SRU legt Regierung Gutachten vor
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen drängt in einem am 17.07.2023 der Bundesregierung vorgelegten Sondergutachten darauf, den gesundheitsbezogenen Umweltschutz als politische Querschnittsaufgabe zu stärken (siehe auch solarify.eu/789-sru-sondergutachten-umwelt-und-gesundheit-konsequent-zusammendenken). Eine intakte Umwelt sei eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen, heißt es in dem Gutachten, das die Bundesregierung als Unterrichtung vorgelegt hat. (20/7718). Umweltschutz könne Krankheiten vorbeugen und die Gesundheit fördern. Die Überschreitung von ökologischen Belastungsgrenzen hingegen habe erhebliche gesundheitliche Auswirkungen, schreiben die Experten. „Trotz der jüngsten Hitzewellen, Dürren, Starkregenereignisse und der COVID-19-Pandemie nehmen Politik und Gesellschaft diesen Zusammenhang noch immer nicht ernst genug.“
Bei den anstehenden Transformationen in den Bereichen Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Ernährung sowie bei der Klimaanpassung gelte es, den Gesundheitsschutz konsequent mitzudenken, mahnen die Experten. Gesundheit müsse in alle Politikfelder integriert werden, so ihr Plädoyer. Als Ordnungsrahmen schlägt das Sachverständigengremium das „Leitbild Ökosalute Politik“ vor. Dieses baue auf zentralen Aussagen bestehender Konzepte wie One Health, EcoHealth oder Planetary Health auf.
Trotz Fortschritten im gesundheitsbezogenen Umweltschutz seien in Europa etwa 15 Prozent der Todesfälle auf umweltbedingte Risikofaktoren zurückzuführen, heißt es im Gutachten. Besondere Bedeutung für die Gesundheit habe die Belastung der Luft mit Schadstoffen wie Feinstaub und Stickstoffoxiden, aber auch Lärm. Die durch den Klimawandel zunehmenden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen seien eine weitere Gefahr für Leben und Gesundheit, so die Experten. Auch in der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen durch Tierhaltung und der Verwendung von Chemikalien wie der PFAS-Stoffgruppe sehen sie ernstzunehmende Gesundheitsrisiken.
In ihrem Gutachten schlagen die Sachverständigen neben einem vernetzten Ansatz auch konkrete Maßnahmen vor: Angesichts wachsender Produktionskapazitäten von Chemikalien in Europa und weltweit drängen sie etwa auf ein nachhaltiges Chemikalienmanagement. Der eingeschlagene Weg der EU-Kommission, gesundheits- und umweltgefährliche Stoffe zu minimieren, sei zu begrüßen. Die Chemikalienverordnung REACH solle „zügig und ambitioniert überarbeitet werden“, raten die Experten. Zudem empfiehlt der Sachverständigenrat, Städte als „Knotenpunkte einer gesundheitsbezogenen Umweltpolitik“ in den Blick zu nehmen: Grünräume sollten erhalten und ausgebaut, Gesundheitsämter in städtische Planungsprozesse einbezogen werden, schlagen die Experten unter anderem vor. Der Sachverständigenrat berät die Bundesregierung in Fragen der Umweltpolitik. Er ist mit sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen besetzt.(hib/SAS)
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