thyssenkrupp macht Stahl mit weniger CO2
Deutschlands größter Stahlkonzern thyssenkrupp hat erstmals Stahl mit verringerter CO2-Freisetzung produziert. Bei dem sogenannten bluemint®-Verfahren wird ein Teil des Eisenerzes durch Eisenschwamm ersetzt. Für das Schmelzen von Eisenschwamm muss im Hochofen weniger Kohle eingesetzt werden. Dadurch sinken die Kohlendioxid-Emissionen. Erster Kunde ist nach einer Medienmitteilung von thyssenkrupp vom 06.10.2021 der Premium-Badhersteller Kaldewei aus Ahlen. Die vom internationalen Zertifizierer DNV bestätigte Methode zur Minderung der CO2-Emissionen am Hochofen ermöglicht die bilanzielle Verteilung der CO2-Einsparungen auf eine bestimmte Menge des Produkts. Die CO2-Intensität einer solchen Tonne Stahl verringert sich so um 70 Prozent.
Methode zur Berechnung zur Emissionsminderung folgt internationalen Standards
Dass bilanzielle Ansätze die Dekarbonisierung des Stahlsektors unterstützen können, bestätigt das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer: „Wir haben mit thyssenkrupp Steel 2020 verschiedene Optionen geprüft, wie bereits kurzfristig im Rahmen der konventionellen Hochofentechnologie CO2-Einsparungen gelingen können. Der Weg, die real erzielten CO2-Senkungen über einen bilanziellen, auf das Produkt angerechneten Ansatz zu verteilen, ist machbar und sinnvoll. Wichtig ist dabei, dass es sich um zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen handelt und diese Teil einer umfassenden Dekarbonisierungsstrategie für die Stahlerzeugung sind.“
Carbon2Chem: 18 Partner aus Industrie und Wissenschaft starten groß angelegte Klimaschutz-Initiative
Das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) hat gemeinsam mit dem BMBF, dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, der thyssenkrupp AG und 14 weiteren Partnern am 27.06.2016 ein Projekt vorgestellt, das einen entscheidenden Schritt von der umstrittenen CCS (Carbon Capture and Storage) hin zur CCU (Carbon Capture and Utilization/Use) unternimmt. Mit Carbon2Chem sollen Hüttengase aus der Stahlproduktion für die Produktion von Chemikalien genutzt und Kohlendioxidemissionen anhaltend verringert werden. Dafür wird Wasserstoff benötigt, der mit Hilfe Erneuerbarer Energien erzeugt werden soll. Der CO2-Ausstoß in der Region und auch an anderen Stahlstandorten soll wirtschaftlich nutzbar gemacht und somit ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt erreicht werden.
Vermarktungsstart für Stahl mit verringerter CO2-Intensität
Mit der Einführung der bluemint®-Produktfamilie beginnt zugleich der Vermarktungsstart für Produkte mit verringerter CO2-Intensität. Bernhard Osburg, Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp Steel: „Uns ist es wichtig, unseren Kunden so schnell wie möglich CO2-reduzierte Produkte anzubieten, die auf einer realen und überprüfbaren Einsparung an Kohlendioxid beruhen. Das ist heute der Startpunkt. Wir freuen uns, mit der Firma Kaldewei ein besonders dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtetes Unternehmen zu beliefern. Wir werden die Vermarktung unseres CO2-reduzierten bluemint® Stahls jetzt Schritt für Schritt ausweiten und sind dazu schon mit einer Reihe weiterer Kunden in Gesprächen.“
TÜV Süd zertifiziert Einsatz von Schrott im Hochofen
Einen zweiten Weg zu Produkten mit verminderter CO2-Intensität hat thyssenkrupp Steel nach dem VERIsteel-Verfahren des TÜV Süd zertifizieren lassen. Hierbei kommt ein hochwertiges Schrott-Recyclingprodukt im Hochofen zum Einsatz. Auch hier wird durch diese technologische Änderung eine absolute CO2-Einsparung am Standort Duisburg erzielt werden. Und auch hier ausgelöst durch eine Minderung des Kohleeinsatzes, weil für das Aufschmelzen des Schrotts im Hochofen entsprechend weniger benötigt wird. Je Tonne des Recyclingprodukts wird eine Absenkung der CO2-Intensität von 2,1 Tonnen auf 0,75 Tonnen erzielt und bilanziell ausgewiesen.
Konsequente Umsetzung der Transformationsstrategie – mit Wasserstoff
Die jetzt ausgelieferten CO2-reduzierten Stähle fügen sich in die umfassende Transformationsstrategie von thyssenkrupp Steel ein. Dabei wird der entscheidende Meilenstein der Transformation von Europas größtem integrierten Hüttenwerk hin zur Klimaneutralität die Ablösung der klassischen Hochöfen durch mit Wasserstoff betriebene Direktreduktionsanlagen sein. Die Inbetriebnahme der ersten Großanlage inklusive Einschmelzer ist für 2025 geplant.
Im Vorfeld dieses Technologiesprungs werden alle Möglichkeiten genutzt, um schon mit der bestehenden hochofenbasierten Technologie den CO2-Ausstoß der Produktion spürbar abzusenken. Die Nutzung von HBI oder Recyclingprodukten als CO2-mindernde Einsatzstoffe sind erste Schritte. Perspektivisch wird thyssenkrupp Steel auch den Wasserstoffeinsatz am Hochofen ausweiten. Christoph Dammermann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie: „Das Ruhrgebiet bietet beste Voraussetzungen, Modellregion für die Transformation der energieintensiven Industrie zu werden. Um das große Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in der Stahlindustrie zu nutzen, braucht es Innovationen und Mut. thyssenkrupp geht hier voran und setzt mit dem ersten CO2-reduzierten Stahl aus Duisburg Maßstäbe auf dem Weg hin zur Klimaneutralität. Den klimafreundlichen Umbau unserer Industrie unterstützt die Landesregierung mit zukunftsweisenden Förderprojekten wie den weltweit ersten Wasserstoffversuchen in einem Hochofen, die inzwischen erfolgreich abgeschlossen wurden.“
->Quelle: thyssenkrupp.com/thyssenkrupp-steel-startet-produktion-von-stahlen-mit-verminderter-co2-intensitat