Ein Jahr nach dem Überfall: Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt Forschende mit umfassenden Maßnahmen
Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. 02.2022 sind Forschende aus der betroffenen Region auch weiterhin auf Unterstützung angewiesen. Die Philipp Schwartz-Initiative für gefährdete WissenschaftlerInnen vermittelt ihnen und auch Forschenden aus anderen Ländern einen sicheren Ort, damit sie ihr Leben schützen und die eigene Arbeit fortsetzen können. Nach der aktuellen, 12. Auswahlrunde können nun 49 WissenschaftlerInnen ihre Forschung in Deutschland fortsetzen; allen drohen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung. Die meisten von ihnen kommen aus der Ukraine (35), 37 Gasteinrichtungen nehmen StipendiatInnen auf. Seit 2022 wurden somit 96 WissenschaftlerInnen aus der Ukraine an 60 Forschungseinrichtungen in Deutschland unterstützt.
Die Humboldt-Stiftung verfügt über langjährige Erfahrung in der Förderung gefährdeter Forschender. Mit dem Auswärtigen Amt entwickelte sie 2015 als erste Forschungsförderorganisation in Deutschland ein entsprechendes Schutzprogramm, die Philipp Schwartz-Initiative, die bis heute auch von Stiftungen aus dem In- und Ausland wie der Mellon Foundation, der Gerda Henkel Stiftung und der Stiftung Mercator finanziell großzügig unterstützt wird. Sie ermöglicht es deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen, ausländische WissenschaftlerInnen, die in ihren Heimatländern durch Krieg und Verfolgung bedroht sind, für zwei bis drei Jahre bei sich aufzunehmen.
Bei der Philipp Schwartz-Initiative arbeitet die Humboldt-Stiftung von Anfang an mit internationalen Partnerorganisationen wie dem Scholars at Risk Network, dem IIE Scholar Rescue Fund und dem Council for At-Risk Academics zusammen. Zur Vernetzung der Akteure dient das jährlich stattfindende Philipp Schwartz and Inspireurope Stakeholder Forum, das dieses Jahr am 23. und 24. Mai in Berlin stattfindet.
Über Sondermaßnahmen wie den Philipp Schwartz-Notfonds Ukraine reagiert die Initiative auf akute Krisen oder Eskalationen. Über den Ukraine-Notfonds konnten Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland im Laufe des ersten Kriegsjahres 28 geflüchtete Forschende aus der Ukraine für bis zu neun Monate aufnehmen, um längerfristige Perspektiven anzubahnen. Der Notfonds konnte mit Spenden der Carl-Zeiss-Stiftung und der wissenschaftlichen Verlagsgruppe Springer Nature realisiert werden.
Das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Europäische Union sowie private Mittelgeber stellen der Humboldt-Stiftung 2022 und 2023 rund 20,7 Millionen Euro zusätzlich für die Unterstützung ukrainischer WissenschaftlerInnen über verschiedenste Maßnahmen zur Verfügung. Dazu gehören die Stipendien in der Philipp Schwartz-Initiative und des EU-geförderten Programms MSCA4Ukraine, aber auch allgemeine Alumniförderungen in Folge des Ukraine-Krieges für HumboldtianerInnen wie Sonderregelungen für Alumniaufenthalte und individuelle Stipendienverlängerungen. Es konnten ein Sonderforschungspreis und Sonderforschungsstipendien vergeben werden.
MSCA4Ukraine Programm
Neben dem Schutz der Forschenden geht es auch darum, langfristige Perspektiven zu schaffen. Es soll keinen dauerhaften Braindrain geben. Sobald es möglich ist, soll daher sowohl die Reintegration in der Ukraine gefördert als auch die Zusammenarbeit des ukrainischen Hochschulsektors mit der internationalen Forschungsgemeinschaft gestärkt werden. Geplant sind bei den Alumnimaßnahmen und im MSCA4Ukraine-Programm Digitale Kooperationsstipendien, erweiterte Rückkehrstipendien oder Sachmittel für den Wiederaufbau. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen ist die aktuelle Kriegslage entscheidend. Eine große Hürde bei der Umsetzung neuer Stipendien ist weiterhin die Tatsache, dass Männer im wehrfähigen Alter meist nicht ausreisen können.
Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 ForscherInnen aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. In weltweit über 140 Ländern pflegt die Stiftung ein fächerübergreifendes Netzwerk von mehr als 30.000 HumboldtianerInnen – unter ihnen 59 mit Nobelpreis.
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