Ozonloch

Als Ozonloch wird eine starke Ausdünnung der Ozonschicht bezeichnet. Diese wurde Anfang der Achtziger Jahre erstmals von britischen Wissenschaftlern über der Antarktis beobachtet und ist seitdem eine stetig wiederkehrende Erscheinung, die nach folgendem Muster abläuft:

Im antarktischen Winter (Polarnacht, Mai bis August) kühlt die Luft über der Antarktis wegen fehlender Sonnenstrahlung stark ab. Dadurch bildet sich in der Stratosphäre ein extrem starker Windwirbel um die Antarktis herum, der verhindert, dass ozonreiche Luft, die über den niedrigen Breiten gebildet wird, herangeführt werden kann. Durch die Abkühlung entstehen außerdem so genannte polare stratosphärische Wolken, die im Frühling zusammen mit der wieder einsetzenden Sonnenstrahlung die chemischen Reaktionen des Ozonabbaus in Gang setzen und verstärken.

Eine entscheidende Rolle spielen dabei die vom Menschen in die Atmosphäre gebrachten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Deren Moleküle werden durch das Sonnenlicht in chemisch aktive Halogene – vor allem Chlor und Brom – gespalten, die dann wiederum das Ozon abbauen. Messdaten aus Jahren mit einem besonders starken Ozonabbau zeigen, dass sich der Ozonanteil der Atmosphäre über der deutschen Forschungsstation Neumayer in der Zeit von Mitte bis Ende August, also innerhalb von etwa zwei Wochen, um circa 40 Prozent reduziert hatte. Innerhalb der eigentlichen Ozonschicht in einer Höhe von 15 bis 17 Kilometern waren zur selben Zeit die maximalen Ozonkonzentrationen sogar um 70 Prozent und mehr gesunken.

Abhilfe geschah mit dem sogenannten Montrealer Protokoll. Es wurde zum „vielleicht erfolgreichsten internationalen Vertrag überhaupt“, wie der frühere Uno-Chef Kofi Annan einmal sagte. Schnell und effizient sorgte das Protokoll dafür, dass ganze Gruppen von ozongefährdenden Chemikalien binnen kurzer Zeit vom Markt verschwanden – allen voran die FCKWe. Ein ums andere Mal einigten sich die Staaten auf schärfere Regeln. Möglich war das, weil für die Entscheidungen keine Einstimmigkeit nötig war, sondern eine Zweidrittelmehrheit ausreichte. So gelang es der Menschheit zumindest dieses eine Mal, schnell auf ein globales Problem zu reagieren und es zu lösen – ein beispielhafter Vorgang.

Das Ozonloch ist durch das Protokoll nicht verschwunden – es redet nur niemand mehr davon. Über der Antarktis tut sich jedes Jahr weiterhin ein großes Loch im UV-Schutzschild der Erde auf, über der Arktis hängt die Sache vom Wetter ab. In besonders kalten Wintern kann auch hier ein Ozonloch klaffen. In den kommenden Jahrzehnten wird sich das Ozon erholen – weil kaum mehr FCKW in die Luft gelangen.

Weniger günstig ist allerdings, dass eine Gruppe von Ersatzstoffen, die Fluor-Kohlenwasserstoffe (FKW), extrem klimaschädlich sind. Die Lösung eines Problems an einer Stelle verursachte also ein anderes – und dennoch ist das Lob für das Montreal-Protokoll gerechtfertigt. In manchen Regionen der Stratosphäre in den mittleren Breiten lässt sich schon nachweisen, dass es tatsächlich Wirkung zeigt: Der Schutzschirm wird wieder dicker. Bis mindestens zur Mitte des Jahrhunderts wird es allerdings noch dauern, bis er wieder richtig wirksam ist.

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