„Deeper Down the Rabbit Hole“

Studie zu Technologien im Zentrum von Verschwörungstheorien in Information Systems Research erschienen

Ein neues Forschungspapier von Manuel Trenz beleuchtet, wie technologiebezogene Verschwörungstheorien entstehen und zeigt deren negative Konsequenzen auf. Die Forschungsarbeit, die in Zusammenarbeit mit Simon Trang, Tobias Krämer und Welf Weiger entstanden ist, wurde jetzt in der Zeitschrift Information Systems Research (VHB A+) veröffentlicht.

Information Systems Research – cover © VHB

Verschwörungstheorien stellen in der heutigen Gesellschaft eine zunehmende Bedrohung dar. In dieser Studie untersuchen die Autoren die Verbreitung von technologiebezogenen Verschwörungstheorien, die technologiebezogenen Faktoren, die diese Verschwörungstheorien begünstigen, und ihre Folgen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Glaube an technologische Verschwörungen weit verbreitet ist und sowohl populäre kommerzielle Technologien wie Amazon Echo und die Google-Suche als auch gemeinnützige Technologien wie Corona Warn Apps betrifft. Darüber hinaus zeigen die Autoren in vier empirischen Studien, unter welchen Umständen solche Technologieverschwörungen entstehen und welche Folgen sie haben können. Die Ergebnisse deuten auf einen selbstverstärkenden Mechanismus mit weitreichenden persönlichen und gesellschaftlichen Folgen hin. Dementsprechend sollte es ein Hauptanliegen für EntwicklerInnen, ManagerInnen und politische EntscheidungsträgerInnen sein, Technologien und deren Wahrnehmung so zu positionieren, dass Verschwörungstheorien vermieden werden. Diese Forschungsarbeit liefert dazu erste Ansätze.

Rabbit Hole (engl. Kaninchenbau) ist eine aus dem Englischen übernommene Metapher für eine Idee oder ein Thema, von dem man sich gedanklich auf Abwege führen lässt. Der Begriff bezieht sich auf das Kapitel Down the Rabbit Hole des Buchs Alice im Wunderland in dem Alice sich nach einem langen Fall in das Loch eines Kaninchenbaus im Wunderland wiederfindet. Der Ausdruck beschreibt heute auch die Tendenz, sich dabei zu verlieren, im Internet einem Link nach dem anderen zu folgen.

Die Studie leistet in dreierlei Hinsicht einen Beitrag zur IS-Forschung.

  1. Erstens stellen wir durch die Entwicklung eines konzeptionellen Verständnisses von Verschwörungsgeschichten ein IT-Artefakt-zentriertes Konzept vor, das es Forschern ermöglicht, eine bisher übersehene dunkle Seite der Technologie zu erforschen.
  2. Zweitens stellen wir eine wechselseitige Beziehung zwischen Verschwörungsgeschichten und Verschwörungsmentalität her, die darauf hindeutet, dass die Befürwortung von Technologieverschwörungsüberzeugungen einen Teufelskreis in Gang setzen kann, in dem Individuen ihre Umwelt zunehmend anhand von Verschwörungstheorien interpretieren.
  3. Drittens liefern wir ein erstes Verständnis dafür, welche wahrgenommenen Technologie- und Emittentenmerkmale dazu führen, dass Technologien zu Objekten von Verschwörungsüberzeugungen werden können. Unsere Ergebnisse sollten Technologieentwickler und politische Entscheidungsträger dafür sensibilisieren, wie ihre Entscheidungen Technologieverschwörungsüberzeugungen auslösen oder abschwächen können, die langfristig erhebliche gesellschaftliche Folgen haben.

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