Schwimmende Windturbine TetraSpar vor norwegischer Küste in Betrieb

Weltweit erstes vollständig industriell gefertigtes Fundament im Test

RWE ist nach eigenen Angaben „Vorreiter bei schwimmenden Windkraftanlagen“. Bis 2030 plant RWE Anlagen in einer Größenordnung von einem Gigawatt in Betrieb oder im Bau zu haben. Um bereits früh Erfahrungen sammeln zu können, ist RWE an mehreren Pilotprojekten beteiligt – wie etwa dem TetraSpar-Demonstrator. Gemeinsam mit den Partnern Shell, TEPCO Renewables und Stiesdal Offshore Technologies hat RWE die schwimmende Windkraftanlage vor der norwegischen Küste realisiert und am 01.12.2021 sicher in Betrieb genommen.

TetraSpar: Pilotprojekt in Betrieb

TetraSpar METCentre press photo november 2021 – Foto, m. frdl.Genehmigung © TetraSpar Demonstrator ApS

Das schwimmende TetraSpar-Fundament ist eine Stahlrohrkonstruktion mit darunter hängendem Kiel. Die schwimmende Plattform samt der 3,6-Megawatt-Turbine ist zum Teststandort ins norwegischen METCentre geschleppt und in 200 Metern Wassertiefe verankert worden. Jetzt wurde die Turbine an das norwegische Stromnetz angeschlossen, in Betrieb genommen und produziert Strom. Dies markiert den Beginn der Testphase. Sie soll Daten zu Verhalten und Leistung erheben, um schwimmenden Windkraftanlagen den Weg zur Marktreife zu ebnen.

Das Konzept zeichnet sich durch niedrige Materialkosten und kurze Montage-und Errichtungsprozesse aus. In diesem Sommer wurde das schwimmende TetraSpar-Fundament samt Turbine rund 360 Seemeilen vom Montagehafen Grenaa in Dänemark zum Teststandort im norwegischen Marine Energy Test Centre (METCentre) geschleppt. Die Inbetriebnahme der 3,6-Megawatt-Windturbine von Siemens folgt auf eine Reihe an vorherigen Meilensteinen:

  • Erfolgreiche Komponentenfertigung für das weltweit erste industriell gefertigte schwimmende Fundament für Offshore-Windkraftanlagen
  • Montage der einzelnen Fundamentkomponenten im Hafen (ohne Schweißarbeiten)
  • Zuwasserlassen der schwimmenden Konstruktion und anschließende Installation der Turbine von der Kaikante mit einem herkömmlichen Kran
  • Sichere Unterwasserinstallation des Kielelements, nachdem die Anlage ausreichend tiefe Gewässer erreicht hatte.

Im Gegensatz zu anderen Konzepten war es dadurch möglich, das TetraSpar-Fundament bereits im Hafen mit geringer Wassertiefe vorzufertigen. Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass das von Stiesdal entwickelte ‚Tetra’-Konzept Vorteile gegenüber anderen Konstruktionen für schwimmende Windkraftanlagen hat: das Potenzial für schnellere Herstellungs-, Montage-und Errichtungsprozesse sowie geringere Materialkosten.

Henrik Stiesdal, Chairman, Vorstandschef der TetraSpar Demonstrator ApS: „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für unser Projekt. Am allerwichtigsten ist, dass wir alle Projektphasen ohne nennenswerte Sicherheitsvorfälle abgeschlossen haben, und das, obwohl es sich um ein innovatives Projekt handelt mit Komponenten, die noch nie zuvor eingesetzt wurden. Die fundierte Erfahrung unserer Projektpartner war hier von unschätzbarem Wert. Darüber hinaus freuen wir uns natürlich sehr, dass neue Technologien, die noch vor ein paar Jahren Wunschdenken waren und nur auf dem Papier bestanden, nun erfolgreich umgesetzt wurden. Alles weist darauf hin, dass unser Hauptziel, nämlich die schwimmende Windkraft zur Marktreife zu führen, erreicht werden kann, nicht nur auf Prototyp-Ebene, sondern im großtechnischen Maßstab.“

Laut Van Seventer, Chef Offshore Wind bei Shell: „Wir sind froh, diesen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben und stolz auf unseren Beitrag zu diesem wirklich innovativen Konzept. Shell hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Weiterentwicklung der schwimmenden Windkraft durch technische und finanzielle Unterstützung viel versprechender Konzepte wie TetraSpar weltweit voranzutreiben. Langfristig hoffen wir, die Technologie der schwimmenden Windkraftanlagen weltweit und im großtechnischen Maßstab einzusetzen, um die Dekarbonisierung unserer Kunden und der Gesellschaft insgesamt zu ermöglichen.“

Seiichi Fubasami, Vorstandschef TEPCO RP: „Die Erwartungshaltung in Bezug auf schwimmende Offshore-Windparks ist international hoch. Eines der derzeit anspruchsvollsten Projekte ist TetraSpar.  Jeder einzelne Prozessschritt, von Fertigung und Montage über das Zuwasserlassen der schwimmenden Konstruktion bis hin zur Installation hat gut geklappt. Wir freuen uns sehr, dass die Anlage nun in Betrieb ist. In Japan rechnen wir damit, dass ab 2030 mehr schwimmende Offshore-Windparks gebaut werden, damit das Land sein Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, erreichen kann.“

Sven Utermöhlen, CEO Offshore Wind bei RWE Renewables: „Dieses Pilotprojekt war herausfordernd und inspirierend zugleich. Die Idee des TetraSpar-Fundamentkonzepts ist die industriell-modulare Fertigung und Montage, was für eine langfristige Kostensenkung entscheidend sein wird. Dank unserer intensiven Mitarbeit in diesem Projekt haben wir aus erster Hand erfahren, wie sich dieser modulare Ansatz auf kommerzielle Projekte skalieren lässt. Dank der guten Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern konnten wir das innovative Fundament sicher in Betrieb nehmen. Wir haben viel gelernt –etwa wie wichtig es ist, unsere Erfahrung mit fest im Meeresboden installierten Fundamenten auf schwimmende Fundamente zu übertragen. Dieser Erfolg spornt uns an, weiterhin eine Vorreiterrolle bei Floating-Offshore-Wind einzunehmen und Innovationen weiter voranzutreiben.“

In der bevorstehenden Testphase werden die vier Projektpartner wichtige Einblicke in den Betrieb erhalten sowie die Gelegenheit, die beim TetraSpar angewandte Technologie weiter zu optimieren. Mit Hilfe der Ergebnisse wollen die Partner neue Regionen für Offshore-Wind erschließen und so zu einer klimafreundlichen und nachhaltigen Stromerzeugung beitragen.

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