DUH: „Verpackungswahnsinn bei Aldi, Lidl und Norma geht weiter“

Dritter Verpackungs-Check der Deutschen Umwelthilfe in Supermärkten

Supermarktketten und Discounter setzen weiterhin zu wenig auf Abfallvermeidung und Mehrweg, nur Biomärkte schneiden erneut gut ab. Größte Verpackungsmüllsünder im DUH-Test sind Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Norma und Penny. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert von Umweltministerin Lemke Abgaben auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen, Mehrwegquoten für Wein und Milch sowie eine Umlage der Plastiksteuer auf verantwortliche Unternehmen. Denn deutsche Discounter und Supermärkte haben noch immer ein riesiges Verpackungsmüllproblem mit fatalen Folgen für Umwelt und Klima. Zu diesem Ergebnis kommt der dritte Verpackungscheck der Deutschen Umwelthilfe (DUH) laut einer Pressemitteilung vom 31.7.2024. Nur Biomärkte schnitten zufriedenstellend ab.

In Plasik verpacktes Obst – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die Supermärkte und Discounter Kaufland, Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Netto Marken-Discount, Norma und Penny erhielten erneut allesamt Rote Karten. Bei Obst und Gemüse hat sich die Bilanz mit 66 Prozent im Durchschnitt verschlechtert. Aldi Nord bietet in diesem Jahr mit 78 Prozent sogar 6 Prozent mehr verpacktes Obst und Gemüse als im Vorjahr an. Mehrwegflaschen waren im Getränkeregal von Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl nach wie vor nicht zu finden, bei Norma lag der Anteil gerade mal bei 21 Prozent. Abfüllstationen für trockene Lebensmittel wie Müsli oder Reis gab es nur in wenigen Ausnahmefällen. Edeka und Rewe erhielten als einzige Supermärkte eine Gelbe Karte. Die Biomärkte Bio Company, Alnatura und Denns erhielten allesamt Grüne Karten.

Deutschland gehört in Europa mit 237 Kilogramm im Jahr 2021 zu den Spitzenreitern beim Verpackungsmüll. 62 Prozent der Verpackungsabfälle, die zuhause weggeworfen werden, sind Verpackungen für Lebensmittel.

DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Unser Verpackungscheck belegt im dritten Jahr in Folge: Zwischen nachhaltigen Werbeversprechen und Verpackungspraxis klafft bei Supermärkten und Discountern seit Jahren eine riesige Lücke. Sie kommen gar nicht oder nur in Trippelschritten zu weniger Verpackungsmüll. Für schnelle Verbesserungen bedarf es deshalb rechtlicher Vorgaben, um das in der EU-Verpackungsverordnung geltende verbindliche Abfallvermeidungsziel für Verpackungen zu erreichen. Frankreich macht es vor mit dem Ziel, bis 2030 die Anzahl an Einweg-Plastikflaschen zu halbieren. Über eine Verbotsregelung wurden zwischen 2021 und 2023 bereits 25 Prozent Plastikverpackungsmüll bei Obst und Gemüse eingespart. Umweltministerin Steffi Lemke muss dringend nachziehen und verbindliche Mehrwegquoten für Getränke, auch für Milch und Wein, sowie eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf unökologische Einweg-Plastikflaschen, Dosen und Getränkekartons einführen. Zudem muss die sogenannte Plastiksteuer für nicht recycelte Plastikverpackungen auf die verantwortlichen Unternehmen umgelegt und nicht weiter aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.“

Es gilt in Deutschland laut Verpackungsgesetz zwar eine Mehrwegquote für Getränke von 70 Prozent, diese ist aber weder für den Handel verbindlich noch wird sie sanktioniert. Die Folge: Das Mehrwegangebot für Getränke bei den klassischen Supermärkten und Discountern lag bei den DUH-Tests mit durchschnittlich nur 30 Prozent weiterhin gravierend unter der Quote. Nur Netto Marken-Discount konnte sich bei Mehrweg steigern, sonst schnitten alle Discounter nach wie vor deutlich schlechter ab als Supermärkte. Bei Kaufland, Edeka und Rewe gab es Mehrwegflaschen für Frischmilch und Joghurtgläser, allerdings nur in geringen Mengen. Bei Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Norma und Penny gibt es für diese Produkte nach wie vor nur Einweg.

Bio Company, Alnatura und Denns vone

Das unkomplizierte Ausleihen von Mehrwegbechern und -Essensboxen für Kaffee, Salat oder an Käse- und Wursttheken wurde, mit Ausnahmen von Rewe und Edeka, nur bei den Biomarktketten konsequent umgesetzt. Abfüllstationen für trockene Lebensmittel wie Reis oder Nudeln gab es nur bei der Bio Company und lediglich einer Edeka-Filiale.

Elena Schägg, Stellvertretende DUH-Leiterin für Kreislaufwirtschaft: „Wie umweltfreundlich verpackt werden kann, zeigen erneut die von uns untersuchten Biomärkte der Bio Company, Alnatura und Denns. Diese schnitten in allen untersuchten Produktkategorien besser ab als Supermärkte und Discounter. Wenn Obst und Gemüse bei Alnatura zu 92 Prozent und bei Denns zu 87 Prozent unverpackt angeboten werden, können sich große Handelsketten nicht hinter billigen Ausreden verstecken. Bei Bäckereien in der Bio Company ist es seit Jahren Standard, den Coffee-to-go nur im Mehrwegbecher zu erhalten. Biomärkte verzichten auf viele unnötige Verpackungen und setzen häufig auf Mehrweg – so geht Abfallvermeidung und Klimaschutz. Um aber möglichst vielen Menschen einen verpackungsarmen Einkauf zu ermöglichen, müssen die großen Lebensmitteleinzelhändler endlich aufholen.“

Hintergrund

In ihrem Verpackungscheck prüft die DUH regelmäßig das Verpackungsangebot der 12 größten Supermarkt-, Discounter- und Biohandelsketten in vier Produktkategorien. Für den dritten DUH-Verpackungscheck wurden stichprobenartig Testbesuche in jeweils 4 Filialen der 12 großen Ketten in Nord-, Ost und Süddeutschland im Zeitraum Januar bis Mai 2024 durchgeführt. Untersucht wurden Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Penny, Netto Marken-Discount, Norma Rewe, Edeka, Kaufland, Alnatura, Denns und die Bio Company. Mit einem standardisierten Testbogen wurden Verpackungen von Waren des täglichen Bedarfs in vier Kategorien getestet – Obst und Gemüse, Getränke, Frischmilch und Joghurt, Frische- und Selbstbedienungstheken. Auf dieser Grundlage wurden Durchschnittswerte ermittelt. Zum ersten Mal waren zusätzlich zu den DUH-Testbesuchen mehr als 100 engagierte UnterstützerInnen in 20 verschiedenen Supermarktketten in ganz Deutschland unterwegs, um das Mehrwegangebot bei Käse-, Wurst- und Salattheken zu testen.

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