Atomenergie – menschenverachtendes Versprechen

Am 31.10.1957 begann in Garching die großtechnische Uranspaltung in Deutschland. Von dem dabei erzeugten hochradioaktiven Müll ist bis heute nicht ein Gramm entsorgt. Noch bei der Inbetriebnahme des ersten deutschen AKW am 13.11.1960 in Kahl glaubten alle, man werde den gefährlichen Atommüll schon irgendwie los. Nur wenige Sachkundige wiesen damals auf die physikalischen Zwangsläufigkeiten von Halbwertszeiten und die daraus resultierenden Atommüllprobleme hin. Sie wurden als fortschrittsfeindlich denunziert. Doch alle Entsorgungsversprechen der Regierenden blieben hohl. So etwa Bundeskanzler Helmut Kohl nach gewonnener Bundestagswahl in seiner ersten Regierungserklärung am 4. Mai 1983: „Die Entsorgung muss und wird zügig verwirklicht werden.“ Da AKW erwiesenermaßen unsicher sind, und es im Havariefall vom Unfall-, Anschlagsgeschehen oder der Windrichtung abhängt, wer überlebt oder geschädigt wird, können sie nur betrieben werden, weil der Staat den Betreibern die Haftung für Schädigungen anderer abnimmt. Eine vollständige Haftpflichtversicherung wäre unbezahlbar; sie würde die Kilowattstunde Strom auf mehr als 60 Euro hochtreiben. Weltweit gehen entgegen ständiger Meldungen die Zahl der AKW und die Atomstromproduktion zurück. Laut IAEA wurden 2002 weltweit in 444 AKW 2.553 TWh erzeugt. 2006 waren es sogar 2.661 TWh. Doch 2021 wurden von 431 AKW mit 374 GW „nur“ 2.653 TWh Strom geliefert. Hauptgründe dafür sind die GAUe von Tschernobyl und Fukushima, und die weltweit explodierenden (Bau-)Preise für AKW und damit die Atomstromkosten. Daher ist die Behauptung falsch, Deutschland sei wegen des Atomausstiegs wieder in die Kohle eingestiegen. Wer das sagt, oder wer AKW gesetzeswidrig länger laufen lassen will, an dessen/deren Ehrlichkeit sind Zweifel angebracht. Ohne die schwarz-rote Ausbaubremse bei Solar- und Windkraft wäre die Kohleverstromung viel geringer. Wir brauchen statt des menschenverachtenden Versprechens billiger und unbegrenzter Energie ein Tempolimit von 120 kmh auf Autobahnen, Aufhebung der Steuerprivilegien fürs Fliegen und Bepreisung des Straßenverkehrs mit seinen Gesundheits- und Umweltfolgekosten. Und klimaneutrales Heizen – ohne (erfundene) Horrormeldungen, jetzt müssten alle fossilen Heizungen herausgerissen werden. Dänemark und andere Länder sind da schon weiter – seit zehn Jahren. -Gerhard Hofmann-