Europa braucht Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe

Circular Economy für Maschinenbau unerlässlich

Der Maschinenbau ist für eine europäische Kreislaufwirtschaft unverzichtbar. Der Circular Economy Act ist ein wichtiger Baustein, darf aber nicht im Klein-Klein der Regulierung enden, schreibt Dr. Sarah Brückner, Leiterin der VDMA-Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit am 23.08.2024 auf der Internetseite des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. VDMA.

Maschinelle Dosieranlage – Foto © Peter Wöllauer, CC BY 2.5, commons.wikimedia.org

Europa will klimaneutral werden, dazu muss die Kreislaufwirtschaft in alle Produktionsprozesse Einzug halten. Das ist einerseits ein wahrer Stresstest für alle Beteiligten, andererseits bieten zirkuläre Prozesse enorme Potenziale auch für den mittelständischen Maschinen- und Anlagenbau. Der von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigte Circular Economy Act ist ein wichtiges Zeichen, allerdings kann die Kreislaufwirtschaft nur gelingen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Ganz wesentlich hierfür: Es braucht einen europäischen Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe. Das heißt: innerhalb der EU müssen Sekundärmaterialien zu wettbewerbsfähigen Preisen gehandelt und eingesetzt werden können. Dazu benötigt es auch Qualitätskriterien und Standards für Sekundärrohstoffe und deren Wiederverwendung. „Aufgrund volatiler Preise ist der Markt heute stark unter Druck und gerade Sekundärkunststoffe sind häufig teurer und damit wirtschaftlich nicht attraktiv“, sagt Brückner.

Sowohl das Verhältnis von Menge und Qualität als auch das Preisgefüge stimmen heute einfach nicht, und hier kann die EU mit konkreten Maßnahmen positive Akzente setzen.

Dr. Sarah Brückner, Leiterin der VDMA Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit

Ein Lösungsansatz, um den Sekundärrohstoffmarkt in Europa zu stärken, könnte eine produktspezifische Rezyklat-Einsatzquote sein. Das heißt, für bestimmte Produkte sollte eine Mindestmenge an Sekundärrohstoffen wieder eingesetzt werden. Damit könnte der Markt neu ausgerichtet und die preisliche Schieflage zwischen Rezyklaten und Neuware besser ausgeglichen werden. Wichtig ist allerdings, dass diese Quoten-Regelung und die Marktüberwachung europaweit gelten und zügig umgesetzt werden. Weitere Voraussetzung ist, dass die Umsetzung bürokratiearm und ohne erhebliche negative wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen und die Wettbewerbsfähigkeit, erfolgt.

Flickenteppich in der Kreislaufwirtschaft vermeiden

Der Circular Economy Act soll laut Plänen von der Leyens in der kommenden Legislatur veröffentlicht werden. Der VDMA hat dazu klare Vorstellungen: „Wir erhoffen uns, mit Hilfe des Circular Economy Act einen Flickenteppich in der Kreislaufwirtschaft zu vermieden. Denn derzeit ist die Lage in Europa mit Blick auf nationale Abfallvorgaben, Stoffpolitik oder Maßnahmen zur zirkulären Produktpolitik eher chaotisch“, sagt Dr. Brückner. Nationale Maßnahmen, wie der kürzlich in Deutschland veröffentliche Entwurf einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) müssen in den europäischen Rahmen passen, nur so führen sie langfristig zum Erfolg, betont die VDMA-Expertin.

->Quelle: vdma.org/119266273