COP26: Die Initiativen

Viele kleine Fortschritte – eine Übersicht

Hans-Joachim Schellnhuber zeigte sich am Schluss vorsichtig optimistisch: „Noch in Paris war es undenkbar, die globale Dekarbonisierung bis 2050 zu beschließen. Das ist nun Konsens“. Die großen Durchbrüche passierten „nicht auf den pompösen Konferenzen“, sondern vorher „in bilateralen Verhandlungen und unzähligen gesellschaftlichen Veränderungen“. Die große Zahl der freiwilligen Initiativen fand Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth bezeichnend für den Stand der Verhandlungen. In den Gesprächen mussten schließlich nur noch weniger Punkte zur Umsetzung des Paris-Abkommens geklärt werden. „Je mehr wir sie hinter uns lassen, desto mehr wird es das neue Normal der Klimagipfel sein, solche Prozesse zu beschleunigen“, sagte er zu den vielen Bündnissen und Aktionen. Eine Übersicht u.a. von Susanne Ehlerding im Tagesspiegel.

COP26 Schluss-Plenum – Foto © UNFCCC-Team_KiaraWorth, CC BY-NC-SA 2.0

  1. Ausstieg aus der Kohle – Konferenz-Präsident Alok Sharma wollte von Anfang an die Kohle „der Geschichte überantworten“. Chile, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Montenegro, Sri Lanka und Großbritannien haben schon im September eine Zusage unterzeichnet, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen. Bei der COP26 verpflichteten sich 23 Länder, aus der Kohle auszusteigen. Zwar machte Polen machte kurz darauf einen Rückzieher, aber internationale Großbanken verpflichteten sich in Glasgow, die Finanzierung neuer Kohlekraftwerke bis Ende 2021 einzustellen.
  2. Kohleausstieg in Südafrika – Deutschland, Großbritannien, die USA, Frankreich und die EU wollen dem Land in einer neuen Partnerschaft (mit 8,5 Milliarden Euro) beim Ausstieg aus der Kohle helfen. Laut Entwicklungsminister Gerd Müller unterstützt die Partnerschaft „die Dekarbonisierung der südafrikanischen Stromproduktion, den Einstieg in erneuerbare Energien und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.“ Bundesumweltministerin Svenja Schulze sah in einem „erfolgreichen Kohleausstieg Südafrikas das Potenzial, eine Blaupause für andere Regionen zu werden.“
  3. Initiativen für Stahl und Wasserstoff –  40 Regierungen haben sich im Rahmen der sogenannten Breakthrough Agenda verpflichtet, klimaneutralen Technologien in Sektoren mit hohen Emissionen (Strom, Straßenverkehr, Stahl, Wasserstoff und Landwirtschaft) schnell zur Marktreife und Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen. In der Umsetzung der offiziellen Klimapläne sollen die „Breakthroughs“ Klimaschutz durch Innovation und Public Private Partnerships beschleunigen. Zum ersten Mal standen Wasserstoff und schwer zu dekarbonisierende Sektoren wie die Stahlindustrie bei einer Klimakonferenz im Zentrum.
  4. Infrastruktur für kleine Inselstaaten – Indien und Großbritannien haben die Initiative „Infrastructure for Resilient Island States“ gegründet. Denn – so der indische Premier Narendra Modik – kleine Inselstaaten seien der größten Bedrohung durch den Klimawandel ausgesetzt. Die indische Weltraumbehörde werde diese Staaten zeitnah über Wirbelstürme informieren sowie Korallenriffe und Küstenlinien per Satellit überwachen.
  5. Pakt gegen Methan – Offiziell am 08.11.2021 gestartet ist die „Weltweite Methan-Verpflichtung“ (Global Methane Pledge), zu dem EU und USA den Anstoß gegeben hatten. Die unterzeichnenden Staaten wollen ihre Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent senken.
  6. Solarkraftwerke und Windparks für Asien – Modi schob (mit Biden und Johnson) eine neue Koalition für saubere Energie namens „Green Grids Initiative – One Sun One World One Grid“ mit an. Sie soll den Bau großer Solarkraftwerke und Windparks an Standorten in Asien beschleunigen und durch Stromnetze über nationale Grenzen hinweg miteinander verbinden. Später sollen Standorte in Afrika hinzukommen.
  7. Finanzierung für ein grünes Afrika – In Afrika will die „Africa Green Finance Coalition“ mit mehr sauberen Investitionen auf dem Kontinent Bauern unterstützen. Die Initiative ist Teil der „Race to Zero“-Kampagne des UN-Klimasekretariates, der sich mehr als 1.300 Unternehmen angeschlossen haben. Diese hat weitere Projekte gestartet, wie eine neue Einheit bei der Bank of America zur Finanzierung von erneuerbaren Energien auf kleinen Inselstaaten in der Karibik, oder die Initiative „Regen 10“, die 500 Millionen Bauern weltweit dabei helfen soll, regenerative Arten der Landwirtschaft zu praktizieren.
  8. Schutz für Wasser und Klima – Die Koalition für Wasser und Klima will Wasser- und Klimaprobleme gemeinsam lösen und daran arbeiten, Synergien zwischen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zu schaffen.
  9. CO2-Preise für die Schifffahrt – Mehr als 50 Länder des „Climate Vulnerable Forum“ forderten die International Maritime Organization auf, einen CO2– Preis in der Schifffahrt einzuführen. Außerdem sollen andere Staaten einem „Climate Emergency Pact“ zustimmen und die Maßnahmen zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze beschleunigen.
  10. Unabhängigkeit von Öl und Gas – die „Beyond Oil and Gas Alliance“ geht über den Kohleausstieg hinaus. Angeführt von Costa Rica und Dänemark will die Allianz Regierungen dabei unterstützen, geordnet und gerecht aus der Öl- und Gasförderung auszusteigen.
  11. Schluss mit der Abholzung – Mehr als 100 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt haben sich verpflichtet, die Entwaldung und Bodendegradation bis zum Ende des Jahrzehnts zu stoppen und umzukehren. Dies soll durch öffentliche und private Mittel in Höhe von 19 Milliarden Dollar unterstützt werden, die in den Schutz und die Wiederherstellung der Wälder investiert werden sollen. US-Energie-Expertin Rachel Kyte: „Damit stecken wir unser Geld endlich dorthin, wo der gesunde Menschenverstand ist“. Allerdings gab es auch viel Zweifel an dem Anti-Entwaldungsplan; die Umweltschutzorganisation WWF: „Die Ankündigung der Staats- und Regierungschefs zeigt in die richtige Richtung, droht jedoch zu verpuffen, wenn sie nicht zügig mit verbindlichen Abkommen abgesichert wird.“ Die Kinderhilfsorganisation World Vision wertete den Beschluss, die Abholzung erst bis zum Jahr 2030 zu beenden, als „viel zu zaghaft“. Dies werde zu einer weiteren Beschleunigung des Klimawandels führen.

Kontrolle ist besser

Völlig zu Recht kam bei der Klimakonferenz die Frage auf, wie diese vielen Versprechen kontrolliert werden sollen. Dazu hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres eine eigene Arbeitsgemeinschaft einberufen, die Transparenz bei den Zusagen von nicht-staatlichen Akteuren schaffen und dafür in sechs Monaten ein Rahmenwerk vorlegen soll.

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