Lesehinweis auf Kommentar in Nature
Yong Geng, Joseph Sarkis und Raimund Bleischwitz rechnen in einem Kommentar in Nature vor: Recycling und Rückgewinnung könnten Spannungen um Selten Erden verringern. Die für Batterien, E-Mobilität und Windstromproduktion notwendigen Metalle können etwa aus Elektronikschrott extrahiert werden.
Die meisten gehören zur Gruppe der 17 Seltenen Erden (REEs) – den 15 Lanthaniden im Periodensystem, von Lanthan bis Lutetium – plus Scandium und Yttrium. Und die Nachfrage steigt schnell. Für 1 MW Windenergie etwa werden 170 Kilogramm REEs benötigt, genug, um 900 Haushalte zu versorgen. Der weltweite Verbrauch dieser Elemente wird 2031 voraussichtlich auf auf 315.000 Tonnen steigen – das Fünffache von etwa 60.000 Tonnen 2005.
Doch sie heißen zu recht „selten“, denn ihre Verfügbarkeit ist begrenzt. China, die USA und Russland kontrollieren 56 % der weltweiten REE-Reserven und 76 % ihrer Produktion. Um die steigende Nachfrage zufriedenzustellen, ohne die Umwelt zu schädigen, muss die gesamte REE-Industrie überdacht werden. Unserer Ansicht nach kann dies – ohne Gewinner und Verlierer – durch den Aufbau von Win-Win-Allianzen und einer globalen Kreislaufwirtschaft für Seltene Erden erreicht werden.
REE-Recycling weltweit fördern
Obwohl es klare Vorteile böte, werden derzeit nur etwa 1 % der REEs recycelt. Das Recycling von Neodym aus ausgedienten Magneten erfordert etwa weniger als die Hälfte (35 %) der für die Gewinnung aus Erzen benötigten Energie und setzt weniger Giftstoffe frei. Es gibt keine Strategien für das Recycling von REEs aus Produkten. Und viele Geräte, die relativ viel Seltene Erden enthalten, sind noch in Gebrauch und noch Jahre von der Ausmusterung entfernt. Dazu kommt: REE-Recyclingtechnologien sind ebenfalls unausgereift und kaum finanzierbar.
Deshalb sollten nach Meinung der Autoren die Regierungen weltweit verpflichtende Rücknahmeregelungen und Netzwerke von lizenzierten Recyclingunternehmen für Produkte mit hohem Seltene Erden-Gehalt aufbauen. Zudem sollten sie sich auch auf einen globalen Standard für die Produktkennzeichnung einigen, damit die Arten und Mengen von REEs in Produkten besser identifizierbar werden.
Die Autoren fordern: „ForscherInnen müssen die Durchführbarkeit und die Auswirkungen einer solchen Politik bewerten. Wie schwer wird es beispielsweise für Unternehmen sein, ein nationales Recyclingziel von 15 % zu erreichen, ohne dass sie auf minderwertige Sekundärquellen oder Exportbeschränkungen zurückgreifen müssen? Was müssten sie tun, um 30 % zu erreichen? Eine Datenplattform zum Austausch von Schätzungen über das künftige Angebot an REEs aus sekundären Quellen würde dazu beitragen, diese Lücke zu schließen.“
->Quellen:
- Originalpublikation (vollständiger Kommentar): Yong Geng, Joseph Sarkis & Raimund Bleischwitz: How to build a circular economy for rare-earth elements, in: Nature 619, 248-251 (2023) – doi: https://doi.org/10.1038/d41586-023-02153-z
- leibniz-zmt.de/eine-kreislaufwirtschaft-fuer-seltene-erden-wie-kann-das-gelingen