UBA veröffentlicht Handreichung
Um den unterschiedlichen Herausforderungen des Klimawandels treffend zu begegnen, sind lokal und regional angepasste Strategien gefragt. Eine am publizierte Veröffentlichung des Umweltbundesamts liefert praxisnahe Handlungsempfehlungen für Klimarisikoanalysen in Kommunen. (Grundlage dafür ist die Norm DIN EN ISO 14091:2021-07. Die Handlungsempfehlung enthält dieselben Begriffe und verwendet dasselbe methodische Vorgehen wie die Norm.) Damit verfolgt das UBA das Ziel, bundes- und bestenfalls europaweit einheitlich vorzugehen und dadurch möglichst große Effekte in der Klimaanpassung durch Klimarisikoanalysen zu erzielen.
Manche Regionen leiden unter häufigeren und intensiveren Überschwemmungen, andere kämpfen mit anhaltender Dürre und Hitze: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gegenden der Welt sind verschieden. Das gilt auch für Deutschland. Klimatische Hotspot-Karten der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) für Deutschland zeigen etwa, dass mit fortschreitendem Klimawandel insbesondere im Osten und Südwesten vermehrt das Auftreten von Extremen erwartet wird. Die Küsten bedroht ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels, Gewässer und ihre Umgebung werden stärker von Hoch- und Niedrigwasser betroffen sein.
Die beschriebenen Unterschiede verdeutlichen, dass pauschale Lösungen nicht weiterhelfen. Stattdessen sollten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vor allem auf lokaler und regionaler Ebene stattfinden. Sogenannte Klimarisikoanalysen spielen dabei eine immer wichtigere Rolle.
Klimaeffekte besser verstehen lernen
Klimarisikoanalysen helfen zu verstehen, wie die Klimaänderungen eine Gegend betreffen werden und welche Systeme – etwa Ökosysteme oder Branchen – einem Klimarisiko infolge von Hitze, Überflutungen oder Starkregen ausgesetzt sind. Wie kleinteilig die berechneten Risikobereiche sind, hängt vom Anwendungsbereich sowie der Datenverfügbarkeit und der räumlichen Auflösung der Daten ab.
Der Mehrwehrt einer Klimarisikoanalyse ist für Kommunen vielfältig. Sie bietet zum einen eine lokalspezifische Grundlage, um geeignete Maßnahmen zur Klimaanpassung festzulegen und widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu werden. Daneben schafft sie durch solide Entscheidungsgrundlagen eine langfristige Perspektive, um den Anpassungsprozess zielgerichtet und planvoll vorbereiten zu können. Dank einer sektorübergreifenden Analyse können obendrein kommunale Fachbereiche identifiziert werden, die gemeinsam Anpassungsmaßnahmen planen und umsetzen sollten. Dabei können Synergieeffekte genutzt und Konflikte durch unterschiedliche Herangehensweisen vermieden werden.
UBA-Handreichung erleichtert kommunale Klimarisikoanalyse
Um Klimaeffekte möglichst treffen zu berechnen, berücksichtigen Klimarisikoanalysen zahlreiche Aspekte. Da künftige Veränderungen jedoch nicht hundertprozentig vorhersagbar sind, ist deren Betrachtung mit Ungewissheiten behaftet und macht die Analyse umso komplexer. Die neue UBA-Publikation „Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene – Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der ISO 14091“ gibt Kommunen ein Tool an die Hand, wie Beteiligte die Klimarisikoanalyse angehen können. Dabei verfolgt das UBA einen möglichst pragmatischen Ansatz, der eine praxisnahe Umsetzung ermöglichen soll.
Die Handlungsempfehlung orientiert sich hinsichtlich des methodischen Vorgehens und der Begrifflichkeiten an der DIN EN ISO 14091:2021-07 zur Bewertung von Risiken durch den KlimawandelDamit verfolgt das UBA das Ziel, bundes- und bestenfalls europaweit einheitlich vorzugehen und möglichst große Effekte in der Klimaanpassung durch Klimarisikoanalysen zu erzielen. Hinter dem Kürzel steht die internationale und europäische Norm „Anpassung an den Klimawandel – Vulnerabilität, Auswirkungen und Risikobewertung“. Die kostenpflichtige Norm wurde 2021 veröffentlicht und ist Teil einer Reihe von Normen unter dem Dach der DIN EN ISO 14090 „Anpassung an die Folgen des Klimawandels – Grundsätze, Anforderungen und Leitlinien“. Die Norm baut unter anderem auf den Sachstandsberichten des IPCC auf.
In der UBA-Handlungsempfehlung wird die ISO 14091 knapp zusammengefasst und um Empfehlungen für die Durchführung von Klimarisikoanalysen und deren Umsetzung in Kommunen ergänzt –sei es durch einen externen Dienstleister, in einer einzelnen Kommune oder im Verbund. Letzteres ist laut Handreichung hilfreich, weil die Kommunen so gemeinsam Lösungen entwickeln können
Klimarisikoanalyse führt in drei Phasen zum Ziel
Angelehnt an die ISO 14091 teilt die Handlungsempfehlung das methodische Vorgehen bei der Klimarisikoanalyse in drei Phasen ein: Vorbereitung, Durchführung und Kommunikation der Ereignisse.
Die Vorbereitung dient als Basis für die Klimarisikoanalysen. Dazu muss unter anderem ein Projektteam zusammengestellt und eine Bestandsaufnahme von bestehenden Klimadaten und bereits eingetretenen Extremereignissen gemacht werden, sowie Strukturen identifiziert werden, die besonders empfindlich auf den Klimawandel reagieren können – beispielsweise Naturschutzgebiete oder Krankenhäuser. Außerdem müssen die Entscheider*innen Rahmenbedingungen wie das zur Verfügung stehende Budget und ihre Erwartungen an die Analyse definieren. Die Handlungsempfehlung liefert dafür unter anderem exemplarische Kostenabschätzungen sowie Recherchetipps zu Daten über Klimarisiken. Wichtig ist laut Handlungsempfehlung auch, sich das Ziel der Klimarisikoanalyse klarzumachen, und, ob ein eher pessimistisches oder optimistisches Szenario durchgespielt werden soll.
Bei der Durchführung der Klimarisikoanalyse analysiert das Projektteam die Klimaauswirkungen für verschiedene Sektoren und bewertet anschließend das Risiko. Die Handlungsempfehlung empfiehlt auf Basis der ISO 14091 eine erste Priorisierung des Handlungsbedarfs mit Hilfe einer Matrix, in der eine grobe und vorläufige Einschätzung des potenziellen Klimarisikos für die identifizierten Klimawirkungen erfolgt. Ergibt dieses Screening nur wenige Klimawirkungen oder eine sehr einfache Maßnahmenplanung aufgrund offensichtlicher Lösungen, kann die Klimarisikoanalyse an diesem Punkt abgebrochen werden.
In allen anderen Fällen geht es unter anderem damit weiter, eine Wirkungskette der Klimaeinflüsse zu erstellen. Diese soll die lokalen Gegebenheiten widerspiegeln und für jeden Sektor getrennt erfasst werden. Anschließend sollen alle relevanten Informationen für die Analyse zusammengestellt und strukturiert erfasst werden – darunter auch Literaturhinweise, Aussagen von Fachleuten, und Datensätze zu klimatischen Parametern. In einem Infokasten fasst die Handlungsempfehlung mögliche Datenquellen zusammen.
Priorisierung von Handlungsbedarfen entscheidend
Um ein möglichst umfassendes Bild über Klimaauswirkungen für den spezifisch festgelegten Kontext der Kommune zu erhalten, müssen die Daten anschließend analysiert, bewertet und interpretiert werden. Dabei rät die Handlungsempfehlung, die Klimawirkungen und gegebenenfalls Handlungsfelder in verschiedene Risikostufen (z. B. gering, mittel, hoch) einzuordnen, um einen Vergleich der Klimarisiken und damit eine Priorisierung des Handlungsbedarfs zu ermöglichen. Dieser priorisierte Handlungsbedarf ist das zentrale Ergebnis einer Klimarisikoanalyse und die Voraussetzung für eine zielgerichtete Maßnahmenplanung.
Die Ergebnisse und Botschaften der Klimarisikoanalyse sollen dafür in der dritten Phase in einem Bericht zusammengefasst werden, der sowohl intern als auch extern verbreitet werden kann – etwa in der Verwaltung beziehungsweise in der Fachöffentlichkeit. Auch Bürger*innen sollen sich informieren können und auf die Analyse aufmerksam gemacht werden, beispielsweise über Social-Media-Meldungen. Um die Ergebnisse der Klimarisikoanalyse gegenüber politischen Mandatsträger*innen effektiv kommunizieren zu können, ist es laut Handlungsempfehlung sinnvoll, diese mitsamt des Anpassungskonzepts in Beschlussvorlagen zu integrieren.
Bundesregierung unterstützt Investitionen in kommunale Klimaresilienz
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit (BMUV) fördert nachhaltige Anpassungskonzepte, zu denen auch Klimarisikoanalysen gehören. In diesem Jahr wird es noch eine Ausschreibung zum Förderschwerpunkt „Innovative Modellprojekte für die Klimawandelanpassung“ geben.
Unterstützung erhalten Kommunen auch vom „Zentrum KlimaAnpassung“. Dieses wurde auf Initiative des BMUV vom Deutschen Institut für Urbanistik gGmbH (Difu) und dem Beratungsinstitut Adelphi aufgebaut.
Autor*innen: Franziska Matthiessen, Jenna Busanny – Deutsche-Presse-Agentur GmbH