In allen Redaktionsstuben derzeit hoch im Kurs: Die gierigen Ölkonzerne, die den hilflos ausgelieferten Fahrzeuglenker gnadenlos abzocken, indem sie im Minutentakt die Preise an den Zapfsäulen nach oben treiben. Doch der treibstoffgenährte Medien-Dauerbrenner ist von einem Irrtum befeuert. Gemessen an der für den Spriterwerb aufzuwendenden Arbeitszeit ist Benzin heute billiger als „damals“. 1960 musste man, so rechnete Zeit-Autor Fritz Vorholz (am 04.04.2012) vor, für einen Liter zehn Minuten arbeiten, heute nur noch vier. Den Reibach machten die großen Ölproduzenten. Sicher: Die Kaufkraft hat abgenommen, die Nettolöhne sind – in erstaunlichem Gegensatz zu den Managergehältern – gesunken. Dennoch bleibt die Benzinabzocke ein Märchen – aber ein immer wieder gern gehörtes. Und ein im Zusammenhang mit der Energiewende und deren angeblich teurem Ausgang noch lieber gehörtes (erst kürzlich wieder bei Illner und Plasberg) – obwohl Benzin mit der Abschaltung von Atomkraftwerken nicht das Geringste zu tun hat. Zwei Zahlen zum Nachdenken – und dann An-die-eigene-Nase-Fassen: Durchschnittlich tummeln sich 135 Pferdestärken unter der Haube jedes neuen Autos – und 2010 wurden in Deutschland fast 300.000 Geländewagen (SUV = Sport Utility Vehicle – was das wohl mit Sport zu tun hat?) zugelassen, so als sei „jeder zehnte Deutsche Förster“ (Vorholz). Darüber steht in Bild selten etwas. ho