EuRIC: Mehr Kreislaufwirtschaft im Bausektor

Manifest der EU-Recycler

Bau- und Abbruchabfälle, darunter Beton, Holz, Metalle, Ziegel, Glas und Kunststoffe, machen etwa 30 % aller jährlich in der EU anfallenden Abfälle aus und stellen einen wichtigen Materialstrom dar. Der Bausektor hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, denn er trägt zu etwa 12 % der Treibhausgasemissionen in der EU bei. In ihrer Schrift „EU Recyclers‘ Manifesto: Stärkung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor. Re-constructing Europe“ hat der europäische Recyclerdachverband am 06.08.2024 fünf wichtige politische Empfehlungen für das nächste Fünfjahresmandat der EU (2024-2029) vorgestellt, um die Kreislaufwirtschaft im Bausektor zu verbessern.

Baustelle mit Abriss-Schutt – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Das Dokument skizziert fünf zentrale politische Empfehlungen, um das Recycling zu verbessern und einen florierenden Recyclingsektor zu fördern, Rohstoffautonomie zu gewährleisten, Innovationen zu fördern, Arbeitsplätze zu schaffen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Es  unterstreicht das erhebliche Potenzial für Kreislaufwirtschaft und Recycling im Bau- und Abbruchsektor und betont die Notwendigkeit, den Markt für recycelte Materialien zu stimulieren und die Gesetzgebung voranzutreiben, um deren Verwendung vorzuschreiben. Es fordert verpflichtende Umweltproduktdeklarationen (EPDs), eine bessere Trennung von C&D-(Bau und Abriss)-Abfällen und die Einführung EU-weiter End-of-Waste-Kriterien (EOW), um die Verwendung von Recyclingmaterialien zu fördern. Darüber hinaus wird eine ausgewogene Chemikaliengesetzgebung gefordert, die die Umwelt und die menschliche Gesundheit schützt und gleichzeitig das Recycling erleichtert und eine übermäßige Belastung der Industrie vermeidet.

EuRIC fordert von der EU, Anreize für Recyclingmaßnahmen zu schaffen und so den Markt für recycelte Bau- und Abbruchabfälle zu beleben. Es brauche einen soliden europäischen Rechtsrahmen, der die Verwendung von recycelten Baustoffen im Baugewerbe fördere. Zu den wichtigen gesetzgeberischen Maßnahmen gehörten die bevorzugte Verwendung von Recyclingmaterialien bei öffentlichen Bauprojekten sowie die Förderung der Standardisierung von Kreislaufmaterialien und -produkten. Entscheidend in diesem Zusammenhang seien Umweltproduktdeklarationen (EPD) zu, die verpflichtend eingeführt werden sollten, um die Recyclingbemühungen umfassend zu unterstützen. Sie sollten zudem neben der Kohlenstoffreduzierung auch andere Vorteile der Kreislaufwirtschaft hervorheben, wie z.B. die Verringerung der Ressourcenentnahme, die Einsparung von Energie und die Minimierung von Deponieabfällen.

Für klare Zielvorgaben und Audits vor Abriss

Weiterhin spricht sich EuRIC in seinem Manifest für eine Verbesserung der Abfalltrennung und des Recyclings aus. Auf den Baustellen müssten Abfälle effektiver getrennt werden, um die Recyclingraten zu erhöhen. Dazu fordert EuRIC klare Zielvorgaben und Audits vor Abrissen, um eine ordnungsgemäße Sortierung und Wiederverwertung von Materialien wie Beton, Metallen und Holz zu gewährleisten. Unterirdische Bauwerke, Fundamente und Betonkonstruktionen sollten getrennt abgerissen werden, um hochwertige rezyklierte Gesteinskörnungen für die Herstellung von Recyclingbeton zu gewinnen. EuRIC fordert die EU-Kommission zudem dazu auf, in der Abfallrahmenrichtlinie ab 2025 spezifische Recyclingziele für verschiedene Arten von Bau- und Abbruchabfällen festzulegen. Verfüllung sollte nicht länger als Recycling gelten. Stattdessen müsse der Fokus auf echter Wiederverwendung und hochwertigem Recycling liegen.

EuRIC für europäische Abfall-Ende-Verordnung

Des Weiteren spricht sich EuRIC für europäische Regelungen zum Ende der Abfalleigenschaft aus. Mit der Einführung von Abfallende-Kriterien könnte das Vertrauen und die Akzeptanz von recycelten Materialien bei Bauherren und Behörden entscheidend gestärkt werden. Die Harmonisierung dieser Kriterien mit den etablierten nationalen Normen werde die Verwendung von recycelten Bau- und Abbruchmaterialien bei neuen Bauprojekten fördern und die Substitution von Primärrohstoffen erleichtern.

Um die Kreislaufwirtschaft im europäischen Bausektor voranzubringen, müsse die Verwendung von Recyclingmaterialien in Bauprodukten durch EU-Rechtsvorschriften vorgeschrieben werden. Denn drzeit sei der Markt nicht in der Lage, die Abnahme von Recyclingmaterialien ausreichend sicherzustellen, obwohl diese die gleiche Qualität und Leistungsfähigkeit wie Primärbaustoffe aufwiesen und größere Umweltvorteile böten. Die EU-Gesetzgebung müsse daher die Nachfrage nach Recyclingmaterialien aus Bau- und Abbruchabfällen ankurbeln und den Recyclern Stabilität und Investitionssicherheit bieten, damit sie ihre Kapazitäten in der gesamten EU ausbauen können.

Julia Ettinger, die Generalsekretärin von EuRIC, erklärte: „Unser Manifest bietet einen klaren Fahrplan für die politischen Entscheidungsträger, um die Kreislaufwirtschaft im Bau- und Abbruchwesen zu fördern, die Umweltzerstörung und den Ressourcenverbrauch zu verringern und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und die Innovation in der EU zu fördern. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger dringend auf, diesen Empfehlungen in der kommenden Legislaturperiode Priorität einzuräumen.“

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