Viele Bewohner Hamburgs fühlen sich schon heute durch den Klimawandel bedroht
Der Klimawandel ist längst Realität – auch in Hamburg. Als die Bürger dort zum 14. Mal im Auftrag des Helmholtz-Zentrums Hereon telefonisch nach ihrer Wahrnehmung des Klimawandels befragt wurden, zeigte sich ein verstärkter Trend: Die Menschen fühlen sich zunehmend bedroht. Während im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie das drängende Problem war, hat das Thema Klimawandel wieder an Brisanz gewonnen, so eine Hereon-Medienmitteilung vom 15.07.2021. (Grafik: „Warming Stripes“ – Klima-Strichcode – Durchschnittstemperaturen in Deutschland von 1881 bis 2017 , von 6.6°C (dunkelblau) bis 10.3°C (dunkelrot) © Ed Hawkins climate.ab.book.ac.uk – CC BY SA 4.0)
„Risikobewusstsein Hamburger Bürger für den Klimawandel 2021“ ist der Titel der Studie, die im Frühjahr 2021 im Auftrag des Hereon-Instituts für Küstensysteme – Analyse und Modellierung, Abteilung Sozioökonomie des Küstenraumes, vorgenommen wurde. 508 Hamburger Bürgerinnen und Bürger wurden per Telefon befragt. Die Autorinnen der Studie sind Prof. Beate Ratter und Doktorandin Lea Stumbitz. „Die Antworten zeigen, dass die Menschen den Klimawandel inzwischen als ein echtes Risiko für ihr eigenes Leben wahrnehmen“, sagt Beate Ratter.
Der Anteil der Befragten, welche die Bedrohung als „sehr groß“ oder „groß“ wahrnehmen, stieg in diesem Jahr auf 73 Prozent, ein neuer Höchstwert. Zum Vergleich: In den USA etwa stagnieren die Zahlen bei vergleichbaren Studien seit Jahren bei rund 60 Prozent. Sturmfluten und Überschwemmungen werden von Hamburgs Bevölkerung nach wie vor als Naturkatastrophen mit den potenziell schwersten Folgen wahrgenommen. Die vergangenen heißen und trockenen Jahre werden vermehrt als besorgniserregend empfunden. Im ersten Jahr der Befragung 2008 waren es nur 4 Prozent der Befragten, die Hitzewellen als am bedrohlichsten ansahen. In diesem Jahr erreicht der Anteil schon den vierfachen Wert.
Klima oder Pandemie
Die Wahrnehmung des Klimawandels und dessen Folgen werden von aktuellen Entwicklungen beeinflusst. Der Ausbruch der Corona-Pandemie im letzten Frühjahr war zu dem Zeitpunkt für viele eine akutere Bedrohung als der Klimawandel. Auch in diesem Jahr wird das Corona-Virus mit 42 Prozent als größtes Problem der Stadt wahrgenommen. Allerdings wurde der ansteigende Trend der Bedrohlichkeit des Klimawandels auch in der Umfrage 2021 bestätigt.
Die Forschenden setzen sich zum Ziel, dies weiter zu beobachten. Der Fragenkatalog entsprach im Wesentlichen dem der Befragungen von 2008 bis 2020. Die vier Fragen zur Einschätzung der Klimawandelwirkung wurden seit 2019 durch eine neue Frage zu persönlichen Vorsorgemaßnahmen ergänzt. Dabei wurde deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger sind bereit, gegen den Klimawandel selbst vorzugehen. „Für künftige Extremwetterereignisse kann man Vorsorgemaßnahmen bei sich zu Hause treffen. Welche der folgenden Vorsorgemaßnahmen planen Sie bzw. haben Sie bereits getroffen?“ lautete eine Frage. Zehn Antwortmöglichkeiten standen zur Auswahl, Mehrfachnennungen waren möglich.
Als Hilfsmittel nannten die Befragten etwa die Installation von Warn- und Wetter-Apps (56 Prozent). Insgesamt legt der Anteil derer, die bereits Maßnahmen ergriffen haben oder dies planen, besonders in der Altersgruppe 60 plus zu. Im letzten Jahr gaben noch 17 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe an, keine Maßnahmen umgesetzt zu haben oder zu planen. Heute ist der Wert auf 9 Prozent gesunken. Vorräte anzulegen verzeichnet in dieser Altersgruppe den größten Zuwachs von 22 auf 51 Prozent, aber auch eine zunehmende Zahl Befragter aus den Altersgruppen der 45- bis 59-Jährigen und der 30-bis 44-Jährigen gibt an, sich für den Notfall Vorräte anlegen zu wollen oder dies schon zu tun. „Viele Menschen denken beim Neubau eines Hauses jetzt auch an die bessere Dämmung. Städteplanerisch wird an mehr Grünflächen und eine bessere Belüftung in den Straßen gedacht“, sagt Beate Ratter.
Fazit der Erhebung
Neben Corona, Verkehrsproblemen sowie Mieten und Wohnen bleibt die Klima-Problematik präsent. „Insgesamt unterliegt die Einschätzung des Klimawandels als Bedrohung einem immer wiederkehrenden Auf und Ab, das von aktuellen Entwicklungen, Diskussionen und Berichten in den Medien und den konkreten Erfahrungen beeinflusst wird“, zieht Lea Stumbitz ein Fazit. Der Trend aus den vorangegangenen Umfragen wird damit weiterhin bestätigt.
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