Im ersten Quartal 2013 wurden verglichen mit 2012 zwei Terawattstunden (TWh – zwei Milliarden Kilowattstunden – kWh) mehr Strom aus Braunkohle, aus Steinkohle gar sieben TWh mehr erzeugt – Erneuerbare dagegen eine TWh weniger. Der Preis an der Strombörse sank auf vier Cent pro kWh, Strom war so billig wie seit acht Jahren nicht mehr, allerdings nicht für die Verbraucher. Die Zunahme des Kohlestroms schlägt sich aber negativ auf die Klimabilanz nieder: 2012 sind die deutschen CO2-Emissionen wieder gestiegen, erstmals seit 1990. Trotzdem freut sich Bundeswirtschaftsminister Rösler darüber, dass das Europa-Parlament das sogenannte Backloading, die Verringerung der CO2-Zertifikate, abgelehnt hat. Die Mehrheit habe sich für einen Kurs entschieden, für den er „lange gekämpft“ habe. Für Rösler „geht von der heutigen Abstimmung ein hervorragendes Signal für den wirtschaftlichen Erholungsprozess aus, über das ich mich sehr freue.“ „Desaster für den Klimaschutz in Europa“, nannte die Süddeutsche Zeitung, „Erlaubnis zum Luftverschmutzen“ die Westdeutsche Zeitung die Ablehnung: Für CDU-Umweltminister Altmaier war der Beschluss ein „ernsthafter Rückschlag für den Schutz des Klimas, weil wir derzeit kein funktionierendes Instrument haben, um die CO2-Produktion zu reduzieren“.
Rösler behauptet, die Klimaziele würden „bereits im jetzigen System erkennbar erreicht“. Dabei müssten diese im Gegenteil längst enger gefasst werden. Die Kohleverbrennung müsste verteuert, die Ausnahmen für die energieintensiven Unternehmen nach sorgfältiger Prüfung verringert werden. Eine Kilowattstunde Kohlestrom dürfte nicht mehr ein Kilogramm CO2 verursachen, sondern nur noch ein Drittel, jede kWh im deutschen Durchnitt nicht mehr 562 Gramm, sondern nur noch 300. Wer darüber liegt, zahlt. Die Einnahmen kommen in den Energie- und Klimafonds. Die CO2-Obergenze wird kontinuierlich gesenkt. Die Skandinavier haben es uns vorgemacht: Sie haben eine Steuer auf den Ausstoß von CO2 eingeführt. In Australien ist Windstrom schon heute billiger als Kohlestrom aus aktuellen Kohlekraftwerken, ihr Bau lohnt sich daher selbst im kohlereichen Australien nicht mehr. Viele machen es uns vor, wie es richtig geht. Es sieht so aus, als seien Geld und Gier stärkere Triebfedern unseres Handelns als die Frage, wie die Welt aussieht, die wir unseren Kindern hinterlassen. ho