Deutsche PV-Anlagen hängen Frankreichs Atommeiler ab
Am nördlichen Kühlturm das französischen Atomkraftwerks Cruas (Rhone) prangt ein merkwürdiges Gemälde: Der wallonisch-französische Maler Jean-Marie Pierret hat es 1991 auf Beschluss von EDF, Framatome und des Conseil général de l’Ardèche von neun Bergsteigern in drei Monaten malen lassen. Die 155 m hohe und 12.500 m² umfassende Lüftelmalerei mit dem Titel „Aquarius“ verschlang 4.000 Liter Farbe, etwa 8.000 Arbeitsstunden wurde gepinselt. Das Bild zum Thema „Ökologie“ zeigt ein Kind, das aus einer Muschel Wasser auf eine Glaspyramide gießt, und soll die Bedeutung von Luft und Wasser symbolisieren. Der Figaro kommentierte trocken: „Eine schöne Arbeit für das Image von EdF“ (siehe: spiegel.de/jean-marie-pierret). Die Imagepflege hat die EDF momentan dringend nötig: Die Hälfte der 56 französischen Akw ist vom Netz – Gründe: Wartungsarbeiten und technische Probleme.
Kürzlich rühmte sich Frankreich noch, von russischem Gas unabhängig zu sein (und setzte die Aufnahme der Atomkraft als „nachhaltig“ in die EU-Taxonomie durch (als Kuhhandel mit Deutschland, das dafür Erdgas als klimafreundlich einstufen lassen durfte). Tatsächlich allerdings setzen Hitze und Alter gegenwärtig 28 außer Gefecht – sodass sie derzeit weniger Strom produzieren als deutsche Solaranlagen, schrieb Hubertus Volmer kürzlich auf n-tv.de.
Der Betreiber EDF habe schon „mehrfach seine Prognose nach unten korrigiert. Möglicherweise könnte die Jahresproduktion 2022 auf den niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten sinken“. Dafür verantwortlich sind vor allem feine Risse in den Rohren der Notkühlsysteme. Inzwischen steht fest, dass der gesamte Atompark überprüft werden soll.
In Macrons Regierungsprogramm war Atomkraft zwar noch hochgelobt worden: „Die Energiewende wird dank der Atomkraft gelingen“, versicherte Premierministerin Elisabeth Borne und behauptete, Kernenergie sei CO2-neutral, „souverän und wettbewerbsfähig“. Doch in Frankreich wachsen die Zweifel, machen die in die Jahre gekommenen Atommeiler doch Probleme. Ein heißer, trockener Sommer droht die Lage noch zu verschärfen.
Seitdem in Deutschland Sommerwetter herrscht, produzieren die deutschen Solarkraftwerke zeitweise mehr Strom als die französischen Atomkraftwerke. Eben kamen sie auf tägliche Höchstwerte von mehr als 30 Gigawatt, während die Leistung der Atomkraftwerke in Frankreich nicht über 28 Gigawatt hinauskam. Das alles führt dazu, dass EDF 2022 mehr als 60 Milliarden Euro Schulden anzuhäufen droht. Die Regierung will den Energieversorger daher wieder komplett verstaatlichen.
Die besorgniserregende Entwicklung der französischen Atomkraft ist kein Wasser auf die Mühlen der deutschen Atom-Befürworter. „Die Atom-Debatte ist ein Fake und Lindner weiß das“, schreibt denn auch Volmer auf n-tv.de.
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