„Anstrengungen zum Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Lebensräume erhöhen“

Zwölf Milliarden für „Große Grüne Mauer“ in Afrika – Thunberg: „Bla, bla“

Die Bundesregierung hat sich am 11.01.2021 zur Mitarbeit daran bereit erklärt, dass bis 2030 jeweils 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu gestellt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel verpflichtete Deutschland im Rahmen des digital (in Paris) abgehaltenen Umweltgipfels „One Planet Summit“, zu stärkerem Artenschutz beizutragen. Die globale Allianz zum Schutz von Land und Meeren will mit Milliardenbeträgen die weitere Ausbreitung der Wüste Sahara stoppen. Greta Thunberg nennt das „bla, bla“.

Rückläufig – Goldkäfer – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Fast zwölf Milliarden Euro sollen ein ins Stocken geratenes Umweltprojekt in Afrika wieder voranbringen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nannte die Herausforderung „riesig“, nach seinen Worten stellt der Beschluss die „Beschleunigung“ einer 15 Jahre alten Initiative dar: „Wir bereiten wirklich das Afrika von 2030 vor.“ Er verkündete ein Projekt namens „Große Grüne Mauer“ – auf 6.500 Kilometer sollen Bäume wie ein grünes Band von Dakar bis Dschibuti quer durch die Sahelzone gepflanzt werden. Allerdings hat es die bereits vor 15 Jahren ins Leben gerufene Initiative nur auf wenige Bäume gebracht. Der Grund: Bisher wurde laut Macron nicht genug Geld eingesetzt. Er räumte das „Scheitern“ der bisherigen Bemühungen ein. Nicht ein einziges der 2010 formulierten Biodiversitätsziele sei erreicht worden. Macron kündigte an, Frankreich wolle das gesetzte Ziel bereits im kommenden Jahr einhalten. Mit der gemeinsamen Verpflichtung habe man nun ein überprüfbares Ziel.

Der französische Präsident rief zusammen mit Merkel darüber hinaus Länder auf, sich einer globalen Allianz anzuschließen. Dabei wollen 50 Staaten 30 Prozent der Land- und Meeresflächen weltweit bis zum Jahr 2030 schützen. Die Anstrengungen müssten hochgefahren werden, um biologische Vielfalt zu wahren, sagte Merkel in ihrer virtuellen Keynote: Sie zeigte sich, dass Deutschland der von Frankreich und Costa Rica initiierten „High Ambition Coalition for Nature and People“ beitrete. Die EU hatte schon vor einigen Monaten das 30-Prozent-Ziel festgelegt. Antsprechend sprach sich Ursula von der Leyen für einen stärkeren Artenschutz aus: „Wir haben schon oft über die Zusammenhänge zwischen dem Verlust der biologischen Vielfalt und Covid gesprochenn. Wenn wir nicht dringend handeln, stehen wir vielleicht schon am Anfang einer Ära von Pandemien.“

Die Staatengemeinschaft wollte eigentlich den Verlust der Arten und Lebensräume bis 2020 stoppen. UN-Generalsekretär António Guterres betonte als Mitgastgeber, die Welt könne nach der COVID19-Pandemie „nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen“.

Greenpeace lobte Entscheidung – Greta Thunberg: „Bla, bla“

Die Umweltorganisation Greenpeace lobte den Zusammenschluss. Es handle sich um den „Multilateralismus, die wir brauchen, wenn wir die biologische Vielfalt schützen und uns vor zukünftigen Pandemien schützen wollen“. WWF Deutschland kritisierte, die von Naturschützern erhofften Finanzspritzen für den Schutz der Natur seien bisher ausgeblieben. Finanzielle Ressourcen seien „ein Schlüsselfaktor, um das Artensterben und die Klimakrise zu stoppen“. Kritik kam auch von den Grünen: Der Europaabgeordnete Sven Giegold twitterte, die „Lücke zwischen Worten und Taten“ könne beim Artenschutz kaum größer sein. So habe Merkel in ihrem Vortrag zwar erneut den Schutz der Biodiversität betont, „bitter“ sei aber, dass die unter ihrem Vorsitz ausgehandelte EU-Agrarreform genau diese Bemühungen untergrabe.

Greta Thunberg hingegen hält die Statements des Klimagipfels für leeres Gerede. „Live vom One Planet Summit in Paris: Bla bla Natur, Bla bla wichtig, Bla bla ehrgeizig, Bla bla grüne Investitionen, Bla bla grüne Möglichkeiten, Bla bla grünes Wachstum, bla bla Nett Null, bla bla unser Engagement verstärken, bla bla Hoffnung, bla, bla, bla…*
*Jahrzehnte weiterer Zerstörung festgezurrt“, schrieb sie auf Twitter.

Der von Frankreich, den Vereinten Nationen und der Weltbank ausgerichtete, vorwiegend online abgehaltene Artenschutz-Gipfel soll die Grundlagen für die UN-Verhandlungen zum Schutz von Biodiversität im Oktober in China legen. Dort sollen Vertreter aus fast 200 Ländern neue UN-Artenschutzziele festlegen. Denn bisher sind internationalen Artenschutzbemühungen gescheitert: Laut einem 2019 veröffentlichten UN-Bericht ist bereits eine Million Arten auf der Erde vom Aussterben bedroht – eine unbekannte Anzahl bereits ausgestorben.

Im Wortlaut: Eingangsstatement von Bundeskanzlerin zum „One Planet Summit for Biodiversity“

„Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Emmanuel,
sehr geehrter Herr Generalsekretär,
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren,

jeden Tag werden natürliche Lebensräume vernichtet. Rund ein Viertel der meisten Tier- und Pflanzenarten ist vom Aussterben bedroht. Die dramatischen Verluste haben gravierende Auswirkungen auf das Leben und die Lebensqualität auch von uns Menschen. Deshalb müssen wir unsere Anstrengungen zum Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Lebensräume erhöhen – und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt, und nicht irgendwie, sondern ganz erheblich. Sonst werden die Folgen bald unumkehrbar sein. Deshalb ist dieser Gipfel ein so wichtiges Signal vor der COP15.

Ich freue mich, für Deutschland ankündigen zu können, dass wir der von Frankreich und Costa Rica initiierten „High Ambition Coalition for Nature and People“ beitreten werden. Mit dieser Koalition setzen wir uns in Vorbereitung der COP15 gemeinsam dafür ein, weltweit 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen zu schützen.

Zur Finanzierung von Schutzgebieten unterstützen wir Entwicklungs- und Schwellenländer mit dem „Legacy Landscapes Fund“. Ich werbe sehr dafür, dass sich hierbei auch noch weitere Staaten einbringen.

Für die Artenvielfalt und den Klimaschutz sind unsere Wälder von zentraler Bedeutung. Wir müssen mit aller Kraft gegen eine weitere Entwaldung vorgehen. Für den Tropenwaldschutz hat Deutschland gemeinsam mit Norwegen und Großbritannien in den letzten fünf Jahren fünf Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Außerdem unterstütze ich die Allianz zum Schutz der Tropenwälder, die Frankreich 2019 initiiert hat. Und natürlich freut es mich, dass unter deutschem Vorsitz die Amsterdam-Partnerschaft ein klares Zeichen für entwaldungsfreie Lieferketten bei Agrarrohstoffen gesetzt hat.

Wir wissen: Waldschutz ist auch Gesundheitsschutz. Anders gesagt: Der Mensch erhöht die Risiken der Übertragung von Krankheitserregern, wenn er Wälder zerstört, natürliche Lebensräume zerstückelt und bislang nicht genutzte Ökosysteme in Anspruch nimmt. Uns Menschen kann es nur auf einem gesunden Planeten mit einer gesunden Tier- und Pflanzenwelt wirklich gut gehen. Das ist der Kern des One-Health-Ansatzes. Wir haben gemeinsam mit Frankreich den Rat hoher Sachverständiger für One Health initiiert. Er dient der Zusammenarbeit der WHO, der FAO, der Weltorganisation für Tiergesundheit und des UN-Umweltprogramms.

Außerdem war es sehr wichtig, eine internationale Allianz ins Leben zu rufen, um im Wildtierhandel der direkten Übertragung von Krankheiten auf den Menschen entgegenzuwirken. Wir wissen, von welch großer Bedeutung das ist.

Es gibt keinen Zweifel: Wenn uns unsere Gesundheit, die Gesundheit der Menschen, am Herzen liegt, dann müssen wir auch die Natur und die biologische Vielfalt mit aller Entschlossenheit schützen. Auch deshalb wünsche ich diesem Gipfel den Erfolg, den wir alle dringendst brauchen. Ich möchte allen, die hieran mitwirken, für ihr Engagement danken, und sie bitten, weiterzumachen.“

->Quellen: