Umfrage zur Energiekrise: Große Mehrheit der Deutschen spart Strom
Schon vor dem russischen Angriffskrieg hatte die Energiekrise begonnen. Seit dem Spätsommer 2021 begannen die Energiepreise an den Großhandelsmärkten zu steigen. Zunächst der Preis im Europäischen Emissionshandel, der Gas und Kohle verteuerte. Zugleich mussten die beiden Energieträger über mehrere Monate die unterdurchschnittliche Windkrafteinspeisung am Strommarkt ersetzen. Dieser Umstand und eine nach den Corona-Einschränkungen aufgrund der wirtschaftlichen Erholung Asiens hochschellende Nachfrage nach Gas sorgten dafür, dass Gas zu einem knappen Gut wurde. Der Gaspreis an den Großhandelsmärkten verdreifachte sich zwischenzeitlich, schreibt energiezukunft am 23.11.2022.
Nach einer kurzen Entspannung an den Märkten sorgte dann der russische Einmarsch für noch heftigere Turbulenzen an den Energiemärkten. Die Kosten für Gas verzehnfachten sich zwischenzeitlich. Der Ökoenergieversorger naturstrom hat vor diesem Hintergrund untersuchen lassen, wie die Deutschen ihr Energieverbrauchsverhalten seit Krisenbeginn einschätzen. In einer repräsentativen Umfrage gaben dabei 36 Prozent der Befragten an, dass sie bereits vor der Energiekrise, Strom- und Gassparmaßnahmen umgesetzt hätten.
In der vom Meinungsforschungsunternehmen YouGov durchgeführten Umfrage wurden die Teilnehmer:innen auch gefragt, ob sie Ökostrom beziehen. 36 Prozent bejahten dies. Es zeigte sich, dass Ökostromkund:innen schon vor der Energiekrise deutlich häufiger (11 Prozent mehr als Nicht-Ökostromkund:innen) Sparmaßnahmen umgesetzt hatten. Keinen Unterschied zwischen fossilen und Erneuerbaren Stromkund:innen gab es bei den Bemühungen schon vor der Energiekrise Energiesparen intensiviert zu haben. Dies gaben 38 bis 39 Prozent der Befragten an. Nur 13 Prozent der Befragten erklärten derweil nichts am Energieverbrauchsverhalten geändert zu haben, oder noch ändern zu wollen. Bei Ökostromkund:innen waren es sogar nur 9 Prozent.
„Die Bevölkerung hat vorgelegt und ihre Verbräuche reduziert, das zeigen neben der Selbsteinschätzung der Verbraucher:innen in unserer Umfrage auch wissenschaftliche Untersuchungen zum tatsächlichen Gasverbrauch“, so Kirsten Nölke, Vorständin von naturstrom. „Gleichwohl ist es wichtig und auch notwendig, dass die Haushalte und Unternehmen entlastet werden. Die politischen Beschlüsse müssen aber auch in der Praxis umsetzbar sein, das muss der Gesetzgeber bei aller nötigen Eile beachten.“
Die Bundesregierung will Haushalte und Unternehmen ab 2023 mit Preisbremsen für Gas und Strom entlasten. Für Dezember übernimmt der Bund bei privaten Haushalten und kleinen und mittleren Unternehmen zudem den Abschlag für die Gasversorgung. Ab dem neuen Jahr, laut Medieninformationen rückwirkend schon ab Januar, soll dann beim Strom für den Basisbedarf von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs ein gedeckelter Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde gelten. Der Gaspreis soll für den gleichen Verbrauch auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden.
Die geplante Strompreisbremse drohe jedoch die Vermarktung erneuerbarer Energien einzuschränken (siehe: solarify.eu/kritik-von-oekoenergie-versorgern). Hintergrund ist der geplante Abschöpfungs-Mechanismus für langfristige Ökostrom-Verträge – die sogenannten grünen “Power Purchase Agreements“ (PPA). Aktuell ermöglichen diese PPAs eine direkte Versorgung aus Wind- und Solarparks zu fixen Preisen, die typischerweise deutlich unter dem Niveau der Strombörsen liegen. Nach Informationen von Green Planet Energy will die Bundesregierung diese Ökostrom-PPAs aber nicht entsprechend den darin vereinbarten Preisen abschöpfen, sondern auf Basis fiktiver Erlöse, die sich von der Strombörse ableiten. Das würde PPAs unrentabel machen. PPA-Kraftwerke müssten abgeschaltet werden und solche Verträge würden gar nicht mehr zustande kommen. Zugleich sollen Atom- und Braunkohlekraftwerken großzügige Prämien und Aufschläge gewährt werden.
Die Bevölkerung wäre derweil bereit, die Bemühungen Strom zu sparen zu verstärken, um den preislich nicht gedeckelten Teil des Verbrauchs möglichst gering zu halten, auch das zeigt die Umfrage von YouGov im Auftrag von naturstrom. 41 Prozent der Ökostromkund:innen haben dies vor, zusätzlich zu den 38 Prozent, die ohnehin bereits Stromsparmaßnahmen umsetzen (Mehrfachnennungen waren möglich). Zudem gaben 9 Prozent der Ökostromkund:innen an, angesichts der Strompreisbremse in die Eigenerzeugung von Strom – etwa mittels einer Photovoltaikanlage – zu investieren.
Kleinere Solaranlagen auf Wohnhäusern und insbesondere Balkonsolaranlagen sind seit einer kürzlichen Steuerreform deutlich attraktiver geworden. Für Einnahmen aus Solaranlagen bis 30 Kilowatt Leistung auf Wohnhäusern muss zukünftig keine Einkommenssteuer mehr gezahlt werden. Zudem benötigen alte und neue Balkonsolaranlagen keine Abschaltvorrichtung mehr. Und neue PV-Anlagen bis 25 Kilowatt Leistung brauchen künftig keine Steuerungseinrichtungen beziehungsweise Begrenzung der Wirkleistungseinspeisung auf 70 Prozent. mg
->Quelle: