anteil an der weltweiten Polysilizium-Produktion ist auf 75 % angestiegen
Die riesigen Polysiliziummengen würden aus dem massiven Kapazitätsausbau der großen chinesischen Polysiliziumhersteller kommen – angeführt von Tongwei, das den deutschen Amtsinhaber Wacker als weltgrößten Produzenten im Jahr 2020 abgelöst habe. Befeuert werde dieser Ausbau durch die stark steigende Nachfrage nach monokristallinem Polysilizium im Allgemeinen und das rasante Wachstum von Longi und Zhonghuan Semiconductor, den beiden größten Herstellern von monokristallinen Solarwafern, im Besonderen, schätzt Bernreuter die Lage ein.
Infolgedessen seien 14 kleine und mittelgroße chinesische Polysiliziumunternehmen, die hauptsächlich minderwertigeres Material für multikristalline Wafer produziert hätten, zwischen 2017 und 2019 aus dem Markt gedrängt worden; außerdem hätten alle drei südkoreanischen Polysiliziumhersteller die Produktion von solarem Material aufgegeben; das US-amerikanische Unternehmen REC Silicon habe sein Werk eingemottet und Hemlock Semiconductor habe seine Produktionskapazität halbiert. Insgesamt habe die zweite Bereinigungswelle in der Polysiliziumindustrie eine Kapazität von rund 275.000 Tonnen (MT) eliminiert, verglichen mit 135.000 MT während der ersten Welle zwischen Ende 2010 und Anfang 2013. Infolgedessen sei der Anteil Chinas an der Weltpolysiliziumproduktion – einschließlich der elektronischen Qualität für Halbleiter – von etwas mehr als 50% im Jahr 2017 auf fast 75% im Jahr 2020 gestiegen, erläutert Bernreuter weiter.
Ausführlicher Bericht über Polysiliziumtechnologien, Angebot und Nachfrage, Kosten und Preise
Unter den großen chinesischen Akteuren setze GCL-Poly mutig auf die Wirbelschichtreaktor-Technologie (FBR), um in zwei neuen, großen Anlagen Polysilizium-Granulat zu produzieren. „Es bleibt noch abzuwarten, ob GCL seine neuen Kapazitäten reibungslos hochfahren kann. Aber egal, welches Szenario letztlich eintritt, alle neuen chinesischen Low-Cost-Anlagen werden den Polysilizium-Spotpreis auf Werte unter 8 oder sogar 7 US-Dollar pro Kilogramm im Jahr 2022 drücken“, prognostiziert Bernreuter.
Weitere Details zu den Polysilizium-, Solar- und Halbleitermärkten sind zu finden in The Polysilicon Market Outlook 2024. Der 76-seitige Bericht enthält ausgefeilte Szenarien zu Angebot und Nachfrage, detaillierte Prognosen zu Polysiliziumpreisen und Cash-Produktionskosten bis zum Jahr 2024 sowie die neuesten Entwicklungen des dominierenden Siemens-Prozesses, der FBR-Technologie und des aufbereiteten metallurgischen Siliziums (UMG). Weitere Informationen über den Bericht finden Sie unter The Polysilicon Market Outlook 2024.
->Quelle: Bernreuter.com/polysilicon-market-on-the-brink-of-dynamic-growth