Gastronomie-Abfälle mit Strategien für Null-Abfall und Kreislaufwirtschaft verringern

Warum die Reduzierung so wichtig ist

Lebensmittelabfälle spielen eine große und oft übersehene Rolle beim Klimawandel. 8–10 % der anthropogenen Treibhausgasemissionen sind mit Lebensmittelabfällen verbunden, doch viele Menschen sind sich des Zusammenhangs zwischen beiden nicht bewusst, schreibt Robert Hattaway auf circular.berlin. In Deutschland ist das Problem beträchtlich. Laut einer 2019 von der Universität Stuttgart veröffentlichten Untersuchung werden hierzulande jährlich insgesamt 12,7 Millionen Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen.

Biotonne der BSR – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die finanziellen Auswirkungen von Lebensmittelabfällen und die Probleme im Zusammenhang mit ihrer Entsorgung gehören zwar zu den ersten Dingen, die in Betracht gezogen werden müssen. Doch die wirtschaftlichen und ökologischen Kosten gehen über die Verschwendung von Lebensmitteln selbst hinaus. Die Produktion, der Transport und die Zubereitung von Lebensmitteln sind in der Regel ressourcenintensive Tätigkeiten. Daher hat dieses systemische Problem weitreichende Auswirkungen, die Lieferanten, Köche, Kunden und andere in der Lieferkette betreffen.

Quellen von Lebensmittelabfällen und aktuelle Initiativen

Haushalte sind die Hauptquelle für Lebensmittelabfälle in Deutschland. Um dies zu bekämpfen, hat sich die Regierung an der UN-Richtlinie SDG 12.3 angeschlossen, die das Jahr 2030 als Frist für die Halbierung der weltweiten Lebensmittelabfälle auf der Ebene des Einzelhandels und der Verbraucher festlegt. Die Nationale Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt Wege auf, wie die vorgeschlagenen Ziele erreicht werden können.

Obwohl das Hauptproblem ein häusliches ist, entstehen auch in der Lebensmittelindustrie große Mengen an Abfall. Lebensmittelverluste in Hotels können durch Faktoren wie falsche Planung, Logistik, biologische Schäden, Zubereitungsfehler, Handhabung durch die Gäste und Abfallmanagement entstehen. Frühstücksbuffets, die in vielen Hotels zu finden sind, sind in der Regel eine der Hauptquellen für Abfälle aufgrund von Überangeboten.

Die Berliner Stadtverwaltung hat erklärt, dass das Abfallmanagement in der gesamten Branche verbessert werden muss. Während einige größere Unternehmen wie Hotels über Strategien für die Bewirtschaftung von Lebensmittelabfällen verfügen, entsorgen kleinere Unternehmen wie Restaurants Lebensmittelabfälle oft falsch. Dies führt dazu, dass jährlich schätzungsweise 30.000 Tonnen Lebensmittelreste nicht vom allgemeinen Abfall getrennt werden. In Zusammenarbeit mit Restaurants in den Bezirken Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf wurde 2019 ein von der Regierung geleitetes Projekt zur Lösung dieses Problems gestartet, das bereits beachtliche Erfolge verzeichnen konnte.

Kreislaufwirtschaft und Zero Waste Lösungen

Zero Waste und die Kreislaufwirtschaft sind zwei Ansätze, die das Problem der Lebensmittelverschwendung angehen und Lösungen bieten können.

Die Kreislaufwirtschaft konzentriert sich auf die Materialströme aus einer systemischen Perspektive. Zu den Ressourcenströmen gehören zum Beispiel Lebensmittel und Getränke sowie deren Verpackung und Transport. Weitere Aspekte sind der damit verbundene Ressourcenverbrauch durch den Transport, die Kühlung und die Zubereitung von Lebensmitteln und Getränken. Wenn wir die Materialströme aus der Perspektive der Kreislaufwirtschaft betrachten, können wir verstehen, wie Ressourcen effizienter genutzt werden können und von linearen „Nehmen, Herstellen, Verschwenden“-Modellen wegkommen.

Die Minimierung von Abfällen ist ein wichtiger Bestandteil eines Kreislaufkonzepts. Strategien zu Zero Waste versuchen, die Entstehung von Abfällen so weit wie möglich zu vermeiden. Es ist schwierig, ein wirklich abfallfreies Unternehmen zu betreiben, aber es gibt klare wirtschaftliche und ökologische Vorteile, wenn die Entstehung von Lebensmittelabfällen von vornherein vermieden wird.

Durch den Verzicht auf die meisten verpackten Produkte, die Verwendung von saisonalen Zutaten und das Angebot einer pflanzlichen Speisekarte hat ein Berliner Restaurant (FREA) Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung in den Mittelpunkt gestellt. Alle verbleibenden organischen Abfälle werden intern kompostiert und an die Lieferanten weitergegeben, so dass die verbleibenden Nährstoffe dem Boden wieder zugeführt werden können.

In vielen Fällen werden genießbare Lebensmittel weggeworfen. Too Good to Go ist ein Dienst, der es Unternehmen ermöglicht, nicht verkaufte Lebensmittel über ihre App oft mit einem erheblichen Preisnachlass an Kunden anzubieten. Dies bringt dem Unternehmen zusätzliche Umsätze, bietet den Verbrauchern niedrige Preise und hilft, unnötige Lebensmittelabfälle zu vermeiden.

Unser Projektansatz

Circular.berlin hat sich entschieden, sich auf die Hotelgastronomie zu konzentrieren, die sich an der Schnittstelle zwischen diesem Thema und dem Tourismus befindet, einem Wirtschaftszweig, der oft erhebliche Umweltbelastungen mit sich bringt. Berlins Gastronomie- und Tourismusbranche beschäftigt mehr als 65.000 Menschen, aber der Tourismus hat unter dem Gesichtspunkt der Kreislaufwirtschaft bisher nur wenig Aufmerksamkeit bekommen. Trotz der Tatsache, dass die Stadt jedes Jahr mehr als 14 Millionen Besucher anzieht, gibt es einen Mangel an qualitativ hochwertigen Daten über Abfallmanagementstrategien in der lokalen Tourismusbranche.

Bei einer Umfrage unter Berliner Küchenmitarbeitern stellte circular.berlin fest, dass die Mehrheit mit den Konzepten der Abfallfreiheit oder der Kreislaufwirtschaft nicht vertraut war. Dies unterstreicht den Bedarf an Arbeit in diesem Bereich und die Tatsache, dass nur wenige Hotels Lebensmittelabfälle im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien berücksichtigen.

Die erste Phase des Circular-Berlin-Projekts bestand aus Untersuchungen zu Null-Abfall und Kreislaufwirtschaft in der Hotelgastronomie und wurde in einem Bericht zusammen mit Handlungsempfehlungen zusammengefasst.

Circular Berlin hat drei Hauptschritte identifiziert, die von Hotels und anderen Anbietern von Lebensmitteldienstleistungen unternommen werden können, um Abfall zu reduzieren:

1. Einführung einer laufenden Abfallüberwachung

2. Verbesserung der Gästebereiche und der Kommunikation mit den Gästen über Lebensmittelabfälle

3. Fortbildung für Küchen- und Servicepersonal

Phase zwei wurde in Zusammenarbeit mit Seminaris-Hotels durchgeführt, um diese Empfehlungen zu testen, Herausforderungen zu ermitteln und Schulungen in einem realen Umfeld anzubieten. Fast alle Teilnehmer unseres Pilotprojekts fanden, dass die Schulung ihnen die Fähigkeit vermittelte, Lebensmittelabfälle auf eine neue Art und Weise anzugehen. Die Schulungsunterlagen sind über die TourismusHub-Plattform von visitBerlin kostenlos erhältlich. Wie man Zugang zu den Ressourcen erhält:

  1. Anmelden bei TourismusHub Berlin
  2. Auf ‚Nachhaltigkeit & Resilienz‘ klicken
  3. Auf „Kreisläufe in der Hotelgastronomie“ klicken

Im vergangenen Jahr hat Circular Berlin sein zweijähriges Projekt über Lebensmittelverschwendung abgeschlossen, ein Thema mit enormen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen. In Zusammenarbeit mit den Partnern NEW STANDARD.STUDIO, Seminaris Hotel, und visitBerlin, hat man sich mit diesem Thema im Kontext der Hotelgastronomie beschäftigt und untersucht, wie die Kreislaufwirtschaft und Zero-Waste-Ansätze Lösungen bieten können. Die Schulungsunterlagen für den Einsatz in der Gastronomie und der Projektbericht sind kostenlos erhältlich.

->Quelle: