Circular Valley-Gründer Carsten Gerhardt über Start-ups in der Kreislaufwirtschaft
Höchste Zeit, dass wir bereits vor dem Produktionsbeginn überlegen, was mit den benutzten Rohstoffen am Lebensende der hergestellten Gegenstände geschieht – Circular Valley-Gründer Carsten Gerhardt in der Wirtschaftswoche über das neue Projekt: „Wir verorten das Circular Valley im gesamten Rhein-Ruhr-Raum, dem größten Ballungsraum Europas. Hier leben etwa 14 Millionen Menschen.“ Und: „Auch wenn die Energiekrise uns das zwischenzeitlich vergessen lässt: Künftig werden wir immer mehr Vorgaben sehen, was die Recyclingfähigkeit von Produkten angeht….“
2016 wurde Gerhardt für sein Engagement der Ehrenring der Stadt Wuppertal verliehen. 2017 zeichnete der Landschaftsverband Rheinland Gerhardt für sein Engagement im Bereich der Landschaftspflege und der Kultur mit dem Rheinlandtaler aus. Gerhardt gründete 2020 die Initiative Circular Valley mit dem Ziel, die Rhein-Ruhr-Region als globales Zentrum der Kreislaufwirtschaft zu etablieren. 2022 wurde die Initiative mit dem Wuppertaler Wirtschaftspreis in der Kategorie Stadtmarketing ausgezeichnet
Spätestens seit dem Green Deal der EU sei klar, so Gerhardt, dass nachhaltige Produkte zur Norm würden. Trotzdem kämen immer häufiger kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe zum Einsatz, die sich noch nicht recyceln ließen, etwa in den Rotorblättern von Windenergieanlagen oder den Tragflächen von Flugzeugen. Das stelle uns vor immer größer werdende Probleme. Dass derzeit nur 8,6 Prozent des weltweiten Materialflusses wiederverwertet werden, es also immer noch billiger sei, Rohstoffe zu fördern oder zu importieren, statt sie zu recyceln, ficht den promovierten Physiker nicht an: „Schließlich kann das Schließen von bisher linearen Stoffkreisläufen die Abhängigkeit von den globalen Rohstoffmärkten reduzieren. Die gestörten Lieferketten, die Rallye an den Rohstoffmärkten und die Energiekrise zeigen, wie wichtig Versorgungssicherheit ist. Dafür braucht es aber den Veränderungswillen der Wirtschaft und eine Politik, die den regulatorischen Ordnungsrahmen vorgibt.“
Gerhardt hat Physik, Mathematik, Anglistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und weht sich dagegen, Circular Valles für eine regionale oder gar lokale Aktivität zu halten: „Wir verorten das Circular Valley nicht nur in Wuppertal oder dem bergischen Land, sondern im gesamten Rhein-Ruhr-Raum, dem größten Ballungsraum Europas“. 2020 gründete Carsten Gerhardt Circular Valley, ein Netzwerk der Kreislaufwirtschaft aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der Rhein-Ruhr-Region. Er leitet auch die gleichnamige Stiftung, die am 18.11.2022 das Circular Valley Forum (siehe: solarify.eu/forschungsministerin-wir-wollen-vorreiter-fuer-kreislaufwirtschaft-in-europa-werden) ausrichtete. Im Dezember starten die nächsten Start-ups das dreimonatige Accelerator-Programm der Stiftung. Dann werden wieder 15 bis 20 internationale Start-ups beginnen, in Wuppertal ihre Technologien und Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Die Auswahlphase dafür läuft gerade. Gerhardt; „Wenn man das Circular Valley mit einem Flug vergleicht, würde ich sagen, sind wir gut gestartet, aber die Flughöhe haben wir noch nicht erreicht“.
Hauptberuflich verantwortet Gerhardt als Partner bei der internationalen Unternehmensberatung A.T.Kearney den Bereich Energy and Process sowie Sustainability. Die Krise zeigt laut dem 54jährigen gebürtigen Wuppertaler, „dass es nie wichtiger war, ressourcenschonend zu arbeiten“. Er sehe auch nicht, dass Import und Recycling von Rohstoffen einander ausschließen. Die meisten Unternehmen führen zweigleisig, das finde er auch nicht problematisch.
->Quelle und koplettes Interview: wiwo.de/start-ups-in-der-kreislaufwirtschaft-eine-art-ebay-fuer-industrielle-abfaelle