Vergangene sieben Jahre waren die heißesten

EU-Dienst Copernicus bestätigt Trend der globalen Erwärmung

Die vergangenen sieben Jahre waren nach Angaben des Copernicus-Dienstes zur Überwachung des Klimawandels (C3S) die sieben wärmsten der Erde seit Beginn der Aufzeichnungen 1979. 2021 war demnach das fünftwärmste bisher, den Rekord hält weiter 2016. Der vergangene Sommer war überdies der wärmste jemals gemessene seit Ende der 1970er-Jahre – knapp vor den Sommern von 2010 und 2018.

Sonne – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Dabei stach die auf Sizilien gemessene Temperatur von 48,8 Grad besonders hervor. Sie lag 0,8 Grad über dem vorherigen Europa-Rekord. Die Entwicklung zeige, dass der Klimawandel fortschreite, teilten die Copernicus-Wissenschaftler mit.

Europäische Oberflächenlufttemperaturen

  • Für das gesamte Jahr lag Europa nur 0,1°C über dem Durchschnitt von 1991-2020, und somit außerhalb der zehn wärmsten Jahre
  • Die zehn wärmsten Jahre für Europa sind alle seit 2000 zu verzeichnen, wobei die sieben wärmsten Jahre 2014 bis2020 waren

In Europa lagen die letzten Wintermonate und der gesamte Frühling im Allgemeinen nahe am oder unter dem Durchschnitt von 1991-2020. Eine Kältephase im April, nach einem relativ warmen März, führte zu Spätfrost in den westlichen Teilen des Kontinents.

Umgekehrt war der europäische Sommer 2021 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen und lag nahe an den bisher wärmsten Sommern in den Jahren 2010 und 2018. Juni und Juli waren beide die zweitwärmsten ihrer jeweiligen Monate, während der August insgesamt nahe am Durchschnitt lag. Es gab dabei jedoch eine große Spanne zwischen überdurchschnittlichen Temperaturen im Süden und unterdurchschnittlichen Temperaturen im Norden.

Europäische und amerikanische Sommer-Extremereignisse

Im Sommer 2021 ereigneten sich in Europa mehrere Extremereignisse von großer Tragweite.

  • Im Juli kam es im westlichen Mitteleuropa in einer Region mit nahezu voll gesättigten Böden zu sehr starken Regenfällen, die in mehreren Ländern zu schweren Überschwemmungen führten. Deutschland, Belgien, Luxemburg und die Niederlande waren dabei am stärksten betroffen.
  • Der Mittelmeerraum erlebte im Juli und teilweise im August eine heftige Hitzewelle, wobei Griechenland, Spanien und Italien besonders von den hohen Temperaturen betroffen waren.
  • Ein neuer europäischer Hitzerekord wurde in Sizilien aufgestellt. Hier wurden 48,8 °C gemessen, was 0,8 °C über dem bisherigen Wert liegt, auch wenn der Rekord noch nicht offiziell von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bestätigt wurde.
  • Auf die heißen und trockenen Bedingungen folgten intensive und lang anhaltende Waldbrände. Diese ereigneten sich insbesondere im östlichen und zentralen Mittelmeerraum, wobei die Türkei neben Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Albanien, Nordmazedonien, Algerien und Tunesien eines der am stärksten betroffenen Länder war.

2021 gab es in mehreren Regionen Nordamerikas ebenfalls große Temperaturanomalien.

  • Im Nordosten Kanadas waren die monatlichen Durchschnittstemperaturen sowohl zu Beginn des Jahres als auch im Herbst ungewöhnlich warm.
  • Im Westen Nordamerikas kam es im Juni zu einer außergewöhnlichen Hitzewelle, bei der die bisherigen Höchsttemperaturen um mehrere Grad Celsius überschritten wurden, was zum wärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen für den Kontinent führte.
  • Regional heiße und trockene Bedingungen verschlimmerten zudem eine Reihe von extremen Waldbränden in den Monaten Juli und August. Am stärksten betroffen waren mehrere kanadische Provinzen und die Westküstenstaaten der USA, wenn auch je nach Region in unterschiedlichem Ausmaß.
  • Das ‘Dixie Fire’, das zweitgrößte Feuer in der Geschichte Kaliforniens, richtete nicht nur weitreichende Verwüstungen an, sondern führte durch die Verschmutzung auch zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Luftqualität für Tausende von Menschen. Die Luftqualität wurde dabei auf dem gesamten Kontinent beeinträchtigt, da Feinstaub und andere pyrogene Schadstoffe der Brände von Winden nach Osten transportiert wurden. Insgesamt verzeichnete Nordamerika die höchste Menge an Kohlenstoffemissionen – 83 Megatonnen – und anderen pyrogenen Emissionen aus Waldbränden in einem Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003 .

CO2– und CH4-Konzentrationen steigen auch 2021 weiter an

Eine vorläufige Analyse der Satellitendaten zeigt, dass sich der Trend stetig steigender Kohlendioxidkonzentrationen auch 2021 fortsetzte und zu einem jährlichen globalen Säulenmittelwert (XCO2) von etwa 414,3 ppm führte. Der Monat mit der höchsten Konzentration war April 2021, als das globale Monatsmittel an XCO2 einenWert von 416,1 ppm erreichte. Die geschätzte jährliche Wachstumsrate des globalen XCO2-Mittelwerts für 2021 betrug 2,4 ± 0,4 ppm/Jahr. Dies ist ähnlich wie die Wachstumsrate 2020, die 2,2 ± 0,3 ppm/Jahr betrug. Sie liegt auch in der Nähe der durchschnittlichen Wachstumsrate von etwa 2,4 ppm/Jahr seit 2010, aber unter den hohen Wachstumsraten von 3,0 ppm/Jahr 2015 und 2,9 ppm/Jahr 2016, die mit einem starken El-Niño-Klimaereignis verbunden waren.

Die Analyse der ersten Satellitendaten zeigt außerdem, dass die atmosphärischen Methankonzentrationen 2021 stark angestiegen sind und damit ein noch nie dagewesenes globales, säulengemitteltes Maximum (XCH4) von etwa 1876 ppb erreicht haben. Die geschätzte mittlere jährliche XCH4-Wachstumsrate für 2021 betrug 16,3± 3,3ppb/Jahr. Dies ist etwas mehr als die Wachstumsrate 2020, die 14,6 ± 3,1 ppb/Jahr betrug. Beide Raten sind im Vergleich zu den Raten der vorangegangenen zwei Jahrzehnte sehr hoch. Warum dies der Fall ist, ist derzeit jedoch noch nicht vollständig geklärt. Die Identifizierung des Ursprungs dieses Anstiegs ist eine Herausforderung, da Methan viele Quellen hat, darunter einige anthropogene (z. B. die Ausbeutung von Öl-und Gasfeldern), aber auch einige natürliche oder halbnatürliche (z. B. Feuchtgebiete).

Mauro Facchini, Head of Earth Observation in der Generaldirektion für Verteidigungsindustrie und Raumfahrt der Europäischen Kommission, kommentierte: „Europas Verpflichtungen gegenüber dem Pariser Klimaabkommen können nur durch eine effektive Analyse von Klimainformationen erreicht werden. Der Copernicus-Klimawandeldienst bietet eine wesentliche globale Ressource dafür durch die Bereitstellung hochwertiger Informationen über den Zustand unseres Klimas. Die Analyse für 2021 zeigt, dass in den vergangenen sieben Jahren weltweit die mit Abstand wärmsten Jahre verzeichnet wurden, eine erneute Mahnung, das weltweit die Temperaturen steigen und wir nun schnell handeln müssen.“

Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus-Klimawandeldienstes, fügte hinzu: „2021 war ein weiteres Jahrextremer Temperaturen mit dem heißesten Sommer in Europa, mit Hitzewellen im Mittelmeerraum, ganz zu schweigen von den noch nie dagewesenen hohen Temperaturen in Nordamerika. Die letzten sieben Jahre waren die sieben wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese extremen Ereignisse erinnern uns eindringlich daran, dass wir etwas ändern müssen, rasch und entschieden Schritte hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft gehen und auf eine Reduzierung der Netto-Kohlenstoffemissionen hinarbeiten müssen.“

Vincent-Henri Peuch, Direktor des Copernicus-Atmosphären-Üerwachungsdienstes, fasste zusammen: „Die Kohlenstoffdioxid-und Methankonzentrationen steigen von Jahr zu Jahr weiter an und es gibt keine Anzeichen für eine Verlangsamung. Diese Treibhausgase sind die Haupttreiber des Klimawandels. Unser neuer beobachtungsbasierter Service, der bei der Überwachung und Überprüfung von anthropogenen CO2-und CH4-Emissionen unterstützt, ist dabei ein entscheidendes Instrument, da er die Wirksamkeit von Emissionsminderungsmaßnahmen besser einschätzen kann. Nur mit entschlossenen Anstrengungen, durch Beobachtungsdaten gestützt, können wir in unserem Kampf gegen die Klimakatastrophe wirklich etwas bewirken.“

C3S wird in seinem jährlichen Bericht, dem European State of the Climate 2021, der im April 2022 veröffentlicht werden soll, einen noch umfassenderen Überblick über verschiedene Klimaereignisse in Europa geben.

Über das EZMW und Copernicus

Copernicus ist die zentrale Erdbeobachtungskomponente des EU-Weltraumprogramms der Europäischen Union und wird mit Mitteln der EU finanziert. Es ist in sechs thematische Dienste aufgeteilt: Atmosphäre, Meeresumwelt, Landüberwachung, Klimawandel, Sicherheit und Katastrophen-und Krisenmanagement. Copernicus liefert frei zugängliche Betriebsdaten und Informationsdienste, die den Nutzern zuverlässige und aktuelle Informationen über unseren Planeten und seine Umwelt zur Verfügung stellen. Das Programm wird von der Europäischen Kommission koordiniert und verwaltet, in Partnerschaft mit den EU-Mitgliedstaaten, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW), Mercator Océan International und weiteren EU-Agenturen.

Das EZMW betreibt zwei Dienste des Copernicus Erdbeobachtungsprogramm der EU: den Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) und den Copernicus-Klimawandeldienst (C3S). Zudem unterstützt es den Copernicus-Dienst für Katastrophen-und Krisenmanagement (CEMS), der vom EU Joint Research Council (JRC) implementiert wird. Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) ist eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die von 34 Staaten unterstützt wird. Es ist ein Forschungsinstitut und Dienstleister, der digitale Wettervorhersagen erstellt und an seine Mitgliedstaaten weiterleitet. Die Daten stehen den nationalen Wetterdiensten in den Mitgliedstaaten in vollem Umfang zur Verfügung. Der Supercomputer und das dazugehörige Datenarchiv des EZMW ist einer der größten seiner Art in Europa, und die Mitgliedstaaten können 25 % seiner Kapazität für ihre eigenen Zwecke nutzen.

Das EZMW hat seine Standorte innerhalb der Mitgliedsstaaten für zahlreiche Aktivitäten erweitert. Zusätzlich zum Hauptquartier in Großbritannien und dem Rechenzentrum in Italien, wurden neue Büroräume in Bonn im Sommer 2021 eröffnet, die sich auf Partnerprogramme mit der Europäischen Union konzentrieren.

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