Untersee-HGÜ NordLink verbindet erstmals Deutschland und Norwegen
Nach erfolgreichem Abschluss einer mehrmonatigen Probebetriebsphase nehmen die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Statnett den Untersee-Hochspannungs-Gleichstrom-Interconnector zum Austausch von deutscher Windenergie und norwegischer Wasserkraft in Betrieb. Die offizielle Einweihung findet einer Medienmitteilung beider Unternehmen zufolge aber erst am 27.05.2021 statt.
Die NordLink-Partner TenneT, Statnett und KfW-IPEX-Bank haben am 12.04.2021 das HGÜ-System zwischen Norwegen und Deutschland ans Netz angeschlossen. Die Übernahme vom Konverter-Hersteller Hitachi ABB Power Grids bedeutet den erfolgreichen Übergang von der Probe- in die Betriebsphase. NordLink – das „grüne Kabel“ zum Austausch deutscher Windenergie mit norwegischer Wasserkraft – ist ein System zweier einander optimal ergänzender Partner.
TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens sagte: „Mit NordLink haben wir ein großes internationales Vorzeigeprojekt der europäischen Energiewende erfolgreich in Betrieb genommen und zuverlässig in den Strommarkt integriert. Aufbauend auf einer vertrauensvollen Partnerschaft haben wir das „grüne Kabel“ innerhalb der vorgegebenen Erwartungen in Zeit, Budget und Qualität geliefert. Als weltweit führender Betreiber von Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindungen werden wir dieses Know-how auch weiterhin in die Planung und den Bau des weiteren Netzausbaus zur Umsetzung der Energiewende einbringen.“
„Wir sind sehr stolz darauf, die längste Seekabel-Stromverbindung der Welt gebaut zu haben, die zwischen Tonstad in Norwegen und Wilster in Deutschland verläuft. Wir und unsere deutschen Partner, der Netzbetreiber TenneT und die KfW, haben dies in der herausfordernden Zeit der Corona-Pandemie gemeinsam zum Abschluss gebracht. Das Projekt ist eines der größten Projekte in der Geschichte von Statnett, und wir haben bei diesem Projekt beeindruckende Arbeits- und Ingenieurleistungen gesehen. Es war ein Privileg, NordLink durch die Projektphase zu begleiten“, sagte Håkon Borgen, Executive Vice President Technology and Development von Statnett.
„NordLink ist jetzt in der Betriebsphase – das ist eine gute Nachricht für die europäische Energiewende“, sagte Markus Scheer, Mitglied der Geschäftsführung der KfW IPEX-Bank. „Durch die Verbindung des norwegischen und des deutschen Energiemarktes können wir Versorgungssicherheit und stabile Energiepreise erreichen und gleichzeitig den Anteil der erneuerbaren Energien im Energiemix erhöhen. Wir sind stolz darauf, Teil dieses technologisch fortschrittlichen Projekts zu sein.“
Hitachi ABB Power Grids war für die HGÜ-Technologie in den Konverterstationen in Norwegen und Deutschland verantwortlich, die einen effizienten Stromaustausch zwischen den Ländern für die nächsten 40 Jahre sicherstellt. Nexans und NKT haben die See- und Erdkabel für das Projekt produziert und geliefert.„Wir freuen uns, zu diesem Meilensteinprojekt beizutragen, das Europa seiner Vision eines vernetzten und kohlenstoffneutralen Energiesystems einen weiteren Schritt näher bringt“, sagte Niklas Persson, Managing Director des Geschäftsbereichs Grid Integration von Hitachi ABB Power Grids. „Gemeinsam mit den Eigentümern und Betreibern von NordLink trägt Hitachi ABB Power Grids zur Entwicklung eines integrierten europäischen Energiemarktes bei, der von erneuerbaren Energien gespeist wird und das Rückgrat eines Stromsystems bildet, das eine nachhaltige Gesellschaft unterstützt.“
Deutsch-norwegische Kooperation
Das NordLink-Projekt wurde von einem Konsortium realisiert, an dem zu jeweils 50% der norwegische Übertragungsnetzbetreiber Statnett sowie die DC Nordseekabel GmbH & Co.KG beteiligt sind. An DC Nordseekabel halten der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und die KfW jeweils 50 Prozent der Geschäftsanteile. DC Nordseekabel verantwortete Bau und Genehmigungen auf deutscher Seite.
Hintergrund
NordLink ist ein Leuchtturmprojekt und enorm wichtiger Baustein der europäischen Energiewende, um Dunkelflauten auszugleichen und gleichzeitig grüne Energie sicher und bezahlbar in der EU zur Verfügung zu stellen. NordLink ermöglicht ein klimafreundliches Stromsystem und Wertschöpfung in beiden Ländern und ist ein wichtiger Baustein zur Erreichung der Klimaziele.
NordLink ist eine Gleichstromautobahn ohne Abfahrt, also eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, zwischen den Drehstromnetzen in Deutschland und Norwegen. Aufgrund der Streckenlänge und der großen Übertragungsleistung wird zur verlustarmen Übertragung Gleichstrom verwendet. Die beiden Kabel (Plus- und Minuspol) sind mit den Konverterstationen an jedem Ende verbunden. Die Konverterstationen wurden in Wilster (Schleswig-Holstein) und Tonstad (Süd-Norwegen) errichtet. An diesen Standorten wird der Strom von Gleich- in Drehstrom (bzw. umgekehrt, je nach Übertragungsrichtung) umgewandelt und in das deutsche bzw. norwegische Drehstrom-Übertragungsnetz eingespeist, um Haushalte und Unternehmen mit grünem Strom zu versorgen.
Der Probebetrieb von NordLink war am 09.12.2020 gestartet und machte damit die Kabelverbindung zwischen Norwegen und Deutschland zum ersten Mal für den Strommarkt verfügbar. Die Bauarbeiten hatten 2016 begonnen.
Daten und Fakten
- 623 km lange Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ)
- 1.400 MW Kapazität mit ± 525 kV
- Offshore: 516 km Seekabel
- Onshore: 54 km Erdkabel (Büsum – Wilster/Schleswig-Holstein) sowie 53 km Freileitung (Vollesfjord – Tonstad/NO)
- Netzverknüpfungspunkte: Umspannwerke Wilster West (DE) sowie Tonstad (NO)
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