Gefahr durch Krankheitserreger – auch Bundesregierung dagegen
Die Idee klinge durchaus viel versprechend: Um auf dem Land die Surfgeschwindigkeit im Internet zu erhöhen, möchte die Europäische Union (EU) Breitbandkabel durch vorhandene Energie- und Wasser-Trassen legen, zum Beispiel durch Trinkwasserleitungen. Aufwändige Erdarbeiten und Kosten ließen sich so möglicherweise vermeiden. Für Trinkwasserleitungen berge der Vorschlag allerdings Risiken, die nicht akzeptabel seien. Darauf verweist die Trinkwasserkommission (TWK) beim Umweltbundesamt (UBA) in einer neuen Stellungnahme. An den zahlreichen Kabel-Ein- und Austrittsstellen und bei Wartungsarbeiten könnten Mikroorganismen, unter anderem auch Krankheitserreger in die Trinkwasserleitung eindringen. Die TWK rät daher davon ab, die Breitbandabdeckung über das Trinkwassernetz auszubauen.
Wenn in Trinkwasserleitungen Kabel verlegt würden, müsse das Trinkwassernetz für deren Einbau und Wartung häufiger geöffnet werden als bisher. Dieser Umstand berge Gefahren für die Trinkwasserqualität. „Selbst wenn die Daten-Kabelsysteme sterilisiert sind, besteht durch die zusätzlichen Bauarbeiten am Trinkwassernetz immer die Gefahr, dass Schmutz, Mikroorganismen und Krankheitserreger ins Trinkwasser gelangen. Insofern teilen wir die Auffassung der Trinkwasserkommission,“ sagt UBA-Vizepräsident Thomas Holzmann. Zusätzliche Systeme innerhalb der Wasserleitungen führten zudem zu einer größeren Oberfläche in der Leitung und zu schlechter durchströmten Bereichen. In diesen könnten so genannte Biofilme gedeihen, die in geringen Mengen kein Problem seien. In stärker ausgeprägten Biofilmen siedelten sich jedoch neben Bakterien und anderen Mikroorganismen gerne Wasserasseln und andere Kleintiere an, die dort Nahrung fänden. Vereinzelt seien diese Tierchen Teil des natürlichen Systems und gesundheitlich unbedenklich, in der Trinkwasserleitung seien sie aus naheliegenden Gründen jedoch unerwünscht, insbesondere wenn sie häufiger und in größeren Mengen vorkämen.
Auch die Bundesregierung lehnt die Verlegung von Breitbandkabeln in Trinkwasserleitungen ab. Dies geht aus ihrer Antwort (17/14443) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/14366) hervor. Eine Mitbenutzung von Trinkwasserleitungen wäre nur dann möglich, wenn alle hygienisch begründeten Bedenken ausgeräumt werden könnten, heißt es weiter.