Großspeicher auf dem Vormarsch

Bis zu 600 MWh in einem Speicher

Deutschland braucht Speicher für die Energiewende, nicht nur Knopfzellen oder kleine Photovoltaik-Heimbatterien, sondern auch Großspeicher. Für die ist der Markt aktuell noch schwierig, der Zubau geht eher langsam vonstatten. Doch dies könnte sich kurzfristig ändern, wie aktuelle Meldungen von Wirsol Roof Solutions und Eco Stor andeuten. Wirsol Roof Solutions will in Thüringen einen Batteriespeicher mit 13,41 Megawattstunden Kapazität realisieren. Eco Stor will im nächsten Jahr mit einem Großprojekt beginnen: 600 MWh sollen in Sachsen-Anhalt aufgebaut werden, berichtet Sandra Enkhardt am 04.08.2023 im Portal .

Kleinste Batterien: Knopfzellen – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

So will Wirsol gemeinsam mit Partnern aus der Wirth-Gruppe einen Großspeicher im thüringischen Ohrdruf realisieren – eine Batterie-Containerlösung mit 10,35 MW Leistung und einer Kapazität von 13,41 MWh. Der Speicherstandort erstrecke sich über eine Fläche von 670 Quadratmetern. Der Anschluss des Großspeichers erfolgte unweit eines Umspannwerks von Thüringer Energienetze, wie es vom Generalunternehmer Wirsol Roof Solutions hieß. Der Netzanschluss finde auf dem Grundstück statt, wobei die Übergabestation bereits errichtet sei. Der Batteriespeicher soll Schwankungen im Stromnetz ausgleichen helfen. Darüber hinaus soll er die Integration von erneuerbaren Energien verbessern sowie die Effizienz des Energiesystems steigern.

Eine ganz andere Dimension hat der von Eco Stor für kommendes Jahr in Förderstedt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) geplante Großspeicher. Er könnte Europas größtes Batteriekraftwerk werden. Auf einer Fläche von acht Hektar neben einem Umspannwerk will das bayerische Unternehmen eine Anlage mit 300 MW Speicherleistung und 600 MWh Kapazität errichten. Insgesamt sollen nach den derzeitigen Planungen sechs Blöcke vom Typ „ECO STOR ES-50C“ gebaut werden. Jeder Block besteht Eco Stor zufolge aus 16 Containerstationen für Wechselrichter und Transformatoren sowie 32 Containerstationen für die Lithium-Ionen-Batterien. Als Investitionssumme veranschlagt das Unternehmen rund 250 Millionen Euro, die Ecor Stor gemeinsam mit weiteren Finanzierungspartnen aufbringen will. Nach der Fertigstellung des Speicherkraftwerks ließen sich damit etwa eine halbe Million Haushalte für zwei Stunden mit Strom versorgen.

„Mit dem Batteriespeicherprojekt in Ohrdruf leisten die Unternehmen der Wirth Gruppe einen beispielhaften Beitrag zum Gelingen der Energiewende und zur Sicherstellung einer stabilen Stromversorgung durch den Einsatz moderner Speichersysteme“, erklärt Andreas Wirth, Geschäftsführer der Wirth Gruppe.

Der Wirsol-Batteriespeicher wird in die 20 kV Mittelspannungsebene der Thüringer Energienetze GmbH integriert, so Projektleiter Christian Jochemich von der W Power GmbH. Der Batteriespeicher in Ohrdruf zeichnet sich durch seine vielfältigen Leistungsangebote aus, die im Rahmen einer “Multi-Use Fahrweise” genutzt werden. Zu den wichtigsten Erlöspfaden des Großspeichers zählen Systemdienstleistungen wie Primärregelleistung (FCR), sowie Sekundärregelleistung (aFRR). Der Stromhandel des Batteriespeichers erfolgt über Intra-Day und Day-Ahead Handel sowie finanzielle Transaktionen und Orderbuch-Trades“. Die Inbetriebnahme des Speichersystems ist im ersten Quartal 2024 geplant.

Eco Stor investiert 250 Millionen

Die Standortauswahl von Eco Stor erfolgte nach gru?ndlicher Untersuchung verschiedener Netzknoten im Übertragungsnetz des Netzbetreibers 50Hertz. Zusammen mit Finanzierungspartnern wird das deutsch-norwegische Unternehmen ECO STOR 250 Millionen Euro in die Realisierung des Speicherwerks investieren. Der Baustart soll in 2024 erfolgen.

Auf einem ca. 8 Hektar großen Grundstu?ck in unmittelbarer Nähe des Umspannwerks sollen 6 Blöcke vom Typ „ECO STOR ES-50C“ mit jeweils 50 Megawatt Leistung und 100 Megawattstunden Speicherkapazität entstehen. Jeder Block besteht aus

  • einem 110kV Umspannwerk,
  • 16 Containerstationen fu?r die Wechselrichter und Transformatoren und
  • 32 Containerstationen mit modernsten Lithium-Ionen Batterien.

Der Geschäftsfu?hrer des Unternehmens Georg Gallmetzer: „Die Strompreise werden zunehmend wetterfu?hlig. Bei zunehmender Produktion von Wind- und Solarstrom braucht es mehr und größere Speicher und deren ausgleichende Wirkung. Sie sorgen so fu?r mehr Stabilität im Netz, bezahlbare Preise und einen sauberen Mix aus Erneuerbarer Energie“.

Einsatz fossiler Kraftwerke weiter reduzieren

Die Aufladung des Batteriespeichers geschieht in Zeiten gu?nstiger Strompreise im Großhandel. Das ist insbesondere der Fall, wenn viel Sonne scheint oder Wind weht. Insofern ist der aufgeladene Strom im Wesentlichen aus erneuerbarer Produktion. Umgekehrt entlädt sich der Speicher in Zeiten hoher Strompreise – also zu Zeiten mit wenig erneuerbarem Strom im Netz. Damit kann der erneuerbare Anteil am Strommix gesteigert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. „Stromnetze können Energie u?ber weite Entfernungen aber nicht u?ber die Zeit transportieren. Dafu?r braucht es Speicher, die erneuerbaren Strom zwischenspeichern und in Zeiten von Dunkelheit oder Windflaute ins öffentliche Netz zuru?ckspeisen. So könne man den Einsatz fossiler Kraftwerke weiter reduzieren, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden“ ergänzt Georg Gallmetzer.

Auch Standortgemeinden sollen profitieren

ECO STOR fordert von der Politik Änderungen bei der Gewerbesteuer-Gesetzgebung. Batteriespeicherwerke sind aktuell nicht wie Wind- oder PV-Kraftwerke von einer Regelung betroffen, die eine Zuteilung von 90% der anfallenden Gewerbesteuer zugunsten der Kommunen vor Ort regelt. „Das muss sich ändern“ fordert Gallmetzer. In Zusammenarbeit mit Verbänden und betroffenen Standort-Kommunen plädiert ECO STOR fu?r die Anpassung des Gewerbesteuerrechts im Zuge des Jahressteuergesetzes 2023. Dies fördert den Strukturwandel ländlicher Regionen und trägt zur Akzeptanz großer Infrastruktur-Maßnahmen in der Bevölkerung bei.

->Quellen: