Buch: Circular Economy – Nachhaltigkeit ermöglichen

Vom Buzzword zur gelebten Praxis – Transformationsbeispiele aus verschiedenen Branchen

Unser lineares Wirtschaftssystem scheint ausgedient zu haben – trotz seiner Erfolge. Die endlichen Ressourcen unserer Erde können sich in der Geschwindigkeit, in der wir über sie verfügen, nicht mehr regenerieren. Die Folgen für Umwelt und Klima sind nicht zu übersehen. Entsprechend entsteht die Diskussion nach neuen Wirtschaftssystemen, welche die Anforderungen von Menschen und Natur stärker in Einklang bringen. Im Mittelpunkt der Betrachtung „Nachhaltigkeit ermöglichen“ von Sabrina Krauss und Philipp Plugmann (Springer-Verlag) steht hier der Ansatz der Circular Economy. Dieser entnimmt Ressourcen nur nachhaltig. Produkte werden von vornherein so entworfen, dass der Produktlebenszyklus wesentlich verlängert wird und die verwendeten Materialien voll recyclingfähig sind. Der vorliegende Beitrag erläutert das Konzept der Circular Economy und zeigt neben verschiedenen Praxisbeispielen auch unternehmerische Handlungsfelder auf.

Plugmann/Krauss – Nachhaltigkeit ermöglichen – Titel © SpringerGabler

Dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ von Beginn an ein Containerbegriff war, darüber scheint weitestgehend ein Konsens zu herrschen – auch wenn in den früheren Ansätzen zunächst ausschließlich die ökologische Perspektive vertreten und in den Fokus gerückt worden ist. Gemäß Duden bedeutet der Begriff Nachhaltigkeit: „sich auf längere Zeit stark aus­wirkend, dauerhaft, eindringlich“. Wirft man einen Blick auf die ebenfalls in dieser Quelle genannten Synonyme, versteht man schnell, warum sich der Begriff als Containerbegriff so gut eignet.

Containerbegriffe avancieren leichter als die meisten anderen Begriffs-Kategorien zu einem Buzzword. Jeder sagt es, meint möglicherweise ähnliche, manchmal aber auch ganz andere Sachverhalte damit. Nicht zuletzt wird der Begriff dann irgendwann adjektivisch vor alle möglichen Vorhaben und Sachverhalte gesetzt: wie z.B. nachhaltige Personal­arbeit, nachhaltige Bildung, nachhaltige Wirtschaft etc. Leider geschieht dies sehr oft ohne Bezug zur Kernbedeutung der eigentlichen Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist ein Buzzword geworden. Ursprünglich eine ökologische Sichtweise umfassend, hat der Begriff inzwischen in nahezu alle Wissenschafts- und Lebensbereiche Einzug gehalten: er ist zu einem Containerbegriff geworden. Was genau jedoch ist dann jeweils mit Nachhaltigkeit gemeint? Und wie ermöglichen wir diese?

Die Beiträge in diesem Buch zeigen die verschiedenen Facetten und Bedeutungen von Nachhaltigkeit in den unterschiedlichen Disziplinen auf und versuchen die Annäherung an eine gemeinsame Kernbedeutung. Zudem legen sie die jeweiligen Möglichkeiten des Handelns dar und motivieren den Leser, sich dem Thema Nachhaltigkeit in seiner Vielfalt zuzuwenden und sinnvolle Maßnahmen umzusetzen. Die Leitidee ist, dass seitens der Kunden, Mitarbeiter und der Arbeitsprozesse Nachhaltigkeit sichtbar gemacht und gelebt werden muss. Dazu müssen in jeder Branche und in allen Lebensbereichen entsprechende Maßnahmen identifiziert und implementiert werden, um Innovationen zu unterstützen und voranzutreiben. Beispiele und Inspirationen dazu in diesem Buch.

Das hier vorliegende Buch „Nachhaltigkeit ermöglichen. Vom Buzzword zur gelebten Praxis – Transformationsbeispiele aus verschiedenen Branchen.“ soll ein Gegengewicht setzen; es will den Begriff in seine Unterfacetten zerlegen, Möglichkeiten des Handelns darlegen und den Leser motivieren, sich von dem Thema „Nachhaltigkeit“ nicht gelang­weilt abzuwenden.

Gerade im wirtschaftlichen Kontext warten neue Ansätze wie Circular Economy darauf, weiter mit Leben gefüllt zu werden. Die Kapitel dieses interdisziplinär entstandenen Buches weisen auf die unterschiedlichen Übersetzungen und konkreten Bedeutungen im jeweiligen Bereich hin: eine nachhaltige Gesellschaft impliziert beispielsweise Zugang zu Bildung oder bemüht sich, Gerechtigkeit zu fördern und nicht zuletzt zu viel Stress und Überlastung zu vermeiden. Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass es inhalt­liche Berührungs- und Überschneidungspunkte in den Kapiteln gibt, aber immer auch ein Teil des Nachhaltigkeitsbegriffs ganz distinkt in der jeweiligen Disziplin seine Anwendung findet.

Das Einsparen von Co2-Emissionen ist als Maßnahme zur Nachhaltigkeitssteigerung im Sinne der Erhaltung des Planeten bekannt. Eine solche Einsparung ist aber nicht direkt sichtbar, wird von anderen mitunter ignoriert, nicht wertgeschätzt oder je nach Peergroup sogar verachtet. Auch die Folgen des Nicht-Nachhaltig-Gelebt-Habens werden nur verzögert und an Ereignissen des Lebens erlebbar, deren Zustandekommen nicht monokausal auf eine Ursache zurückzuführen ist, was viele Diskussionen über „richtig“ oder „falsch“ auslöst und sich bis in die politischen Diskurse zur sozialen Gerechtigkeit verästelt. Diese Umstände machen Maßnahmen und Wahrnehmung von Maßnahmen zur Nachhaltigkeitssteigerung zu einem psychologischen Phänomen. In diesen Diskussionen geht es auch oft – hinter der Maske des Klimawandels – um soziale Vergleiche, menschliches Erleben und Verhalten in Kontexten und untereinander, um Führen und Folgen und natürlich um Verstehbarkeit und Komplexitätsreduktion.

Der Leser des Buches wird mitgenommen durch die unterschiedlichen Branchen und die Möglichkeiten, die sich dort eröffnen, um die 17 Ziele der UN-Charta einzuhalten, wenngleich ebendiese auch einer besonderen Kritik unterliegen.

->Quelle: link.springer.com/978-3-658-44832-5