Klimaschäden sechsmal so hoch wie befürchtet

Bisher stark unterschätzt

Ein Bericht von Adrien Bilal and Diego R. Känzig über die Auswirkungen des Klimawandels warnt, dass die Schäden bis zu sechsmal größer sind als bisher angenommen. Der Bericht unter dem Titel „The macroeconomic impact of climate change: Global vs. local temperature“, ist ein Arbeitspapier des National Bureau of Economic Research (NBER). Darin heißt es, dass die „sozialen Kosten des Kohlenstoffs“ etwa 1.056 Dollar pro Tonne Kohlendioxidemissionen betragen könnten. Dem Report zufolge kann jeder Anstieg der globalen Temperatur um ein Grad Celsius mit einem Rückgang des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 12 % verbunden sein.

Keine guten Aussichten – soziale Kosten des Klimawandels sechsmal höher als angenommen – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die Autoren nutzen in diesem Papier laut Abstract die natürliche Variabilität der globalen Temperatur und stützen sich auf  Variationen der Zeitreihen. Ein Anstieg der globalen Temperatur um 1 °C führt demnach zu einem Rückgang des weltweiten BIP um 12 %. Globale Temperaturschocks korrelieren viel stärker mit extremen klimatischen Ereignissen als die Temperaturschocks auf Länderebene, die üblicherweise in der Fachliteratur verwendet werden – das erklärt, warum die aktuelle Schätzung wesentlich höhrt ausfällt. Sie verwenden ihre Erkenntnisse in reduzierter Form zur Schätzung struktureller Schadensfunktionen in einem neoklassischen Standard-Wachstumsmodell. Die Ergebnisse implizieren soziale Kohlenstoffkosten von 1.056 $ pro Tonne Kohlendioxid. Ein Business-as-usual-Szenario für die Erwärmung führt zu einem Wohlstandsverlust von 31 % des Gegenwartswerts, was die wirtschaftliche Bedeutung einer Emissionsreduzierung unterstreicht. Beide Werte liegen um mehrere Größenordnungen über früheren Schätzungen und bedeuten, dass eine einseitige Dekarbonisierungspolitik für große Länder wie die Vereinigten Staaten kosteneffektiv ist.

Die Ergebnisse sind viel höher als frühere Schätzungen; die Interagency Working Group schätzte die Kosten auf etwa 51 Dollar (€ 47) pro Tonne, während die U.S. Environmental Protection Agency (EPA) laut E&E News 190 Dollar (€ 175) pro Tonne Kohlenstoffemissionen veranschlagte. Nach Hochrechnungen von Statista belief sich die Menge der weltweiten Kohlenstoffemissionen 2023 auf etwa 37,55 Milliarden Tonnen. „Es wird zwar immer noch ein gewisses Wirtschaftswachstum geben, aber bis zum Ende des Jahrhunderts könnten die Menschen um 50 % ärmer sein als ohne den Klimawandel“, so Adrien Bilal, Mitverfasser des Berichts.

Nach Angaben der NASA hat sich die Welt bis 2023 bereits um 1,36 Grad Celsius erwärmt, verglichen mit der vorindustriellen Durchschnittstemperatur von 1850 bis 1900. In einer Umfrage des Guardian*), die Anfang dieses Monats veröffentlicht wurde, sagten Hunderte von führenden Klimawissenschaftlern aus der ganzen Welt, dass sie eine globale Erwärmung von mindestens 2,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts erwarten.

*)Aus dem Guardian: Führende Klimawissenschaftler befürchten einer Umfrage des Guardian zufolge, die globalen Temperaturen könnten noch in diesem Jahrhundert um 2,5 °C über das vorindustrielle Niveau ansteigen. Damit würden sie die international vereinbarten Grenzen überschreiten und katastrophale Folgen für die Menschheit und den Planeten haben. Fast 80 % der Befragten, die alle dem IPCC angehören, sagen eine globale Erwärmung von mindestens 2,5 °C voraus, während fast die Hälfte mit mindestens 3 °C rechnet. Nur 6 % glauben, dass der international vereinbarte Grenzwert von 1,5 °C eingehalten werden kann. Viele der Wissenschaftler sehen eine „halbdystopische“ Zukunft mit Hungersnöten, Konflikten und Massenmigrationen, angetrieben durch Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme von einer Intensität und Häufigkeit, die weit über das hinausgeht, was bereits eingetreten ist. Viele Experten sagten, sie fühlten sich hoffnungslos, wütend und verängstigt, weil die Regierungen trotz der eindeutigen wissenschaftlichen Beweise nicht handelten.“

->Quellen: